Plötzlich schuldenfrei: Verkauft der Club sein Vereinsgelände?

25.4.2018, 10:00 Uhr
Plötzlich schuldenfrei: Verkauft der Club sein Vereinsgelände?

© Stefan Hippel

Öffentlich gemacht hat die Diskussion das Fachmagazin kicker, nachgedacht hat der Verein über einen Grundstücksverkauf aber bereits im vergangenen Oktober. Unter Verweis auf Finanzvorstand Michael Meeske heißt es, dass es sich bei den Überlegungen nicht nur "um die Ausgliederung der Profiabteilung" handelt. "Auch der Verkauf des Trainingsgeländes ist eine Variante." 2021 habe die Fußballabteilung den alleinigen Zugriff auf das Gelände.

Angesprochen auf das Vorhaben, verweist Thomas Grethlein, Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Nürnberg, darauf, dass es nichts Konkretes gebe: "Es handelt sich hier offensichtlich um Spekulationen. Insofern kann auch nicht von einem 'Projekt' die Rede sein, über dessen Stand ich etwas zu berichten in der Lage wäre." Derzeit beschäftige man sich beim 1. FC Nürnberg mit vielen Möglichkeiten der perspektivischen Entwicklung. Dazu gehöre die Ausgliederungsthematik wie auch die Fragestellungen rund um das Anlagevermögen, über das der Club verfüge.

Keine konkreten Gespräche - bislang

Bei der Stadt heißt es, dass das Vorhaben noch im Stadium der Fantasie, der Ideen und der Wünschbarkeit ist. Konkrete Gespräche habe es noch nicht gegeben. OB Ulrich Maly gibt nur einen Satz zu Protokoll: "Das ist nur schwer vorstellbar." Und Baureferent Daniel Ulrich: "Geredet wird viel. Wir haben aber nicht das Personal, uns mit theoretischen Projekten zu befassen."

Plötzlich schuldenfrei: Verkauft der Club sein Vereinsgelände?

© Foto: Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de

Die Einzelheiten der ausgesprochen komplexen Überlegungen: Am 31. Oktober 1968 wurde der "Neue Zabo" als Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg eingeweiht. 1973 kaufte die Stadt für etwas über eine Million Mark einen Teil des Geländes zurück, weil der Club schon damals erhebliche finanzielle Probleme hatte. Der sogenannte Viatisstreifen wurde für den Sportbetrieb nicht benötigt. 1988 war der 1. FC Nürnberg erneut in einer finanziellen Bredouille.

Ein Teil des Vereinsgeländes wurde ausgegliedert und einem Hotelkonzern in Erbpacht zur Verfügung gestellt. Angeblich für 50 Jahre und der Pachtzins soll ursprünglich bei 350.000 Mark im Jahr gelegen haben. Obwohl die Vereinsspitze beim Club derzeit sparsam wirtschaftet, plagen den Verein noch immer rund 20 Millionen Euro alte Schulden. Um neu durchstarten zu können, laufen deshalb Überlegungen, wie man die Fußballabteilung in den nächsten Jahren unternehmerisch besser aufstellen kann. Dabei wird auch die Kapitalseite mit dem Anlagevermögen des Clubs analysiert.

Wohnungsbau und ein neues Trainingszentrum?

Denkbar ist und darüber soll es auch demnächst ein Gespräch im Rathaus geben, dass das Trainingsgelände am Valznerweiher als Bauland für Wohnungsbau verkauft wird. Je nach Bebauungsdichte könnten wohl zwischen 670 und 990 Euro pro Quadratmeter erzielt werden. Bei 110.000 Quadratmetern wären das über 70 Millionen Euro. Allerdings müssen noch die Flächen für das Clubbad, die Tennisplätze, die Geschäftsstelle und die Reservefläche für die Viatisschule abgezogen werden. Insider rechnen deshalb mit höchstens 6000 Quadratmetern, die als Bauland verkauft werden können. Es wäre allerdings eine hervorragende Lage.

Im Gegenzug könnte der Club die Jedermannsportplätze rund um das Stadion oder das Zeppelinfeld übernehmen und ein neues Trainingszentrum aufbauen. Hier wird es noch schwieriger, denn es gilt, den Denkmalschutz auf dem Reichsparteitagsgelände zu beachten. Rock im Park und der Norisring benötigen ebenfalls Flächen. Außerdem sind die Jedermannsportplätze von Freizeitsportlern sehr gut gebucht. Es müsste demnach alternative Sportflächen geben. Die Suche nach neuen Sportplätzen dürfte nicht einfach werden.

Interessant wird das Gedankenspiel für die Club-Verantwortlichen sicherlich dann, wenn man die Überlegungen zum Umbau des Max-Morlock-Stadions in ein reines Fußballstadion hinzunimmt. Das Gerücht, dass der Club mit dem Bauunternehmen Max Bögl das Stadion gerne umbauen würde, hält sich seit Jahren. Noch blockt die Stadt. Sollte der Club aber mit seinem Konsolidierungsprozess weiter vorankommen und auch in der 1. Bundesliga solide wirtschaften, dann dürfte der Druck auf die Stadt größer werden, das Stadion so umzubauen, dass der 1. FC Nürnberg seine Konkurrenzfähigkeit verbessert und zu anderen Vereinen aufschließt.

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