Post-Schließung in St. Johannis: Es hagelt Kritik

10.3.2017, 05:51 Uhr
Post-Schließung in St. Johannis: Es hagelt Kritik

© Horst Linke

"Das dürfte ein neuer Rekord sein", kommentierte Oberbürgermeister Ulrich Maly die 40 eingereichten Bürgeranfragen. Aber zuerst hatte der Bürgerverein St. Johannis das Wort. Sein neu gewählter Schriftführer Thomas Wehr fragte in Vertretung des Vorstands zum Stand der Dinge bei der städtischen Flüchtlingsunterkunft in der Lobsingerstraße, die im Vorjahr für viel Unruhe im Viertel gesorgt hat. Die Nachfrage, ob weitere Unterkünfte in St. Johannis geplant seien, verneinte Sozialreferent Reiner Prölß. "Wir sind in der glücklichen Situation, ausreichend Unterkünfte zu haben."

Bezug mit Verspätung

Prölß betonte nochmals, dass in der Lobsinger Straße keine reine Männerunterkunft entstehen werde, sondern maximal 80 Menschen hier einziehen - jeweils zur Hälfte Familien und alleinstehende Personen. Da der Betreiber mit der baulichen Maßnahme im Verzug sei, erfolge die sukzessive Belegung mit leichter Verspätung. Mit der Fertigstellung des Gebäudes sei Ende Mai/Anfang Juni zu rechnen.

Das andere Anliegen des Bürgervereins war zugleich mit mehreren Wortmeldungen aus dem Publikum verbunden: die für Ende Mai angekündigte Schließung der stets gut besuchten Postbankfiliale in der Adam-Kraft-Straße. Die Deutsche Post hatte vor knapp zwei Wochen den kleinen Schreibwarenladen in der Frauenholzstraße 6 als neue Partnerfiliale präsentiert. "Das ist keine Alternative", kritisierte der Schriftführer, der Laden sei zudem "definitiv nicht barrierefrei".

Schließung sei eine Zumutung

Anwohner kritisierten die schlechte Informationspolitik und nannten die Schließung der Filiale "eine Zumutung". Der von Maly augenzwinkernd als "Postminister" angekündigte Wirtschaftsreferent Michael Fraas nahm die Post in Schutz: Sie hätte gerne die Filiale aufrechterhalten, ihr Kooperationspartner, die Postbank, habe die Entscheidung getroffen, betonte er. Und räumte ein, dass die Kommunikation "sehr unglücklich" gelaufen sei. Der Wirtschaftsreferent Fraas unterstrich, dass der Laden in der Frauenholzstraße erst der Anfang sei. "Wir wollen alles tun, damit weitere Partner gefunden werden." Fraas appellierte, nachdem er rund 1500 Protest-Unterschriften überreicht bekommen hatte: "Nutzen Sie Ihre Kundenmacht."

Ferner wurden neben "chaotischen Parkverhältnissen" und Rasern in Tempo-30-Zonen - speziell in der Schnieglinger Straße - abermals die schlechte Gestaltung des Friedrich-Ebert-Platzes sowie Müllprobleme im Umfeld von Glascontainern angesprochen.

"Schultheiß-Stadt im Norden"

Zur Sache ging es dann noch mal beim Thema Wetzendorf. Dort sind neue Baugebiete nördlich der Schleswiger Straße im Gespräch, Gemüsebauern fürchten um Ackerflächen, die sie gepachtet haben, und um ihre Zukunft. Inzwischen hat sich vor Ort eine Initiative gebildet, die in nur zwei Wochen über 1000 Unterschriften gegen die Pläne der Firma Schultheiß gesammelt hat. Ein Sprecher meldete sich zu Wort: "Wir sagen ein klares Nein zur Bebauung, wir wollen keine Schultheiß-Stadt im Norden." Und: "Das Knoblauchsland gehört zur Nürnberg wie die Burg!" Ein anderer, der meinte, dass Privatleute bereits verkauft hätten, forderte: "Dem muss man einen Riegel vorschieben. Hier sollte nur an Landwirte und nicht an Bauunternehmer verkauft werden!" Auch der Artenschutz wurde angesprochen: "Ich verstehe nicht, warum das riesige Vorkommen der Kiebitze dort keine Rolle spielt?", zeigte sich eine Dame sprachlos.

Baureferent Daniel Ulrich verwies auf das Agrarstrukturelle Gutachten für das Knoblauchsland, das die Stadt im Mai vorlegen wird. Dabei gehe es um die Sicherung der Landwirtschaft, "wir wollen langfristige Perspektiven geben, dass es weitergeht", so Ulrich. Und sprach in diesem Kontext auch die Gewächshäuser an: "Sie sind zwar nicht schön, aber ein unverzichtbarer Bestandteil der Landwirtschaft." Ulrich betonte: "Die Alternative heißt hier nicht freier Landbau, sondern Gewächshäuser."

Nicht nur der Kiebitz, auch das Rebhuhn und die Haubenlerche sind in Wetzendorf beheimatet. Der Baureferent meinte: "Wir sind froh, dass es den Kiebitz gibt. Wenn wir ihm etwas wegnehmen, versuchen wir, ihm eine adäquate Fläche zu geben - was leider nicht immer möglich ist." Umweltreferent Pluschke ergänzte: "Wir wollen natürlich, dass die Population erhalten bleibt." Der Baureferent endete mit den Worten: "Über den Themenkreis Schleswiger Straße werden wir uns sicher noch viel unterhalten." Womit er bestimmt recht behalten wird.

10 Kommentare