Ramadan und Fastenbrechen: Verzicht und heillose Völlerei

7.7.2015, 08:00 Uhr
Weil das Fasten auch ohne solche Extreme belastend für den Körper ist, sind nach dem Koran Kinder und alte Menschen von der Fastenpflicht ebenso befreit wie Schwangere, Kranke und Reisende.

© Horst Linke Weil das Fasten auch ohne solche Extreme belastend für den Körper ist, sind nach dem Koran Kinder und alte Menschen von der Fastenpflicht ebenso befreit wie Schwangere, Kranke und Reisende.

Auch ohne die Hitzewelle der vergangenen Woche stellt der Verzicht die Muslime damit auf eine harte Probe: In Nürnberg etwa dauert die tägliche Durststrecke heuer knapp 18 Stunden.

Während in südlichen Gefilden weniger lang gefastet wird - in der Türkei um etwa eine Stunde, in Malaysia sogar um vier Stunden - dürfen sich muslimische Migranten in Nordeuropa warm anziehen: Bewohner von Stockholm, Oslo, Kopenhagen oder Helsinki müssen heuer rund 20 Stunden ohne Flüssigkeit und Nahrung aushalten, im isländischen Reykjavík sogar stolze 22 Stunden und 34 Minuten.

Weil das Fasten auch ohne solche Extreme belastend für den Körper ist, sind nach dem Koran Kinder und alte Menschen von der Fastenpflicht ebenso befreit wie Schwangere, Kranke und Reisende. Diese müssen das Fasten aber nachholen, wenn der Grund für die Enthaltung wegfällt.

Fastende sind zur Wohltätigkeit aufgefordert

Immerhin dürfen sie dies aber auch zu einer Jahreszeit mit humaneren Tageslängen tun. Wer dauerhaft verhindert ist, muss - falls er finanziell dazu in der Lage ist - so viel spenden wie ein Fastender im Ramadan zu seiner täglichen Verpflegung braucht.

Aber auch die Fastenden sind zur Wohltätigkeit aufgefordert und spenden im Ramadan auch nachweislich mehr als sonst, wenn sie am eigenen Leib spüren, wie es ist, nicht essen und trinken zu können.

Ein weiteres Ziel des Ramadan, die Muslime zur Genügsamkeit zu animieren, wird in der Praxis jedoch oft verfehlt: Da nach Sonnenuntergang meist hemmungslos geschlemmt wird, ist der Fastenmonat in islamischen Ländern längst das Pendant zur christlichen Vorweihnachtszeit geworden, in der der Konsum seinen Höhepunkt erreicht.

 

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