Paten sollen Drogenkonsumenten im Alltag beistehen

14.12.2009, 00:00 Uhr
Paten sollen Drogenkonsumenten im Alltag beistehen

© Colourbox

«Wir wollen den Teilnehmern ermöglichen, einen Einblick in das normale Alltagsleben - fern der Szene und des Drogenkonsums - zu bekommen», erzählt Stefan Schachtner, Geschäftsführer des Vereins Hängematte. Dabei handle es sich primär um Heroinabhängige.

Schachtner will mit dem neuen Projekt «CleanPatenschaften» zudem eine «gewisse Lobbyarbeit für Drogenkonsumenten» leisten und Schwellenängste abbauen. «Es ist in Bayern das erste Patenprojekt mit Klienten aus dem Drogenbereich», fährt er fort.

Einsamkeit ist Hauptproblem

Zwei Jahre lang reifte die Idee, von der Menschen profitieren, die ihr Suchtproblem im Griff haben - also bereits drogenfrei leben, sich in einer Substitutionsbehandlung befinden oder Gelegenheitskonsumenten sind. Letzteres könne man nicht ausschließen, «das würde an der Realität vorbeigehen», betont Schachtner.

Die Paten sollen ihnen bei der Bewältigung des Alltags zur Seite stehen. Einsamkeit und die Unfähigkeit, die eigene Freizeit zu gestalten, seien das Hauptproblem. «Ihr bisheriges Leben war oft jahrelang von Drogen bestimmt, deswegen haben sie selten Kontakte, die nicht zur Drogenszene gehören», erklärt der Nürnberger.

Jedes Patenkind hat seine Geschichte

Eine Herausforderung. Nicht zuletzt weil - anders als etwa bei Bildungs- oder Seniorenpatenschaften - alle «Patenkinder» eine Geschichte mitbringen, die von einer Drogenkarriere und nicht selten auch von einer Inhaftierung geprägt ist. Und so werden von den Paten ausgehend die passenden Partner gesucht. Für Januar ist ein erstes Treffen anberaumt, das in Zusammenarbeit mit der Frauenberatungsstelle Lilith und der Drogenhilfe mudra stattfindet. Die Schulung für die sechs Ehrenamtler startete im Oktober.

Zwei Frauen und vier Männer im Alter von 25 bis 50 Jahren engagieren sich hier; vorerst soll es bei dieser kleinen Gruppe bleiben. Dabei wäre der Bedarf seitens der Drogenabhängigen viel höher, weiß Schachtner. «Es handelt sich um einen bewusst schmal gehaltenen Probelauf», sagt er. Denn das Pilotprojekt wird in Eigenleistung gestemmt, mit Blick auf die angespannte Finanzsituation sei mit einer Förderung durch öffentliche Gelder nicht so bald zu rechnen. Das zunächst auf ein Jahr angelegte Programm wird von der evangelischen Fachhochschule in Nürnberg unter der Federführung von Professor Joachim Körkel wissenschaftlich begleitet.

Die gemeinnützige Einrichtung Hängematte ist eine Anlaufstelle für Drogenabhängige mit Kontaktcafé und Notschlafstelle. Ihre Besucher sind zu 80 Prozent männlich und im Alter von 20 bis 40 Jahren.

www.haengematte-nuernberg.de