Partyvolk sorgt in der Nürnberger Altstadt für Ärger

21.1.2017, 06:00 Uhr
Mit diesen Plakaten werben Kneipen und Anwohner in der Altstadt für gegenseitige Toleranz.

© Horst Linke Mit diesen Plakaten werben Kneipen und Anwohner in der Altstadt für gegenseitige Toleranz.

Partyvolk, das spätnachts grölend durch die Straßen zieht. Betrunkene, die Mülltonnen umstoßen oder Hauswände zur Toilette degradieren. Wirte, die auch nach Mitternacht noch Gäste mit Getränken vor ihrer Bar sitzen lassen. All das soll seit vergangenem Sommer eigentlich der Vergangenheit angehören. Zumindest in der Nürnberger Altstadt.

Dort hat der Bürgerverein zusammen mit Kneipen- und Clubbesitzern die Kampagne "Nachtbar & Nachbar - Du bist nicht allein" gestartet. Das Ziel: Mit Plakaten wie "Für meine Bar halt ich die Waffel" für Toleranz und Rücksicht werben, bei Anwohnern, vor allem aber bei Feiernden.

In der südlichen Altstadt aber scheint die Botschaft nicht angekommen zu sein. Im Gegenteil: Abgerissene Autospiegel, Pfützen aus Urin und Erbrochenem, eingeschlagene Fenster, niedergetrampelte Fahrräder - die Liste, die die Anwohner bei der Bürgerversammlung Altstadt präsentieren, ist lang. Den Problembereich können die Leidtragenden genau eingrenzen: Er reicht von Hallplatz über Kornmarkt, Grasers- und Klaragasse bis in die Vordere Sterngasse und die Luitpoldstraße.

"Ein Karree", sagt Ulrich Maly, "das unsere besondere Aufmerksamkeit genießt". Dabei hat sich Nürnbergs Oberbürgermeister gefreut, mitteilen zu dürfen, "dass die Zahl der Ordnungsstörungen und Körperverletzungen in der gesamten Altstadt zurückgegangen ist". Bis auf diese Problemzone. Aber: Nicht für alle Ordnungswidrigkeiten sind Kneipen verantwortlich, sagt Maly, "wir haben von der Königstorpassage einen Verdrängungseffekt von Menschen, die kein Lokal aufsuchen". Die seien für die Kampagne gar nicht greifbar.

Doch auch die Wirte stehen in der Kritik: Die Ausschankgenehmigung bei der Außenbestuhlung (unter der Woche bis 22 Uhr, am Wochenende bis 23 Uhr) werde von kaum einem Wirt eingehalten, heißt es vom Bürgerverein. Stattdessen sitzen die Gäste noch nach 24 Uhr mit ihren Getränken im Außenbereich, die Monobar oder das Dubliner Irish Pub seien dafür Beispiele. Unter anderem.

Vier Kneipen im Fokus

Tatsächlich beteiligen sich in diesem Karree viel weniger Wirte als beispielsweise in der Sebalder Altstadt bei der Kampagne "Nachtbar & Nachbar", weiß Robert Pollack. "Vier haben wir im engeren Fokus", erklärt der Leiter des Ordnungsamtes. Mit denen will die Stadt verstärkt das Gespräch suchen.

Zwar weiß Pollack, dass die Wirte nicht dafür zu belangen sind, was ihre Gäste außerhalb der Kneipe machen. Aber man könne eben Fenster und Türen geschlossen halten, um Lärm zu vermeiden. Und man kann verhindern, dass Kneipengäste mit Getränk vor die Tür gehen.

Die Polizei jedenfalls ist laut OB Maly schon jetzt verstärkt dort unterwegs. Ordnungsmaßnahmen ergreift die Stadt, von der Ermahnung bis zum Bußgeld. "Wir sind akut zugange", verspricht Maly, um die Erfolge, die er sonst dank der Aktion in der Altstadt sieht, auch dort zu erzielen.

12 Kommentare