Gsell-Prozess: Angeklagte gestehen Einbruch in Villa

26.11.2014, 19:44 Uhr
Die beiden Angeklagten vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.

© Horst Linke Die beiden Angeklagten vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.

Eigentlich sollten Oberstaatsanwältin Jutta Schmiedel und die Verteidiger am Mittwoch ihre Plädoyers halten. Doch dann meldete sich Ioan F. zu Wort. Er wolle sich zu den Vorwürfen äußern. Der schlanke, hochgewachsene Mann berichtete, wie er im Januar 2003 von einem Bekannten angeheuert wurde, Autos aus Deutschland in sein Heimatland Rumänien zu überführen. Man sei nach Nürnberg gefahren und habe Station in einer McDonalds-Filiale gemacht. Dort sei er von seinem Bekannten und dessen Freund zu dem Einbruch überredet worden, so F.

Dieser Freund, ein Versicherungsmakler aus dem Nürnberger Land, habe detaillierte Aussagen zu einem lohnenden Objekt gemacht: In einer Villa im Nobel-Vorort Erlenstegen gäbe es mehrere Schließfächer mit Bargeld sowie eine Schatulle mit Schmuck. Der Besitzer und seine Frau seien verreist. Der Makler habe den Arzt gekannt, weil er ihm vorher ein Auto habe abkaufen wollen, so F. Als Gegenleistung für seine Informationen habe er verlangt, den Schlüssel und den Fahrzeugbrief des Autos zu klauen. Allerdings habe man weder die Wagenschlüssel noch wertvolle Juwelen gefunden. Lediglich rund 3500 Euro Bargeld aus einem Tresor habe man mitgenommen, so F.

„Wir sind über einen Blitzableiter hoch auf eine Dachterrasse geklettert“, erinnerte sich F. an den Ablauf des Einbruchs. Mit einer Eisenstatue habe man ein Fenster zertrümmert. Sein Komplize R. sei zuerst eingestiegen, er hinterher.

Überraschend sei der Hausbesitzer doch da gewesen. Misshandelt habe man den Mann aber nicht. Er habe sich vielleicht am Treppengeländer gestoßen, als man gemeinsam durch das Haus ging, so F. Woher die schweren Verletzungen kamen, darunter Rippenbrüche und eine Lungenquetschung, konnte der Angeklagte nicht sagen. Franz Gsell starb einige Wochen später an den Folgen.

Ohrfeige beobachtet

Auch Vasile R. gab am Mittwoch den Einbruch in die Villa Gsell zu. Auch er belastete den mittlerweile verstorbenen Bekannten aus Rumänien und den Tippgeber aus dem Nürnberger Land. Allerdings behauptete R., dass bereits in Rumänien klar war, dass man nur nach Nürnberg fahre, um hier einzubrechen. Wie sein Komplize sei er völlig überrascht gewesen, als der Hausbesitzer vor ihnen stand.

„Wir wussten nicht, was wir mit dem Mann tun sollen,“ sagte der 38-Jährige und schob gleich hinterher: „Ich habe ihn nicht geschlagen“. Er habe aber gesehen, dass Ioan F. dem gebrechlichen Mann eine Ohrfeige verpasste.

Sowohl Ioan F. als auch Vasile R. berichteten, dass sie Franz Gsell mit Klebeband gefesselt hätten. „An den Händen und ein bisschen am Mund“, sagte R. Man habe nur geschaut, dass man schnell wieder aus dem Haus rauskomme, so der 38-Jährige.

Die beiden Angeklagten konnten am Mittwoch nicht alle Fragen von Gericht und Oberstaatsanwältin beantworten und machten zum Teil widersprüchliche Angaben. So will Vasile R. eine Axt dabei gehabt haben, um einen Tresor aus der Wand zu brechen. Sein Komplize F. will dagegen kein solches Werkzeug gesehen haben.

Offen blieb Mittwoch auch die Rolle des Tippgebers: Der 39-Jährige aus dem Nürnberger Land wurde vorübergehend festgenommen und in den Justizpalast gebracht. Am Nachmittag wurde er vom Gericht vernommen.

Der ebenfalls aus Rumänien stammende Mann blieb bei seiner Aussage, die er bereits vor einigen Wochen in diesem Prozess gemacht hatte: Ja, er sei mit dem Bekannten von F. und R. durch Erlenstegen gefahren, um Häuser zu besichtigen. Sein Freund habe sich Anregungen für den Bau eines Eigenheims holen wollen. Aber nein, mit den Einbrüchen habe er absolut nichts zu tun. Er habe das Haus von Franz Gsell gar nicht gekannt.

Die Oberstaatsanwältin glaubte dem Mann nicht. Sie ließ den 39-Jährigen abführen. Am Donnerstag soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Falls der Tippgeber nicht doch noch weitere Aussagen machen will, werden am Freitag in einer Woche die Plädoyers erwartet.

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