Problemkind ZOB: Was besser wurde - und was nicht

6.3.2017, 05:41 Uhr
90 Busse am Tag, tausende Fahrgäste: Der Zentrale Omnibusbahnhof ist ein sehr belebter Ort. Von seiner Lage her ist der An- und Abfahrtspunkt für Fernbusse nicht zu schlagen, doch immer wieder gibt es Beschwerden wegen des fehlenden Komforts.

© Stefan Hippel 90 Busse am Tag, tausende Fahrgäste: Der Zentrale Omnibusbahnhof ist ein sehr belebter Ort. Von seiner Lage her ist der An- und Abfahrtspunkt für Fernbusse nicht zu schlagen, doch immer wieder gibt es Beschwerden wegen des fehlenden Komforts.

Ein Paar steht umringt von zwei großen Koffern, einer Reisetasche und mehreren Beuteln am Bussteig. Sie wollen in die Ukraine, nach Kiew, sagt der Mann. 26 Stunden Fahrt stünden ihnen nun bevor, aber "günstig und ohne umzusteigen".

Andere Fahrgäste fahren von Nürnberg aus nach Frankfurt, München, Prag oder Paris. Am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) beim Willy-Brandt-Platz herrscht am Wochenende Hochbetrieb. Und auch unter der Woche fahren dort rund 90 Busse vor. Der Fernbusmarkt boomt seit Jahren, ein Ende ist nicht in Sicht.

Weil auch Nürnberg ein beliebtes Anfahrtsziel ist und es immer wieder Klagen wegen Dreck und Chaos am ZOB gab, hat die Stadtverwaltung vor einem Jahr eine neue Satzung beschlossen. Bürgermeister Christian Vogel will Ende März im Werkausschuss vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) eine erste Bilanz der etwa 35.000 Euro teuren Maßnahmen ziehen, mit der NZ hat er schon vorher darüber gesprochen

Die Situation am ZOB, sagt Vogel, habe sich verbessert. Sehr gut etwa kämen die Mitarbeiter der städtischen Beschäftigungsgesellschaft Noris-Arbeit (NOA) an, die täglich von 7.45 bis 19.45 Uhr Dienst haben. Sie weisen die Busse ein und achten darauf, dass keiner den Motor laufen lässt, um Anwohner und Bürokräfte vor Abgasen und Lärm zu schützen.

Außerdem dürfe jeder Fernbus nur noch 15 Minuten für Aus-, Einstieg und Umladen halten und muss pro Anfahrt zehn Euro zahlen. Auch dies wird von den NOA-Mitarbeitern überwacht.

Bei den zehn Euro, die jeder Bus zahlen muss, habe es anfangs einen Aufschrei gegeben, berichtet der Bürgermeister. "Wir haben ein juristisches Verfahren durchführen müssen, aber das war eindeutig." Inzwischen zahlten alle Unternehmen ohne Probleme. Durch diese Abgaben kann die Stadt die NOA-Mitarbeiter finanzieren.

Die Aschenbecher im Boden wertet Bürgermeister Vogel als Erfolg.

Die Aschenbecher im Boden wertet Bürgermeister Vogel als Erfolg. © Stefan Hippel

Deren ständige Präsenz, aber auch die neuen großen Abfallbehälter und die im Boden eingelassenen Aschenbecher sorgen dafür, dass der ZOB ordentlicher und sauberer aussehe als noch vor einem Jahr. Nur mit den Toiletten ist der Bürgermeister nicht ganz glücklich. Die Situation dort habe sich zwar deutlich verbessert, sei aber noch kein Optimalzustand.

"Wir haben die WCs gestrichen und blaues Licht installiert." Drogenkonsumenten könnten bei dieser Beleuchtung ihre Adern nicht finden: die Toiletten werden so als Aufenthaltsort unattraktiv. "Auch die Kontrollen der Polizei und der NOA-Mitarbeiter sorgen dafür, dass wir keine Probleme mit Obdachlosen oder Drogen haben." Außerdem würden die Toiletten nun bis zu fünfmal am Tag gereinigt.

Klos mit verschmutzten Unterhosen verstopft

Allerdings sei der ZOB nicht nur ein hoch frequentierter Ort: "Die Leute gehen mit fremden Eigentum einfach anders um als mit dem eigenen." Nicht zu spülen, seine Notdurft neben die Schüssel zu machen oder die Klos mit verschmutzte Unterhosen zu verstopfen sei am ZOB leider an der Tagesordnung, beklagt der Bürgermeister.

Eine ständige Toilettenkraft wäre aber zu teuer, selbst wenn man 50 Cent pro Klogang verlangen würde. Durch die aufgestockte Reinigung finde man aber eine Toilette vor, die man benutzen könne – "und man muss da ja auch nicht vespern drin." Nicht durchsetzen konnte sich die Stadt beim Windschutz und mehr Sitzbänken für die Fahrgäste. Der Eigentümer des Areals, die Dibag-Industriebau AG, sperrt sich gegen die Baumaßnahmen. "Sie wollen den ZOB dort am liebsten weg haben."

"Fakt ist, dass der ZOB vorläufig da bleibt. Aber ich gehe davon aus, dass wir langfristig um eine Alternative nicht drum herumkommen werden." (Bürgermeister Christian Vogel)

Deshalb, und auch weil Vogel in den nächsten Jahren mit immer mehr Kunden und Bussen rechnet, müsse irgendwann eine andere Lösung her: "Fakt ist, dass der ZOB vorläufig da bleibt, auch, weil wir weder morgen noch übermorgen eine Alternative haben." Er gehe aber davon aus, dass die Stadt langfristig um eine Verlagerung nicht drum herumkomme.

Allerdings schätzen Gäste und Busunternehmen am Nürnberger ZOB gerade seine zentrale Lage. Zur vorhandenen Infrastruktur erhält der Platzhirsch der Branche, Flixbus, nach eigenen Angaben aber noch immer kritische Rückmeldungen von seinen Kunden. Von 2015 zu 2016 sei zwar eine "leicht verbesserte Tendenz" festzustellen, sagt eine Sprecherin. "Aber in den Wintermonaten sank die Zufriedenheit nochmals etwas, da hier der fehlende Wetterschutz stärker ins Gewicht fällt."

Auch deshalb halte Flixbus die Anfahrtsgebühr von zehn Euro für deutlich zu hoch. "In Hamburg, einem der am besten ausgebauten ZOBs in Deutschland, zahlen wir deutlich weniger." Christian Vogel hat dafür kein Verständnis: "Wir wollen natürlich, dass Menschen nach Nürnberg kommen." Allerdings zahle die Stadt auch nicht für die Infrastruktur im Hauptbahnhof, dafür komme die Deutsche Bahn auf. "Die Fernbusunternehmen müssen sich schon auch beteiligen, denn die verdienen ja daran. Die zehn Euro sind deshalb mehr als gerechtfertigt."

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