Prostituiertenmörder: So sprechen Verwandte über Felix R.

12.6.2018, 16:07 Uhr
Wegen zweifachen Mordes muss sich der Nürnberger Felix R. vor Gericht verantworten. Bereits im Juni 2017 gestand der inzwischen 22-Jährige die Taten.

© NEWS5 / Grundmann Wegen zweifachen Mordes muss sich der Nürnberger Felix R. vor Gericht verantworten. Bereits im Juni 2017 gestand der inzwischen 22-Jährige die Taten.

Vor über zwei Jahrzehnten freute sich seine Mutter über die Geburt ihres Sohnes, nun sitzt die 53-Jährige als Zeugin vor Gericht und kann gerade noch ihre Personalien nennen, bevor sie, geschüttelt von einem Heulkrampf, den Saal verlässt. Ihr Sohn, mutmaßlich ein zweifacher Frauenmörder. Ein Mann, der beim Töten Lust empfand, und das gegenüber dem Psychiater auch offen zugab. Es ist kaum vorstellbar, was in der Frau vorgeht, vor Gericht nutzt sie ihr Recht, zu schweigen. 

Seit 10. Juni 2017 sitzt Felix R. in U-Haft, vorher hatten ihn Beamte des Mobilen Einsatzkommando der Polizei auf Schritt und Tritt verfolgt. Als sie fürchteten, dass er eventuell erneut ins Rotlichtmilieu gehen könnte, nahmen sie ihn fest. Hatte die Polizei den potentiellen Serienmörder gerade noch gestoppt?

"Felix bekam als Kind keine Grenzen gesetzt"

Seine Eltern, sein Stiefvater, die Onkel und Tanten, seine Mutter hat zwei Schwestern, kennen Felix R. seit dessen Geburt – und den Verwandten drängt sich die Frage auf, wie Felix R. eigentlich denkt. Während den Tanten als Verwandten des Beschuldigten das Recht zur Zeugnisverweigerung zusteht, sprechen deren Männer: "Felix bekam als Kind keine Grenzen gesetzt", erklärt ein Onkel, weitere Sätze sind ihm nur mit Mühe zu entlocken. Beruflich sei Felix gescheitert, schon weil er sich nicht an Regeln halte.

Er komme morgens kaum aus dem Bett, sei unpünktlich und könne nicht mit Geld umgehen, sagt er – und was er von seinem Neffen hält, erklärt er auch gleich. Er hätte Felix bestimmt nicht bei sich zu Hause aufgenommen, er arbeite viel, versorge zwei Pflegekinder und besitze zwei Hunde.

Finanzielle Unterstützung aus der Familie

Tatsächlich war Felix R., der von sich selbst sehr überzeugt wirkt, tief gestürzt: Mit einer Schlägerei brockte er sich zwei Wochen Jugendarrest ein, er soll seine Mutter beleidigt und bestohlen haben, dem Stiefvater drohte er angeblich mit einem Messer. Seine Lehre als Koch brach er ebenso ab wie eine weitere Ausbildung, die ihm eine wohlmeinende Tante besorgt hatte. Als er zu Hause rausflog, lebte er als Hartz-IV-Empfänger in einem Mehrbettzimmer in einer Sozialpension, einige der Verwandte sollen ihn finanziell unterstützt haben. 

Felix R. sei recht intelligent, sagt sein Stiefvater, doch schon als Bub sei er faul gewesen. Später, als Koch-Azubi, habe er lieber Anweisungen erteilt als gearbeitet – und lieber ein Fünf-Gang-Menü gekocht als fünf Kilo Kartoffeln geschält. "Lehrling sein, das war nicht seine Welt." 

Flucht in eine andere Welt

R. sei verwöhnt, er wurde schon als Bub böse, wenn er etwas nicht bekam, so ein weiterer Onkel. Freunde habe er nie gehabt, er sei ein Angeber, der sich ungern anstrenge, doch Talent habe, andere zu manipulieren. Dass Felix R. zu Prostituierten ging, wusste der Onkel nicht, aus seiner Sicht sei es schon irrsinnig genug, dass sich Felix R., obdach- und mittellos geworden, einen teuren Anzug gekauft habe.

Sein Bedürfnis, etwas anderes zu sein, als der langweilige Typ in der realen Welt, befriedigte R. offenbar über das Computerspiel "World of Warcraft" – dort erzielte er Bestmarken, Felix R. nennt sich selbst einen der besten Spieler Deutschlands. Hatte er längst den Blick für die Realität verloren – und Sinn im Rollenspiel gefunden?

Der Prozess wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt, auch das Gutachten eines Forensischen Psychiaters steht noch aus.