Nürnbergs erster E-Bus Urbino 12 macht eine gute Figur

14.8.2018, 09:55 Uhr
Nürnbergs erster E-Bus Urbino 12 macht eine gute Figur

© NNZ

Und da ist es passiert: Mit einem eleganten Schwenk lenkt der rot-weiße MAN-Gelenkbus zurück nach rechts - und hat den Urbino 12, der heute vor ihm auf derselben Linie fährt, glatt überholt. Ein böses Omen für Nürnbergs ersten elektrischen Linienbus? Nach dem Motto: Diesel schlägt Elektro? Gerhard Stang, Fahrer des gerade überholten Gefährts, hat eine ganz andere und viel banalere Erklärung dafür, warum sein Kollege mit dem Dieselbus gerade an ihm vorbeigerauscht ist.

Weil Stangs Urbino vom Berufsverkehr außen rum ausgebremst wurde, hat sich der vorgesehene zeitliche Abstand zwischen den beiden Bussen erst von zehn auf gerade mal drei, vier Minuten verkürzt. Dadurch sammelt Stang die meisten Fahrgäste an den Haltestellen entlang der Route so kurz vor seinem Hintermann ein, dass dieser wiederum kaum anhalten muss. "Das Anhalten, inklusive Absenken und Öffnen und Schließen der Türen, nimmt ja Zeit in Anspruch", erklärt Gerhard Stang.

"Das hier ist die Zukunft"

An dem E-Bus oder dessen Antrieb liege es jedenfalls nicht, betont der routinierte Busfahrer, der für die VAG bereits seit 1996 hinter dem Steuer sitzt und dabei nicht nur konventionelle Busse gelenkt hat. "Nach Diesel, Erdgas und Hybrid ist das jetzt schon die vierte Antriebsart, mit der ich unterwegs bin", sagt der 60-Jährige über den Elektro-Bus. Sein persönliches Fazit ist erstaunlich eindeutig. "Das hier", sagt er und tippt dabei mit der Hand sanft aufs Lenkrad, "ist auf jeden Fall die Zukunft." 

Der Solaris Urbino 12, der als erster E-Bus der VAG seit Anfang Februar auf Nürnbergs Straßen unterwegs ist, hat in der Tat binnen kurzer Zeit viele überzeugt. Besonders die Batterien, die Skeptiker oft als Achillesferse der Elektromobilität sehen, haben noch nie schlapp gemacht, wie VAG-Pressesprecherin Elisabeth Seitzinger berichtet: In den ersten sechs Monaten, in denen er bereits 12 765 Kilometer Laufleistung absolviert hat, musste der Urbino 12 bislang nur einen Tag pausieren. Nicht etwa wegen der Akkus, sondern wegen eines Ersatzteils, das auf sich warten ließ.

Der Urbino hat sich im Einsatz bewährt

Dabei beansprucht die Klimaanlage, die in der aktuellen Hitzewelle auf Hochtouren läuft, ebenso wie die elektrische Heizung im Winter, durchaus viel Energie. Zum Vergleich: Während der reine Antrieb pro gefahrenem Kilometer etwa 0,9 Kilowattstunden (kWh) aus der 240 kWh fassenden Batterie zieht, schlagen die Klimaanlage auf Hochbetrieb mit weiteren 0,5 kWh und die Heizung sogar mit bis zu 1,1 kWh zu Buche. Eine Erfahrung, der die VAG bei künftigen Beschaffungen ab 2019/2020 Rechnung trägt: "Die nächsten Busse, mit denen wir planen, werden aller Wahrscheinlichkeit nach bereits eine kombinierte Wärmepumpen-Klimaanlage haben", sagt Elisabeth Seitzinger.

Am Entschluss, ihre E-Bus-Flotte auszubauen, hält der Verkehrsbetrieb also fest. Denn auch wenn die Anschaffung teuer und wohl nur mit einer besseren Förderung finanziell möglich ist, hat sich der Urbino im täglichen Einsatz bewährt. Auch was die Reichweite angeht: Obwohl die VAG bei der Einsatzplanung eine großzügige Energie-"Reserve" von 20 Prozent mit einrechnet, kommt der Bus, der leise und mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs ist, laut Elisabeth Seitzinger auf Reichweiten von 130 bis 150 Kilometer. "Damit kommen wir auf vielen Linien, auf denen Solobusse eingesetzt werden, gut klar."

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