Rechte Gewalt als "Event" - Neue Anlaufstelle für Opfer

25.5.2016, 11:38 Uhr

"Im Fokus stehen meist die Täter", beobachtet Jutta Neupert, ehrenamtliche Vorstandsfrau bei B.U.D. "Doch was passiert mit den Menschen, die einen Brandanschlag im Asylbewerberheim erleben?" Diese Opfer sind oft traumatisiert, haben in ihrer Heimat schlechte Erfahrungen mit Behörden und Polizei gemacht und stehen dann alleine da.

"Gerade gesellschaftliche Randgruppen haben oft Schwierigkeiten, sich Unterstützung zu holen", weiß Judith Porath vom bundesweiten Verband der Beratungsstellen. Doch die Problematik ist längst von den Randgruppen zur Mitte der Gesellschaft gewandert, sowohl was Täter als auch Opfer rechter Gewalt angeht. "Die Beratung verschiebt sich seit etwa Mitte letzten Jahres", erklärt Steffen Huber, der das Beratungsangebot in Bayern koordiniert. Seit sich immer mehr Menschen für Flüchtlinge engagieren, machen sie die Erfahrung massiver Anfeindung, so der Fachmann.

Täter sind oft "Otto Normalbürger"

Von der Überraschung über negative Reaktionen in sozialen Medien bis zu handfesten Angriffen, wenn sie als Helfer erkannt werden, reiche die Palette. Auch die Täter werden bürgerlicher, bei Pöbeleien vor Heimen und Aufrufen gegen die Asylbewerberunterkunft im Dorf ist längst die Mittelschicht vertreten, so Huber. Zu den Tätern gehörten immer häufiger "Otto Normalbürger" aus der Mitte der Gesellschaft, die sich von Stimmungen oder Vorbildtaten anstecken ließen. "Es kann passieren, dass jemand einen Brandsatz in die Hand nimmt, von dem man das vor zwei Jahren nie im Leben vermutet hätte."

Rechtsextreme Gewalt habe "Eventcharakter" bekommen, kritisiert Jutta Neupert. Es habe für viele "etwas Gruseliges und Spannendes", wenn Asylbewerberheime brennen.

B.U.D. hilft bei der Suche nach Anwälten, Therapeuten oder Ärzten, steht den Opfern zur Seite und versucht, gerade ihre Sicht der Ereignisse öffentlich zu machen. Dabei gehört Bayern zu den letzten Bundesländern, die ein flächendeckendes Netzwerk für Opfer rechter Gewalt aufbauen.

Bisher war B.U.D. eine Beratungsstelle, durch die Vereinsgründung soll es auch einfacher werden, Geld zu bekommen. Noch läuft viel über ehrenamtliches Engagement, mit einem Etat von 70.000 Euro pro Jahr ist im Flächenland Bayern kaum nachhaltige Arbeit möglich.

B.U.D. e.V., 01 51 - 21653187, info@bud-bayern.de

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