Plakatkampagne von Geflüchteten in der Königstorpassage

4.4.2018, 11:59 Uhr
Plakatkampagne von Geflüchteten in der Königstorpassage

© Foto: Edgar Pfrogner

Mit einem Masterabschluss in Politikwissenschaft im Gepäck ist Sabreen Abbas Gzar 2015 in München angekommen. Auf einem Plakat hält sie das Zeugnis fest umklammert in den Händen. Die Kapuze ihrer dunklen Jacke hat sie ins Gesicht gezogen. "Es ist mein Schatz", sagt sie über das Zertifikat.

Aber obwohl ihr Abschluss in Deutschland anerkannt worden ist, sucht die 31 Jahre alte Frau aus dem Irak noch immer einen Job. Unter anderem auf dieses Problem soll nun eine Plakatkampagne in der Königstorpassage aufmerksam machen.

Der Verein "Refugees Nürnberg" hat die Aktion auf Initiative und mit Unterstützung der Stadt umgesetzt. Die Ideen zu den Motiven sind im Verein entstanden. Entworfen hat sie die Grafikdesignerin Andrea Döbler. Elf Motive hängen nun in der Königstorpassage zwischen dem Ostausgang des Hauptbahnhofs und dem Aufgang zur Königstraße.

"Es ist ein Treffpunkt, den jeder kennt", sagt Elnaz Amiraslani von "Refugees Nürnberg". Viele Geflüchtete sind am nur wenige Schritte entfernten Hauptbahnhof angekommen. Und nicht zuletzt die zahlreichen öffentlichen WLAN-Netzwerke hätten sie hierhin zurückgebracht, sagt Amiraslani.

Treffpunkt zum Drogenkonsum

Die Köpa war aber auch lange Zeit Treffpunkt für Menschen mit Drogenproblemen. "Diese Szenen sind nun auf der Flucht", sagt Norbert Kays, Suchtbeauftragter der Stadt. "Refugees Nürnberg" bringt beide Themen zusammen. Auf drei Plakaten ist eine Zigarettenschachtel abgebildet. Dort, wo üblicherweise das Logo prangt, räkeln sich geschwungene Linien, die an arabische Schriftzeichen erinnern.

Erst auf den zweiten Blick lässt sich das Wort entziffern: Nürnberg. Wie auf Zigarettenschachteln üblich, warnt auch hier eine Botschaft. "Miteinander reden kann zu unerwarteten Freundschaften führen", heißt es zum Beispiel. "Es ist eine Sensibilisierungskampagne", sagt Mitorganisatorin Amiraslani. Denn noch werde Integration zu oft gefordert, aber zu wenig gefördert.

Die Geschichte der Irakerin Sabreen Abbas Gzar soll das den Passanten sichtbar machen. Mit streng nach hinten gebundenen Haaren ist sie auf einem weiteren Plakat zu sehen. Abbas Gzar möchte bis spätestens 2021 als Gleichstellungsbeauftragte auch beruflich integriert sein. "Deutschland ist das Land der Frauenrechte", sagt sie.

Was tun, wenn der Aufenthaltsstatus ungeklärt ist?

Nawid Zandi ist 2015 aus dem Iran geflüchtet. Er hat einen Bachelorabschluss in Informatik. Doch solange sein Aufenthaltsstatus ungeklärt ist, darf er in Deutschland nicht weiter studieren. Auf einem Plakat posiert der 22-Jährige mit Kopfhörern, die er um seinen Nacken gelegt hat. Zandi legt als DJ auf. Seine Zukunftsperspektive zeigt ihn als Streetworker, mit einer Umhängetasche um die Schulter, auf der das Logo der Drogenhilfe "Mudra" aufgedruckt ist. "Ich möchte jungen Leuten helfen", sagt er über seine Motivation, einen ganz neuen beruflichen Weg zu gehen.

Weil seine Großeltern noch im Iran leben, hatte er anfangs gezögert, auf den Plakaten seine Geschichte zu erzählen. "Der iranische Geheimdienst kann unangenehm werden", sagt er. Letztendlich hat aber sein Wille, sich mitzuteilen, überwogen. "Ich möchte, dass man uns Geflüchteten eine Chance gibt", unterstreicht Nawid seinen Wunsch, zu studieren.

Rund zwei Wochen lang, bis zum 16. April, werden die Plakate in den Glasvitrinen der Köpa zu sehen sein. Mitglieder von "Refugees Nürnberg" werden auch immer wieder vor Ort sein und Fragen der Passanten beantworten.

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