"Recipes Welcome": Fränkinnen brauchen Hilfe für Kochbuch

28.6.2017, 11:21 Uhr

© Fotos: Katharina Pflug/Nora Scholz/oh

Rund 25.000 Euro veranschlagen Nora Scholz (32), Katharina Pflug (27) und Anna Niedermeier (37) für ihr Kochbuch "Recipes Welcome". 16.740 Euro (Stand: Mittwoch, 28. Juni) haben sie bereits über Crowdfunding auf startnext.com eingenommen. Denn die Verlage, die sie angeschrieben hatten, schüttelten alle den Kopf: So ein Buch fände keine Leser.

Also müssen die Frauen selbst ran, um ihr 200-Seiten-Kochbuch mit 60 Lieblingsrezepten aus 14 Ländern herauszubringen. "Diese Rezepte haben unsere Wertschätzung verdient", sagt Anna Niedermeier. Gerade gründen die drei den Verein "Recipes Welcome", der mit Hilfe des Kochbuchs Integration fördern will. "Wir haben viel vor!"

Appetitanregende Fotos

Auf die Idee sind Nora Scholz und Anna Niedermeier, die beide bei Hotel.de im Marketing gearbeitet hatten, in der Mittagspause gekommen: "Eigentlich wollten wir einen Blog Food&Travel ins Leben rufen. Doch die Flüchtlingswelle vor zwei Jahren hat uns dann auf die Idee für unser Kochbuch gebracht." Katharina Pflug, Fotografin und Studentin für Gestaltung an der Technischen Hochschule in Nürnberg, kam als Dritte ins Boot und ist für die appetitanregenden Fotografien verantwortlich.

"In unserem Kochbuch stellen wir nicht nur unbekannte Gerichte vor, die Geflüchteten erzählen auch eine persönliche Geschichte zu ihren Leibspeisen und deren Zutaten", erklärt Anna Niedermeier. Über Helferkreise, die Arbeiter-Wohlfahrt (Awo) und Moscheen suchten sie Kontakt zu den Geflüchteten.

"Das war nicht leicht", sagt Niedermeier, aber am Schluss hatten sie Menschen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan oder dem Iran, aus Eritrea und Tschetschenien gefunden und mit ihnen bis zu fünf Gerichte gekocht.

Leibspeisen aus der Heimat

Entstanden sind Rezepte der jeweiligen Leibspeise, die an die Heimat erinnert oder einen besonderen Stellenwert in der Familie hat. Wie bei Mona aus dem Libanon mit ihren gefüllten Weinblättern: "Im Libanon bekommt jedes Familienmitglied einmal im Jahr einen Topf mit eingelegten Weinblättern, die von einem Weinstock der Familie stammen", erzählt Anna Niedermeier. Mittlerweile lebt Mona in Stein – gefüllte Weinblätter kocht sie immer noch.

Zu den Rezepten stellen die drei Frauen jeweils ein Porträt des Geflüchteten, der die Geschichte hinter dem Gericht erzählt.

Wer das Kochbuch-Projekt unterstützen möchte, kann dies gleich auf mehreren Wegen tun. Auf startnext.com kann man ein E-Book (15 Euro) oder Kochbuch (ab 25 Euro) vorbestellen. Dazu gibt es einen Aufkleber oder eine Urkunde, mit der man sich am "Recipes Welcome Award" beteiligen kann: Entdeckt man ein ausländisches Restaurant, das etwas Geniales kocht, kann man es mit Hilfe des Aufklebers auszeichnen.

Der erste "Recipes Welcome Award" ging an den Fürther "Damaskus Imbiss" von Mohammed Fadi Aloutri für sein syrisches Schawarma, ein Grillfleischgericht mit besonderen Gewürzen und einer weißen Soße, das Anna Niedermeier ausgezeichnet hat.

Ein Gemüse zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch – und alle Länder: die Zwiebel. Weshalb sie auch das Cover zieren soll. "Sie ist für uns das Symbol der Zusammengehörigkeit", sagen die drei. Dafür haben sie die #Zwiebelchallenge ins Leben gerufen, die sich via Facebook schon bis in die Schweiz verbreitet hat. Menschen beißen in eine Zwiebel und filmen sich dabei. Das Video ihres "Geschmackserlebnisses" posten sie dann auf der Facebook-Seite von "Recipes Welcome". Und helfen so mit, das Projekt bekannter zu machen und ihre Freunde zu bewegen, sich am Crowdfunding zu beteiligen. Wenn die Endsumme erreicht ist, soll das Kochbuch "Recipes Welcome" rechtzeitig zum Vorweihnachtsgeschäft im Dezember erscheinen.

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