Quelle-Gelände: Investor lässt Stadt und Kreative zappeln

30.6.2017, 05:58 Uhr
Still ist es auf dem Quelle-Komplex geworden. Nur der Flohmarkt bringt zweimal pro Woche etwas Leben auf das Gelände. Und der Investor Sonae Sierra lässt mit dem Bauantrag auf sich warten.

© Stefan Hippel Still ist es auf dem Quelle-Komplex geworden. Nur der Flohmarkt bringt zweimal pro Woche etwas Leben auf das Gelände. Und der Investor Sonae Sierra lässt mit dem Bauantrag auf sich warten.

Es ist erschreckend still rund um den Quelle-Komplex - sofern nicht gerade Mittwoch oder Samstag ist, wenn vormittags Flohmarkt auf dem Quelle-Parkplatz an der Fürther Straße angesagt ist. Den habe die Stadt zuerst abgelehnt, sagt Bau- und Planungsreferent Daniel Ulrich. Doch dann ist die Veranstaltung befristet genehmigt worden, so dass rund um den denkmalgeschützten Riesenkomplex wenigstens zweimal die Woche etwas Leben herrscht. "Besser als nichts", kommentiert Ulrich mit Blick auf die unbefriedigende Wartestellung, in der sich die Stadt befindet.

Seit Weihnachten 2016 werde vom Investor Sonae Sierra der Bauantrag versprochen - vergeblich. "Alle drei Monate rufen wir an", berichtet der Baureferent, der grundsätzlich den Eindruck hat, "dass Sonae Sierra schon was tut". Doch mehr, beteuert Ulrich, wisse er auch nicht. Seitens des Quelle-Investors Sonae Sierra gibt es auf Anfrage der Lokalredaktion wenig konkrete Auskünfte: "Die Planungen sehen eine gemischte Nutzung vor, die Einzelhandel, Freizeit, Büros und Wohnen beinhalten kann", heißt es zum Gesamtkonzept. Der Entwurf vom Sommer 2015 werde laut Unternehmenssprecherin Kerstin Hartmann weiterentwickelt. "Wir stehen derzeit mit möglichen Joint-Venture-Partnern in Gesprächen für die Entwicklung des Projektes", teilt sie mit. Wann Sonae Sierra zu Potte kommen will, bleibt völlig offen. "Wir sind in den Startlöchern", heißt es wie schon so oft in den vergangenen Monaten.

Immerhin: Die seit 1996 laufende Zusammenarbeit mit dem in Köln und Leipzig ansässigen Büro Architekturbüro "Kister Scheithauer Gross" besteht weiter, so Hartmann. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob Sonae Sierra noch ein Kreativ- und Gründerzentrum im ehemaligen Kaufhaus-Kopfbau des Quelle-Komplexes plant. Damit wurde im Sommer 2015 ein Angebot an den Verein Quellkollektiv gemacht, der drei Jahre lang im Versandhauskomplex für Furore sorgte. Da Sonae Sierra aus Kostengründen Ende 2015 die Zwischennutzung beendete, um alle Versorgungsleitungen im Versandhaus kappen zu können, standen rund 80 Künstler, Designer und Handwerker erst mal vor dem Nichts.

Quellkollektiv will durchstarten

Zwar wurde ihnen das frühere Heizhaus mit dem Quelle-Turm angeboten, der Investor ließ sie aber auch sie erst mal zappeln: Erst Ende März 2016 gab es einen Mietvertrag, der bis Ende 2019 befristet ist. Da sich die Abstimmung der Umbaupläne am Ende bis Mai 2017 hinzog, gab es erste Auflösungstendenzen. Knapp 50 Mitglieder sind immerhin übrig geblieben, die nun durchstarten wollten. Doch hohe Umbauauflagen der Bauordnungsbehörde insbesondere beim Brandschutz lassen die Vorstände Karsten Barnett, Peter Kunz, Wanda Leuthe und Maria Trunk verzweifeln. Nach einem Ortstermin dürfen aktuell über die Hälfte der Räume nicht mehr genutzt werden. Mit 120.000 bis 130.000 Euro Kosten rechnet das Quellkollektiv - angesichts einer aktuellen Restmietzeit von 30 Monaten halten sie Investitionen in diese Höhe für nicht machbar, weil ökonomisch unrentabel.

Die kreative Nutzung des Heizhauses hält Daniel Ulrich für einen "kleinen, aber schönen Baustein". Ob die Kreativwirtschaft hier eine Zukunft hat, hängt stark am Mietvertrag, weshalb sich der Baureferent in einem Brief an Sonae Sierra für eine Verlängerung stark gemacht hat. "Wir sind bemüht, für das Heizhaus bestmögliche Lösungen zu finden", heißtes bei Sonae Sierra mit Verweis auf die Verhandlungen. Das Quellkollektiv darf sich derweil immerhin auf einen Preis freuen: Die SPD-Muggenhof verleiht dem Verein am 4. Juli die "Rote Luftpumpe" als Anerkennung für das Engagement im Stadtteil.

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