Quartier für den Winter: Neue Notschlafplätze für Obdachlose

25.10.2014, 06:00 Uhr
Quartier für den Winter: Neue Notschlafplätze für Obdachlose

© Stefan Hippel

Im Treppenaufgang riecht es nach Farbe. Die Wände sind frisch gestrichen, der Boden geputzt. Nur die Betten sind noch nicht bezogen. Ein bisschen enttäuscht ist der Verwaltungschef der Heilsarmee schon, dass die neue Notschlafstelle „G53“ in der Gostenhofer Hauptstraße nur eingeweiht, aber noch nicht eröffnet wird. „Wir hätten gerne früher aufgemacht“, betont Frank Hummert.

Auch Michael Schröder, Major der Heilsarmee, stellt klar: „Wir wollten eigentlich schon im letzten Winter eröffnen. Dann hat es aber erheblich länger gedauert, bis wir überhaupt die Genehmigung erhalten haben. Am 24. Dezember kam sie dann.“ In drei bis fünf Wochen sollen auch die letzten Auflagen erfüllt sein.

Die insgesamt 30 Übernachtungsplätze sind nicht nur mit Blick auf die derzeit sinkenden Temperaturen bitter nötig. Die drei Einrichtungen der Stadt, der Caritas und der Heilsarmee sind seit Mitte 2012 jede Nacht überbelegt. Für die städtische Notschlafstelle in der Großweidenmühle sind 18 Plätze vorgesehen. In „Spitzenzeiten“ übernachten dort bis zu 40 Hilfesuchende, manche auf provisorischen Feldbetten oder im Sitzen mit dem Kopf auf dem Tisch.

Maly: "Ein Gefühl der Freude"

Angesichts drohender Erfrierungen soll niemand abgewiesen werden. Doch auch im Sommer ließ die Nachfrage zuletzt nicht spürbar nach. Ein Grund für den enormen Zuwachs an Menschen ohne Obdach ist die anhaltende Armutswanderung aus Osteuropa, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, wie Hummert und Schröder übereinstimmend berichten.

Dass sich die Kosten für das G53 auf etwa 130.000 Euro beschränken, ist vor allem dem Engagement der Heilsarmee zu verdanken, die zahlreiche Arbeiten am Haus in Eigenregie erledigte. Die neue, dauerhafte Notschlafstelle soll künftig um 19 Uhr öffnen. Um 6 Uhr morgens werden die Schlafenden geweckt. Nach einem Frühstück zwischen 6.30 und 7 Uhr müssen sie die Örtlichkeiten wieder verlassen – so sind die Regeln.

Neben Doppelzimmern gibt es auch zwei Dreierzimmer für Frauen. Im Notfall können kurzfristig sogar Familien in Zimmern mit eigener Nasszelle untergebracht werden. Bei Sozialreferent Dieter Maly ruft die Einweihung der neuen Notschlafstelle „ein Gefühl der Freude, aber auch ein Gefühl der Spannung“ hervor. Er hofft, nach der Eröffnung des G53 die „Not-Notschlafstelle“ Tucherbräu schließen zu können. Die Stadt hatte die ehemalige Gaststätte vor Weihnachten 2013 als Provisorium in Betrieb genommen. Die „Abstimmung mit den Füßen“ werde zeigen, ob der Tucherbräu bald schon wieder benötigt wird.

Während die Notlage der Obdachlosen zum Winter verstärkt ins öffentliche Bewusstsein rückt, bleibt die Frage der Unterbringung der Asylbewerber weiter ungeklärt. Das ehemalige Quelle-Areal zu nutzen – wie es das Quellkollektiv, das Netzwerk der Kreativen im ehemaligen Quelle-Versandhaus – gefordert hatte, kommt für Maly nicht infrage.

Die riesigen Hallen seien für eine Unterbringung ungeeignet. Da dort jeder überall hin gelangen könnte, bräuchte es eine immense Anzahl an Sicherheitsleuten. Auch das Volksbad eigne sich nicht.

Geprüft werde der leerstehende Kaufhof am Aufseßplatz – nach Vorbild des Möbel-Höffner-Geländes in Fürth. Als Ultima Ratio bliebe die Nutzung städtischer Turnhallen, was aber zu „Gegrummel“ unter Schülern und Vereinsmitgliedern führen dürfte. Ein heikles Unterfangen also, wenn die bislang positive Stimmung den Flüchtlingen gegenüber nicht kippen soll.

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