Parker Quartet gastierte beim Nürnberger Privatmusikverein

25.1.2013, 00:00 Uhr

Eigentlich braucht man sich um die Zukunft der Institution „Streichquartett“-Abende nicht sorgen. Natürlich macht der Kahlschlag in der Garde der traditionellen Quartett-Formationen betroffen: Das Alban-Berg-Quartett und die Guarneris haben sich verabschiedet. Unlängst ließ das seit den frühen 1970er Jahren mit Siegeszügen glänzende Tokyo String Quartet verlauten, dass es mit der Quartett-Ehe im Sommer zu Ende gehe.

Tröstlich zu wissen, dass sich in der die Königsdisziplin der Kammermusik eine Reihe junger Ensembles erfolgreich etabliert. So präsentierten die superb aufspielenden Kammervirtuosen des Parker-Teams aus den USA bereits zum zweiten Mal ihre Visitenkarte im Privatmusikverein.

Wie die Vierergruppe Claude Debussys g-Moll Quartett auslotet, wie intelligent komplizierte Gedanken koordiniert und einander zugespielt werden, gehört in die Etage hoher Quartettkunst. Welch Reichtum an Valeurs und bebender Nervosität wuchs aus der Fülle des Themenmaterials. Muntermachende kammermusikalische Rhetorik signalisiert auch Antonín Dvoráks für das Wiener Quartett des Geigers Joseph Hellmesberger komponierte Quartett op. 61. Genüsslich wird der Klangteppich ausgerollt: musikantisch, empfindsam, mit sicherem Instinkt für all die kleinen Rückungen, Ritardandi und Rubati.

Schließlich schöpften die Parkers noch aus der Alchemistenküche von György Ligeti und luden die Zuhörer im zweiten Streichquartett des Magiers zu einer Achterbahnfahrt von Stimmungen und strukturellen Überraschungen ein. Als Zeugnis bedingungsloser Rigorosität entpuppt sich im dritten Satz das „Pizzicato“ wie „...eine imaginäre Maschine die kaputtgeht“. Zur Kategorie der Ungewöhnliches riskierenden Interpreten darf man die Parker-Leute mit Fug und Recht zählen. Denn sie brachten das Kunststück fertig, motorische Segmente, pathetisch aufgezogene Abschnitte und schwindelerregende Polyrhythmik interpretatorisch souverän zu verzahnen. So entstand ein fesselndes Szenario von klangsinnlichen Effekten. Der avantgardistische Nervenkitzel ging unter die Haut.

Der durch Ligeti mit vibrierender Spannung aufgeladene Abend erhielt begeisterten Applaus. Dafür wurde das Publikum dann noch mit dem Adagio aus dem G-Dur-Quartett (KV 156) von Wolfgang Amadeus Mozart belohnt.

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