NZ-Aktion: Warum das Tierheim finanzielle Unterstützung braucht

2.12.2016, 20:05 Uhr
NZ-Aktion: Warum das Tierheim finanzielle Unterstützung braucht

© Foto: Tierheim Nürnberg

Das ganze Jahr hat auch die NZ immer wieder über illegale Welpentransporte berichtet. Über die bemitleidenswerten kleinen Hunde, die skrupel- und herzlose Kriminelle für teures Geld verhökern wollen. Werden diese Tierquäler gefasst, landet ihre "Ware" meist im Tierheim an der Stadenstraße – oft mehr tot als lebendig. Die hilflosen Kreaturen werden dann erst einmal medizinisch versorgt, bevor sie von den Mitarbeitern gepflegt und aufgepäppelt werden. Das kann Wochen dauern.

"In den letzten zwölf Monaten haben wir durch solche Transporte 92 Hunde bekommen, davon waren 80 noch Welpen", seufzt Tierheimleiterin Tanja Schnabel. Jeder einzelne Transport bedeute für sie und ihre Kollegen nicht nur zusätzliche Arbeit: "Das ist für die Tierpfleger auch eine enorme psychische Belastung. Jedes Mal beginnt wieder das große Zittern und die Frage: Schaffen es die kleinen Würmer, kriegen wir sie durch?"

NZ-Aktion: Warum das Tierheim finanzielle Unterstützung braucht

© Foto: Giulia Iannicelli

Denn praktisch alle Hunde aus Herkunftsländern wie Rumänien oder der Ukraine, die ins Tierheim geliefert werden, haben Darmparasiten. Viele leiden außerdem an Parvovirose, einer Infektionskrankheit, die durch Viren hervorgerufen wird und sich durch schweres Erbrechen, hohes Fieber und Durchfall äußert. "Da putzen unsere Leute Tag und Nacht und kommen kaum noch hinterher."

Die Kosten, die anfallen, bis die Tierheim-Schützlinge aus dem Gröbsten heraus sind, steigen durch die Häufigkeit illegaler Transporte sprunghaft an. Laut Tanja Schnabel sind während dieses einen Jahres für Unterbringung, Verpflegung, medizinische Behandlung, Impfung, Aufenthalte in der Tierklinik, die in manchen Fällen nötig sind, über 100.000 Euro angefallen – eine Riesensumme für knapp 100 Hunde.

Um das einordnen zu können, muss man wissen, wie die Finanzierung des Tierheims läuft. Der Tierschutzverein Nürnberg–Fürth und Umgebung fungiert als Betreiber. Rechtlich verantwortlich für Fund- und verwahrloste Tiere sind die Kommunen. Laut Schnabel erhält das Tierheim im Jahr 225.000 Euro von der Stadt Nürnberg, etwa 18.000 Euro von Fürth und zwischen 2000 und 3000 Euro vom Landkreis Fürth.

Die Gemeinden zahlen jedoch nur eine Pauschale für zehn Tage pro Fundtier. "Bis wir ein Tier vermitteln können, dauert es aber oft viel länger", sagt die Heimleiterin. Sie ist deshalb der Ansicht, dass die Kommunen mehr Kosten erstatten müssten. Streng genommen dürften die Tiere sogar erst nach einem halben Jahr das Tierheim verlassen. Fundtiere gelten nämlich juristisch als "Fundsachen", und die müssen sechs Monate aufbewahrt werden.

Legt man das alles zugrunde, müsste die Stadt Nürnberg dem Tierheim rund 600.000 Euro pro Jahr erstatten – eine utopisch hohe Summe. Selbst die würde aber nicht ausreichen, weil das Tierheim tatsächliche Kosten in Höhe von ungefähr zwei Millionen jährlich zu bestreiten hat. Bleibt eine Lücke von rund 1,75 Millionen, die aus Spenden gedeckt werden müssen.

Abgesehen von den Finanzen haben die Mitarbeiter nicht selten Ärger mit den Behörden. Etwa mit Veterinärämtern, die beschlagnahmte Hunde möglichst schnell ins Tierheim bringen lassen, es aber auf einmal nicht mehr eilig haben, wenn es um die Kostenerstattung geht. Durch besonders schlechte Zahlungsmoral sei das Amt in Weiden aufgefallen, erzählt die Chefin des Tierheims: "Obwohl wir beauftragt wurden, von dort Hunde aufzunehmen, weil es im Tierheim Weiden keine Quarantänestation gibt, sieht die Stadt Weiden es nicht ein, uns etwas dafür zu bezahlen."

Schnabel und ihre Kollegen können auch verschiedene Entscheidungen von Behörden nicht nachvollziehen: "Es ist ein Riesenstress, wenn man erfährt, dass man die Hunde wieder an die Leute zurückgeben muss, die für den Transport verantwortlich waren." Aber auch so etwas kommt immer wieder vor.

Reinrassige Hunde aus den Transporten können nach der Erfahrung der Tierheimleiterin recht gut vermittelt werden. Bei Mischlingshunden dauere es deutlich länger. "Das ist auch ein Modeding. Französische und Englische Bulldoggen gehen derzeit sehr gut, Malteser dagegen weniger", hat Schnabel beobachtet. Und Hunde wie zum Beispiel die extrem ängstliche Maggy, die im vergangenen März in einem rumänischen Transporter entdeckt wurde, können erst nach längerer Zeit vom Heim an einen privaten Halter abgegeben werden. "Es hat fast ein Dreivierteljahr gedauert, dann ist Maggy ein bisschen zutraulich geworden", erzählt Tanja Schnabel. Bis Maggy ein Zuhause findet, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen.

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