Pegida und Co. in Nürnberg: Anwohner und VAG sauer

27.4.2015, 06:00 Uhr
Pegida und Co. in Nürnberg: Anwohner und VAG sauer

© Stefan Hippel

Am Donnerstagabend war es wieder so weit. „Pegida“ suchte den Stadtteil Hasenbuck heim. Das provozierte Gegendemonstrationen. „Binnen sechs Wochen ist es das zweite Mal“, klagt Hans Blendinger, Vorsitzender des örtlichen Bürgervereins. Erneut müssten die Stadtteilbewohner „erhebliche Freiheitsbe- und -einschränkungen“ in Kauf nehmen.

In einem Brief an Oberbürgermeister Ulrich Maly zählt er auf, worauf sich die Bürger im Hasenbuck zwischen 15 und 23 Uhr einstellen sollten. Beginnend am U-Bahnhof seien laut Ordnungsamt die gesamte östliche und westliche Ingolstädter Straße und Teile der Tiroler Straße für jeglichen Fußgänger- und Fahrzeugverkehr der Anwohner gesperrt. Einige Bewohner könnten schlimmstenfalls acht Stunden lang nicht an ihre Anwesen.

200 Unterschriften

Post erhielt OB Maly auch aus dem Bereich des Prinzregentenufers und Keßlerplatzes. Dort hat Rolf Engelmann Unterschriften von über 200 Bewohnern gesammelt. Hier tauchte „Nügida“ zuletzt am 19. April auf. Die Folgen waren unter anderem fehlende Parkplätze, verschlossene U-Bahn-Zu- und -Ausgänge, Absperrungen, Umwege, und Lärmbelästigungen.

Ein Bewohner verweist auf jüdische Bewohner in den 1930er Jahren in der Theodorstraße. In der Hausnummer 7 sei sogar eine Sammelstelle für Juden gewesen, die dann von den Nazis abtransportiert worden seien. „Hier dürfen keine Neonazis aufmarschieren“, gibt er sein Unverständnis wieder. In einem Begleitflugblatt („Wir sagen Nein!“) zu den Unterschriften wundern sich die Bewohner, dass die Stadt den Umzügen zugestimmt hat.

Umwege und Verspätungen

Auch die VAG ist genervt und erhöht mit ihrem Protest – neben den Anwohnern – den Druck auf die Stadt. Fahrgäste müssten Umwege und Verspätungen in Kauf nehmen und seien wider Willen mit Demonstranten konfrontiert. Die VAG berichtet von Sachbeschädigungen und Angriffen auf ihr Personal. Es wurden bereits Strafanzeigen gestellt.

OB Maly äußert „Verständnis für den Protest der Anwohner“. „Wir versuchen schon, die Kundgebungen zu verteilen, damit einzelne Stadtteile nicht zu sehr belastet werden“, erklärt er. Maly betont, dass die Stadt die Kundgebungen nicht „genehmigt“.

„Es gibt ein Grundrecht auf Demonstrationen“, betont er. Allenfalls bei Sicherheitsbedenken können ein Ort oder eine Kundgebung untersagt werden und, wenn das Ansehen der Opfer durch die Wahl des Zeitpunkts oder des Ortes gefährdet sei. Der Oberbürgermeister kündigt aber an, die Bürgervereine künftig besser zu informieren.

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