Offener Brief an Sozialreferent Reiner Prölß

22.2.2018, 15:00 Uhr
Offener Brief an Sozialreferent Reiner Prölß

© Kathrin Walther

Lieber Reiner Prölß,


ich muss meinen Frust hier und jetzt und genau an dieser Stelle loswerden. Auch wenn’s weniger journalistisch und vielmehr persönlich ist. Trotzdem: Ich! Bin! Genervt!!! Und zwar hoch-, ach, was sag ich: höchstgradig. Der Grund? Die Stadt hat uns – wie Hunderte anderer Eltern auch – eine Hort-Absage erteilt. Schönen Dank auch.

Das ist für mich und meine Familie ein echt bitteres Déjà-vu. Denn vor exakt vier Jahren waren wir schon einmal Teil dieses Spiels. Haben Woche um Woche Telefonat um Telefonat mit der wirklich netten Mitarbeiterin des Jugendamts geführt. Wurden verstanden und vertröstet, um dann im August (August!) zu erfahren, dass unser Kind doch noch in einem in der Not auf die Schnelle eröffneten Zentralhort Unterschlupf findet. Und was dachte ich Naivling damals? Ach, dachte ich, bis meine Kleine in vier Jahren eingeschult wird, da hat die Stadt das Problem in den Griff bekommen. Darf ich lachen?

Lieber Herr Prölß, ich weiß: Die Verwaltung hat in den vergangenen vier Jahren eine Menge investiert, sie sucht und baut und macht, was sie kann. Ja, ich weiß: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf einen Platz, dafür aber schwarze Schafe unter den Eltern. Die ihre Kinder anmelden, obwohl ein Elternteil gar nicht arbeitet. Ja, ich weiß: Einen Hort zu bauen ist hochkomplex und bis zum Schulanfang passiert noch viel und wir werden bestimmt eine einigermaßen zufriedenstellende Lösung finden. Und ja, ja, ja: Sie sind mit Sicherheit auch genervt von dem Thema. Aber ich kann Ihnen eines versichern: Ich bin es mehr!

Weil – und ich jammer nicht, ich zicke nicht und ich keife auch nicht – weil wir als berufstätige Eltern ohne Familienanschluss genug um die Ohren haben, um das wir uns kümmern müssen. Weil es auch mal einfach laufen könnte, verdammt noch mal. Ohne Druck und Gerenne und Generve und einem weiteren fetten Punkt auf der To-do-Liste:

+ Regelmäßige Telefonate mit der immer noch sehr netten Mitarbeiterin von der Servicestelle

+ Persönliches Vorstellen bei der Leiterin des Sprengelhorts

+ Auskundschaften der B-Lösung: Mittagsbetreuung vor Ort (Gibt es dort noch Plätze? Was kostet das? Was ist in den Ferien – wir reden hier von 14 Wochen? Welche Ausbildung hat das betreuende Personal?)

+ Falls die Mittagsbetreuung eine Lösung wäre: Entscheidung treffen und zwar schnell und endgültig (denn auch diese Plätze sind fix vergeben, wer sich allerdings für die Mittagsbetreuung entscheidet, fällt aus dem Raster der Hortplatz-Suchenden).

+ Geduld, Geduld, Geduld

Ich möchte daran erinnern: Ich suche keinen Stellplatz für mein Auto, ich such’ eine ordentliche Unterbringung für mein Kind!

Lieber Herr Prölß, wir sollen froh und dankbar sein, dass die Stadt sich so ins Zeug legt, und wir sind’s auch. Aber Sie könnten durchaus auch froh und dankbar sein, dass wir als Eltern und vor allem als Mütter uns derart krumm machen. Und damit für ein Mehr an Steuern und an Produktivität sorgen und für ein dickes Weniger an Sozialausgaben. Und dann muss ich mir anhören, es ist für die Vergabe von Nachteil, dass ich Teilzeit arbeite? Ernsthaft? Wissen Sie eigentlich, was für ein schwammiger Begriff "Teilzeit" ist? Sind’s 10 oder 30 Stunden? Und von wann bis wann? Ihnen ist bewusst, dass Erstklässler um 11.15 Uhr Schulschluss haben? Ich könnte mich echt in Rage schreiben. Drum hör’ ich jetzt mal lieber auf.

Aber eines sag’ ich Ihnen: Von mir bekommt diese Stadt den Stempel "familienfreundlich" nicht!

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