Planen-Irrsinn: "Malle"-Mentalität beim Klassik Open Air

7.8.2017, 20:00 Uhr
Planen-Irrsinn:

© Claudine Stauber

Wer in der ersten Reihe Geburtstag feiern will, muss einstecken können: Als die schwer bepackten Gäste einer Privatparty  abends die reservierte Plane ansteuern, rufen die Nachbarn auf den billigen Plätzen laut "Buh".  Ein Gast der Runde am Samstag berichtet, sie habe sich "wahnsinnig geschämt". Doch Scham scheint keine Rolle zu spielen, wenn die Ersten schon frühzeitig ihr Terrain abstecken und Zeltheringe für die Planen in die Erde treiben. "Wir sehen das kritisch", sagt Andreas Radlmaier, Chef des Projektbüros der Stadt. "Da diskutieren wir jedes Jahr drüber, aber noch ohne Ergebnis." Radlmaier nennt sich "zwiegespalten".

Er habe durchaus Sympathien für eingeschworene Fans, die alles tun für gute Sicht auf ihre Lieblinge. Leider sei die Leidenschaft dafür, das kostenlose Open Air durch den Kauf eines Fünf-Euro-Pins ein wenig zu unterstützen, nicht so ausgeprägt. Nur jeder Zehnte greift fürs Gratiskonzert freiwillig in die Tasche. Seit etwa fünf Jahren registriert man bei der Stadt, dass immer mehr Felder belegt werden - ganz so, wie auf Mallorca die beste Strandliege morgens um sieben mit dem Handtuch markiert wird. Natürlich könnte die Stadt die Planen entfernen lassen, der Park sei schließlich öffentlich. Doch bislang scheut man diesen Weg, hat keine Lösung für das Problem.

"Typisch deutsch"

"Da kann man nur Fehler machen", sagt der Projektbüro-Chef resigniert. Auf Facebook stößt das Phänomen massenhaft auf scharfe Kritik. "Typisch deutsch" oder "unfair" sei das Reservieren. Ein gängiger Vorschlag lautet: "Da soll sofort Sör abräumen und einen Gebührenbescheid wegen unerlaubter Müllablagerung erlassen." Tatsächlich sind Sonnenschirme, Zelte und Pavillons schon immer verboten. Der Ordnungsdienst schreitet unweigerlich ein, wenn sich jemand nicht daran hält.

Aber was tun, wenn die Menschenam Boden nichts sehen, weil vor ihnen Tische stehen und Zuschauer auf Stühlen sitzen? "Das macht uns Sorgen", gibt Andreas Radlmaier zu. Für nächstes Jahr überlege man, diese "halben Biergärten" an die Ränder der Wiese zu verlegen. Denn nicht alle Altersklassen halten stundenlanges Sitzen auf dem Boden gut aus. Die Älteren will man nicht ausschließen.

Eines wollen sich die Veranstalter aber nicht mehr bieten lassen: Immer mehr Firmen zweckentfremden das von Stadt und Sponsoren finanzierte Klassik Open Air als VIP-Lounge, laden Geschäftsfreunde an weiß gedeckte Tische ein und lassen sich ein Menü vom Caterer liefern.

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Darf man im Luitpoldhain Plätze mit Planen belegen? Oder sollte die Stadt einschreiten - und wenn ja, wie?

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