OK Kid bei Rock im Park: Gebt dem Rap eine Chance

27.5.2015, 20:43 Uhr
Die Gießener Gruppe OK Kid brachte 2013 ihr erstes und bisher einziges Album raus.

© PR Die Gießener Gruppe OK Kid brachte 2013 ihr erstes und bisher einziges Album raus.

Das erste und bisher einzige Album der drei Jungs aus Gießen erschien 2013. Ja, erst vor zwei Jahren. Und es klingt wie die frühen Tocotronic-Lieder. Ein bisschen Schulband, ein bisschen besser als das. Und Frontsänger Jonas Schubert hört sich an wie der Lead-Sänger von den Sportfreunden Stiller. Als könne er sich nicht entscheiden, ob er einem was erzählen oder doch etwas vorsingen möchte.

Eigentlich keine Mischung, die einem hinter dem gemütlichen Kohleofen hervorholen könnte. Aber das tut sie doch. Denn die Zeilen, die Schubert mit seinem Keyboarder Moritz Rech und dem Beat-Bastler Raffael Kühle sprechsingen, hinterlassen Bilder im Kopf, die man so schnell nicht los wird.

 „Und schon wieder dieses kopfzerfickende Gefühl. Dieses: Ich will nicht, dass du weißt, dass ich nicht weiß, was ich will. Und ich Idiot hol deine Tasse aus dem Schrank, brüh alles nochmal auf und halt den Kaffee für dich warm verdammt.

Verdammt!  Da fühlt man die letzte Beziehung an einem kleben, wie der Duft, der nach einer gemeinsamen Nacht immer in den Bettlaken hing. Und man spürt den Ärger, die diese völlig unemanzipierte Abhängigkeit von einer Person in einem auslöst. Und die Zeilen lassen einen Lächeln, weil man mit dem naiven Wunsch, dass alles schon wieder gut werden wird, offensichtlich nicht allein dasteht. „Auch, wenn du erstmal nicht mehr kommst, halt ich die Tasse für dich warm.“


OK Kid waren zwischen 2006 und 2012 als Jonas:S unterwegs und damals noch zu fünft. Sie veröffentlichten zwei EPs und wurden dafür 2009 mit dem RadioAward für neue Musik, der von den ARD-Jugendsendern vergeben wird,  ausgezeichnet. Ihren neuen Namen setzten die jetzigen Wahl-Kölner aus den Alben von Radiohead „OK Computer“ und „Kid A“ zusammen, von denen sie sich nach eigenen Aussagen inspirieren ließen. Ihr jetziges Verständnis von „guter Musik“ füttert sich aus der Begeisterung für analoge Synthesizer, der Vorliebe für britische Bands wie Massive Attack oder The Streets und ihrer Freude an der ehrlichen Sprache des Rap.

Und sie spielen auch ganz gern mit Sprache. In ihrem Song „Einsatz“ singt Schubert: „Was ist los Junge? Zeig mal Einsatz. Ein Satz reicht aus. Und du weißt, das hier ist nicht deine Welt. Ein Satz reicht aus.“ Es beschreibt allzu treffend, wie sehr man sich an einem Platz fehl fühlen kann. Wie ein Satz alles kaputt machen kann, was man sich mit viel Mühe aufgebaut hat. Und sei es der Panzer, den man über Jahre entwickelt, um in einer Ellbogengesellschaft zu überleben, der in einem schwachen Moment durch eine Handbewegung zertrümmert werden kann.

Aber das wohl beeindruckendste Lied ist „Unterwasserliebe“. Auch wenn die Band damit beim Mainstream-Wettbewerb „Bundesvision-Songcontest“ 2014 mitgemacht hat, wird die „Rock im Park“- Gemeinde hiermit inständig gebeten, diesem Lied eine Chance zu geben.

„Nicht mehr zu atmen bis die Tropfen neue Wellen schlagen und der Frust endlich schweigt. Nicht mehr zu atmen. Sage nichts, denk nur laut. Tauche erst wieder auf, wenn Liebe nicht mehr laut ist. Und wieder warten auf das Endorphin. Endlich wir, endlos fühlen.“

Dazu darf jetzt jeder selbst denken. Oder bei Rock im Park fühlen.
 

Verwandte Themen


Keine Kommentare