"Perfektes Dinner" aus Franken: Besser als bei Spider-Man

14.2.2017, 20:31 Uhr
War mit seinem Abend nicht zufrieden, ist nun aber trotzdem Spitzenreiter: Stephan aus Nürnberg.

© VOX/ITV Studios War mit seinem Abend nicht zufrieden, ist nun aber trotzdem Spitzenreiter: Stephan aus Nürnberg.

Eine gute Geschichte ist eine einfache Geschichte – mit komplexen Charakteren. Die Weltliteratur ist voll davon. Und manchmal schreibt auch das Abendprogramm solche Geschichten. So wie bei Kandidat Stephan aus Nürnberg beim "Perfekten Dinner". Den komplexen Charakter gab er bei seiner Aufführung als Gastgeber am zweiten Tag gleich selbst.

"Das ist mein Reich, hier herrschen ganz bestimmte Regeln", stellte der 55-jährige Schauspieler gleich zu Beginn fest. Seine Küche, sein Reich. Da konnte die Crew von VOX ihm beim Kochen noch so viele Herzen in den Teig schmeißen. Sanktionen mussten sie dafür jedoch nicht führen. Es gibt noch gütige Herrscher.

Mit seiner extrovertierten Art versprach der Nürnberger von Anfang an die Runde aus Franken aufzumischen. Für die Bretter, die die Welt bedeuten, reichte es am Ende zwar nicht – der Unterhaltungswert war trotzdem da. Was an seiner Selbstcharakterisierung lag: Nachtmensch, der mit seinen Eichhörnchen spricht, und gleichzeitig eine "Mutti ohne Brust" ist. Soll heißen: Er bleibt noch nach dem "Sandmännchen" auf und braucht Harmonie. Und hat offenbar eine bemerkenswerte Beziehung zu Nagetieren.

Auf dem Tisch blieb die große Show ebenfalls aus; zumindest las sich die Speisekarte eher unspektakulär. Kürbiscremesuppe mit Dattel-Spieß als Vorspeise, Kaninchen mit Senf-Kruste, Kartoffel-Gratin und Ofengemüse als Hauptgang und als Nachspeise Himbeertorte und Pharisäer.

Doch gleich für seinen ersten Gang erhielt Stephan höchste Bewunderung und Begeisterung von seinen Gästen: "Es war halt eine Kürbiscremesuppe." Mehr Lob geht in Franken nicht. Über den Hauptgang resümierte Stephan hinterher in der Küche mit Blick auf die Teller: "Leer, leer, leer, fast leer – alles gut."

Den Höhepunkt des Abends gab es jedoch zum Dessert. Stephan schmiss die Musik an, machte den Alleinunterhalter, sang. Und hielt Verena seine Wange für ein Küsschen hin. Sie spielte mit, spitzte die Lippen und er drückte ihr selbst einen dicken Schmatzer auf den Mund. "Theatertrick, den musste ich einfach bringen", sagte er entschuldigend. Große Kunst braucht eben große Opfer. Das überschaubare Publikum am Esstisch riss es mit: "Spider-Man kannst Du vergessen, das war ein Kuss!" Method Acting? Für die Tonne mit diesen Tricks. Da war die große Geschichte dieses Abends. Oder zumindest die Anekdote.

Danach fiel so langsam der Vorhang für diesen eher unaufgeregten Abend. "Zufrieden bin ich nie", sagte Stephan zum Abschied. Das wäre ja gleichbedeutend mit Stillstand. Seine Gäste gingen nicht so ins Grundsätzliche. "Jederzeit wieder." "Ich habe mich sehr wohlgefühlt." Immerhin fast persönlicher als eine Bewertung auf eBay. Statt großer Worte folgten große Ziffern: Mit 32 Punkten liegt Stephan nun vorerst auf dem ersten Platz vor Verena, die als erste Kandidatin am Montag kochen durfte. Was wohl die Eichhörnchen dazu sagen?

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