"Nürnberger Versicherung" setzt auf Stabilität

15.3.2014, 06:00 Uhr
Der Himmel über der Nürnberger Versicherung ist nicht wolkenlos. Die Zeit der großen Wachstumssprünge ist erst einmal vorbei.

© Rurik Schnackig Der Himmel über der Nürnberger Versicherung ist nicht wolkenlos. Die Zeit der großen Wachstumssprünge ist erst einmal vorbei.

„Wir erwarten in etwa das Ergebnis von 2013.“ Einen Gewinnsprung verhinderten nicht zuletzt die regulatorischen Projekte der EU und der Bundesregierung. „Wir müssen viel mehr dokumentieren als bisher. Das kostet uns einen zweistelligen Millionenbetrag im Jahr“, so Zitzmann.

Während er in der Autoversicherung auf die Kunden Beitragssteigerungen etwa in Höhe der Inflationsrate zukommen sieht, rechnet er mit deutlicheren Steigerungen im Markt der Gebäudeversicherungen. Sie ergeben sich als Folge der hohen sogenannten Elementarschäden im vergangenen Jahr. Denn die Folgen von Unwettern verhagelten der gesamten Branche die Ergebnisse. „2013 war das Jahr mit den größten Elementarschäden in Deutschland. Das hat auch uns getroffen“, beklagt Zitzmann. 68 Millionen Euro musste der Versicherer für die Schadenregulierung aufwenden, dreimal so viel wie in normalen Jahren. 15 000 zusätzliche Schadenmeldungen waren allein bei der Nürnberger zu bearbeiten.

Änderungen bei der Lebensversicherung sind nötig

Auch das Geschäft mit Lebensversicherungen wird nicht einfacher. Eine Gesamtverzinsung von 4,3 Prozent hat die Nürnberger zuletzt noch gezahlt, doch die Renditen werden nach Meinung von Zitzmann weiter sinken, solange das allgemeine Zinsniveau so niedrig bleibt. Der Vorstandschef begrüßt, dass die Politik die bisherigen Reglungen für Lebensversicherungen abwandeln will, um Kunden in Zukunft besserzustellen. Zuletzt musste die Versicherung ein Fünftel der Bewertungsreserven an die vier bis fünf Prozent der Kunden ausschütten, deren Verträge ausgelaufen sind oder gekündigt wurden: „Eine faire Verteilung ist im Sinne der Generationengerechtigkeit geboten. Ansonsten würde uns jetzt so viel Geld entzogen, das nach 2018 fehlen würde“, konstatiert Zitzmann. Während die Nürnberger im Branchenvergleich mit über die höchsten Reserven verfüge, rechnet er damit, „dass der ein oder andere Versicherer“ schon bald neues Kapital brauche.

Aus dem Dilemma der niedrigen Zinsen für relativ sichere Anlagen und den Garantiezusagen in der Lebensversicherung will Zitzmann die Nürnberger auch durch neue Produkte befreien. Der Kunde müsse selbst entscheiden zwischen „absoluter Sicherheit mit Garantiezins – und höherem Risiko bei einem fondsgebundenen Produkt“.

Auch mit mehr Kostentransparenz bei Lebensversicherungsverträgen, wie von Verbraucherschützern gefordert, hat Zitzmann keine Probleme. Um Angebote vergleichen zu können, bräuchte der Kunde seiner Meinung nach aber keine detaillierte Aufstellung einzelner Kosten. Er favorisiert eine Kennzahl, die aufzeige, wie stark Abschluss- und Verwaltungskosten die Rendite schmälern.

Die Lebensversicherung ist das stärkste Standbein der Nürnberger. Sie liefert auch den Großteil des Konzerngewinns, der 2013 von 82 auf 72 Millionen Euro gesunken ist. Dagegen stieg der Ertrag der börsennotierten Holding Nürnberger Beteiligungs AG leicht auf knapp 64 Millionen Euro. Daraus soll eine Dividende von drei (Vorjahr 2,90) Euro ausgeschüttet werden. Bezogen auf den Jahresschlusskurs entspricht das einer Rendite von 4,8 Prozent. Problemkind ist wie bei den meisten Branchenfirmen weiter die defizitäre Kfz-Versicherung.

Die Beitragseinnahmen der Nürnberger summierten sich 2013 auf 3,47 (2012: 3,49) Milliarden Euro. Davon entfielen 744 (850) Millionen Euro auf neue Verträge. Um acht Prozent auf 24,13 Milliarden Euro konnte die Versicherung ihre Kapitalanlagen aufstocken. Auch die Zahl der Mitarbeiter im Innendienst stieg leicht auf 3609 Personen. Hinzu kommen etwa 1200 Außendienstler und mehr als 20 000 Vertriebspartner. Die Versicherung hätte sogar mehr Beschäftigte eingestellt, fand sie aber nicht: „Eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre wird sein, qualifizierte Mitarbeiter zu finden“, ist sich der Vorstandschef sicher.

Schäfler legt Aufsichtsrat-Mandat nieder

Maria-Elisabeth Schaeffler hat ihr Aufsichtsratsmandat bei der Nürnberger Lebensversicherung niedergelegt. Die Gesellschafterin der Herzogenauracher Schaeffler-Gruppe war 2012 in dieses Kontrollgremium eingezogen. Ein Sprecher nannte zur Begründung den großen zeitlichen Einsatz der Unternehmerin im eigenen Haus, der es nicht mehr ermögliche, „das Amt bei der Nürnberger so auszuüben, wie sie es gerne möchte“. Für Schaeffler rückt die Wiener Unternehmerin Elisabeth Gürtler nach.

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