Nürnbergs Grünen-Stadtrat Jürgen Wolff ist tot

9.10.2014, 15:59 Uhr
Der langjährige Nürnberger Stadtrat der Grünen, Jürgen Wolff (73) ist am Mittwochabend in Nürnberg gestorben.

© Hagen Gerullis Der langjährige Nürnberger Stadtrat der Grünen, Jürgen Wolff (73) ist am Mittwochabend in Nürnberg gestorben.

Das bestätigten Weggefährten, die ihn bis zuletzt begleitet und mitbetreut hatten. Wolff, der fast 40 Jahre im Nürnberger Rat Politik mitgestaltet hat, lebte nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen im St. Johannis-Stift. Dort ist er am Mittwochabend gestorben.

Die Stadt reagierte mit Betroffenheit und Trauer auf die Nachricht vom Tod des langjährigen Stadtrates. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly sagte in einer ersten Reaktion:

"Jürgen Wolff war ein über alle Parteigrenzen hinweg geschätzter Kollege. Bei allen möglichen politischen Unterschieden stand für ihn im Umgang mit anderen immer der Mensch im Vordergrund. Jürgen Wolff konnte in manchen Debatten leidenschaftlich und emotional sein, aber er wollte nicht verletzen. Über 40 Jahre hat er mit seinem Wirken im Stadtrat, aber auch außerhalb die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung unserer Stadt mitgeprägt. Vor allem die Förderung der Alternativkultur wird mit seinem Namen verbunden bleiben. Er war in seiner aktiven Zeit immer präsent und Ansprechpartner für viele Bürgerinnen und Bürger. Bleibende Verdienste hat er sich als offen homosexuell lebender Mann für die Schwulen und Lesben erworben. Den Emanzipationsprozess hat er mit seinem frühen Outing aktiv vorangetrieben."

Wolff, der 1960 als 19-Jähriger aus der DDR  geflohen war, legte 2011 sein Mandat im Nürnberger Stadtrat aus gesundheitlichen Gründen nieder. 1972 hatten ihn die Nürnberger erstmals in das Kommunalparlament gewählt, damals noch als SPD-Vertreter. Doch Wolff fühlte sich bei den Sozialdemokraten nicht mehr wohl und gründete nach seinem Austritt 1981 zusammen mit Klaus-Peter Murawski die Stadtratsgruppe "Die Grünen/Unabhängige". Seitdem prägte der einstige Malergeselle grüne Politik in Nürnberg mit.

Kultur im Mittelpunkt seines Interesses

Der Lokalpolitiker engagierte sich vor allem in der Kultur und war als Verleger und Galerist tätig. Lange war er als Stadtrat auch erster Ansprechpartner für viele Schulen. Nach seinem - nicht ganz freiwilligen Outing 1982 - bekannte Wolff sich zu seiner Homosexualität und setzte sich auch für die Schwulen- und Lesben-Szene ein.

Wolffs Markenzeichen waren die bunten Hosenträger und sein entwaffnendes Lächeln. Wo immer er auftrat, hatte der leidenschaftliche Fotograf auch seine Kamera dabei und entwickelte sich in seinen späteren Jahren zum Chronisten der Stadt. Anfang 2012 ist Jürgen Wolff aus gesundheitlichen Gründen aus dem Stadtrat ausgeschieden. Zuletzt trat er in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung. 

 

 

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