Radio Energy Nürnberg fällt auf Postillon rein

10.10.2013, 19:37 Uhr
Radio Energy Nürnberg fällt auf Postillon rein

© Screenshot der-postillon.de

Satire von Satire? Ein Spaß? Nein, zu förmlich liest sich die Anfrage-Mail, die der Radiosender "Energy Nürnberg" am Donnerstag an den "Postillon" gerichtet hatte, und die dieser prompt via Facebook veröffentlichte:

 

"Wir würden uns gerne mit Herrn Lensen in Verbindung setzen", heißt es also da im Namen des Radiosenders. Wer bitte ist Herr Lensen? Ein Blick auf die Seite des Fürther Satire-Blogs, das erst kürzlich zwei Grimme-Preise bekommen hat, löst das Rätsel auf: Herr Lensen ist ein schneidiger, attraktiver Mann im Sportwagen-Cabrio, Prädikat Gewinnertyp, Ex-BWL-Student, Anfang Dreißig, Fönfrisur, Zahnpastalächeln, Schlafzimmerblick.

Wer den "Postillon" kennt, der weiß natürlich, dass es Herrn Lensen eigentlich gar nicht gibt. Der weiß auch, dass der Text mit der Überschrift "Rekord: Sportwagenfahrer schafft Blitz-Marathon (42x geblitzt werden) in unter zwei Stunden" mit der Wirklichkeit so wenig zu tun hat wie Chartmusik mit Klassik. "Bestzeit! Der Düsseldorfer Unternehmensberater Hanno Lensen dürfte der unumstrittene Sieger des heute erstmals bundesweit ausgetragenen Blitz-Marathons sein. Immerhin ist es dem 34-Jährigen gelungen, mit seinem Sportwagen 42 Mal hintereinander geblitzt zu werden...", beginnt der "Artikel" des "Postillon".

Auch denen, die das Blog von Macher Stefan Sichermann nicht kennen, springen die Satire-Elemente der Texte des "Postillon" förmlich in jedem Satz entgegen  - sollte man meinen. Nicht unwesentlich viele User nehmen dennoch regelmäßig Beiträge ernst, wie durch Sichermann auf Facebook veröffentlichtes Feedback auf seine Einträge zeigt.

Wer aber ist nun bei Energy in die Schlinge getreten? "Eine 18-jährige Praktikantin hat die Anfrage gestellt", sagte Programmdirektor Alex Hajek auf Nachfrage. Seitdem der "Postillon" dies publik gemacht habe, bekäme er unablässig schadenfreudige Anrufe von Kollegen aus ganz Deutschland, so Hajek. Ein mittelgroßer Shitstorm breitete sich in Windeseile aus.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels war obiger Post bereits über 600-mal geteilt und 329-mal kommentiert worden. Tendenz: steigend. "Für 5.000 € in großen Scheinen bin ich Herr Lensen. Für jeden", scherzte etwa Steffen Rademacher in den Kommentaren darunter. Die Praktikantin selbst sei "fix und fertig und erst einmal nach Hause gegangen", erzählte Hajek. Sie habe erst am 1. Oktober ihr Praktikum begonnen, sei direkt von der Schule gekommen und habe keinerlei journalistische Erfahrung.

"Ihr Auftrag war, zum Blitzmarathon zu recherchieren, und da ist sie wohl beim 'Postillon' gelandet", sagte der Programmchef - mit bekanntem Ausgang. Konsequenzen brauche die 18-Jährige indes nicht zu befürchten. Fehler passieren jedem. Und dieser der Praktikantin von Radio "Energy Nürnberg" ganz gewiss kein zweites Mal.

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