Polizei konfisziert in Nürnberg Schmuggelwelpen aus Fernbus

16.4.2014, 20:39 Uhr
Sechs englische Bulldoggen haben Beamten am Mittwochnachmittag am ZOB beschlagnahmt.

© Claudia Beyer Sechs englische Bulldoggen haben Beamten am Mittwochnachmittag am ZOB beschlagnahmt.

Ein Winseln. Dann tauchen zwei weiße Pfoten am Kartonrand auf, kurz darauf ein rundes Welpengesicht mit Schlappohren. Das ist nur eine der sechs jungen englischen Bulldoggen, die Beamten auf Streife am späten Mittwochvormittag am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) beim Willy-Brandt-Platz entdeckten.

Die Männer hatten die Welpen, die sie in Kartons und einer Katzenbox transportierten, auf ihrer Fahrt im Fernbus dabei. Die Tiere waren im Gepäckraum untergebracht gewesen. Bei ihrer Ankunft erregten die Kartons die Aufmerksamkeit der Polizisten. Die Männer kamen aus der Ukraine, sie wollten ihre tierische Fracht nach Ingolstadt bringen.

Die Beamten informierten das Tierheim und Amtstierärztin Daniela Rickert. Sie schätzt das Alter der Welpen auf zehn Wochen - so steht es auch in ihren ukrainischen Pässen. Aber die jungen Vierbeiner sind nicht gegen Tollwut geimpft, deswegen wurden sie vor Ort beschlagnahmt. Auch seien die Transportbehälter völlig ungeeignet, kritisiert Rickert.

Laut Aussagen der beiden Männer waren sie seit 4 Uhr morgens unterwegs, die Tiere seien für ihre Töchter bestimmt gewesen. "Zwei Männer mit sechs Welpen? Da würde es mich wundern, wenn sie die Tiere nicht weiterverkaufen wollten“, kommentiert Rickert. Englische Bulldogge sei eine typische Moderasse, "für die findet man schnell Käufer“, weiß sie. "Die Hunde fallen unter den Begriff Qualzüchtung“, fährt die Amtstierärztin fort. "Die Nasen sind so klein gezüchtet worden, dass die Tiere kaum Luft bekommen. Es ist so, als ob man durch einen Strohhalm atmen würde.“

"Welpenhandel erreicht eine neue Dimension"

Inzwischen ist ein Mitarbeiter des Nürnberger Tierheims angekommen. Er trägt die Welpen behutsam in den Transporter und fährt sie nach Erlenstegen. Dort kommen die Vierbeiner in Tollwutquarantäne. Und wie geht es weiter? "Wenn die Tiere die Einreiseauflagen erfüllen - also gegen Tollwut geimpft sind - und die angefallenen Kosten bezahlt werden, haben wir rechtlich keine Handhabe“, informiert die Amtstierärztin. In Deutschland darf diese Impfung erst ab der zwölften Lebenswoche stattfinden.

"Der Welpenhandel ist immer noch ein lukratives Geschäft, die Männer wollten sicher auf den Zug aufspringen“, kommentiert Tierheimchefin Heike Weber den Vorfall. "Aber Welpen aus einem Bus hatten wir bislang noch nie, der Welpenhandel erreicht eine neue Dimension.“ Die Tiere seien etwas verstört und zeigen Anzeichen einer Erkältung, befänden sich aber insgesamt in einem guten Zustand.

Im Tierheim läuft derzeit die Vermittlung der 74 Welpen des jüngsten illegalen Hundetransports. Unter diesen Vierbeinern befanden sich keine englischen Bulldoggen. "Ausnahmsweise“, betont Weber, "diese Rasse haben die Schmuggler sonst immer dabei.“

Das Gros der Hunde habe die Einrichtung bereits verlassen, für rund 30 Tiere - darunter Beagles, Malteser, Schäferhunde und Möpse - wird noch ein liebevolles Zuhause gesucht.

Am Donnerstag, 17. April, und am Samstag, 19. April, können Interessenten in der Stadenstraße 90 zwischen 14 und 16 Uhr wieder Bewerberbögen ausfüllen.

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