"Refill Nürnberg": An 80 Stationen gibt's Trinkwasser gratis

16.7.2018, 09:58 Uhr
Dieser Aufkleber ist an rund 80 Stellen in Nürnberg zu finden.

© Fotos: Stefan Hippel Dieser Aufkleber ist an rund 80 Stellen in Nürnberg zu finden.

Wenn sich bei den sommerlichen Temperaturen bei Roland Schneider der Durst mal wieder meldet, dann steuert der Nürnberger gezielt eine der Stellen an, an denen sich der Aufkleber "Refill Nürnberg" finden lässt. Denn an diesen Orten ist der Aufkleber Programm: Schneider kann dort seine Glasflasche mit Leitungswasser kostenlos nachfüllen lassen. "Das ist praktisch und spart Ressourcen", sagt Schneider. Mit Ressourcen meint er gar nicht so sehr seinen Geldbeutel, sondern viel mehr den Müll, den die Plastikflaschen - gefüllt mit Wasser oder auch anderen Getränken - verursachen. "Ich will vor allem die Umwelt schonen", so Schneiders Hauptgrund, warum er "Refill Nürnberg" gut findet und seit fast einem Jahr davon Gebrauch macht.

Aber auch das gesparte Geld ließe sich viel sinnvoller ausgeben - und könnte wiederum auch die Umwelt schonen, findet Frank Braun vom Nürnberger Verein Bluepingu. "Wir leisten uns kein gutes Essen, aber zahlen dafür für Wasser, das in Flaschen gepresst wird. Unser Trinkwasser hat eine super Qualität. Das Wasser in den Flaschen kommt aus den selben Quellen wie unser Leitungswasser", so der Bluepingu-Vorsitzende. Seiner Meinung nach sollten die Verbraucher lieber das Geld in Lebensmittel investieren, die von hoher Qualität sind und aus der nachhaltigen Landwirtschaft kommen.

Ursprung der Aktion in England

Vor etwa eineinhalb Jahren hat die Initiative Bluepingu, die sich für die Nachhaltigkeit einsetzt, die Refill-Aktion in Nürnberg gestartet. Ihren Ursprung hatte sie in England, in Deutschland war Hamburg der Vorreiter, bevor auch in anderen Städten hierzulande Läden, Cafés und Einrichtungen angefangen haben, sich an der Aktion zu beteiligen. Inzwischen lassen sich die runden blauen Aufkleber mit dem Wassertropfen in 68 deutschen Städten finden.

 

Dass sich durch die Refill-Aktion unnötiger Müll durch Plastikflaschen vermeiden und Transportweg einsparen lässt, freut Braun und andere Gleichgesinnte sehr. Denn: "Der Anteil an Mehrweg geht zurück. Wir waren schon bei über 60 Prozent und sind jetzt wieder bei 37 Prozent", sagt Braun. Die Neuordnung für das Getränkepfand, die 2009 in Kraft getreten ist, irritiert die Menschen, so seine Erfahrung: "Die Menschen unterscheiden oft nicht zwischen Mehrweg- und Einweg." Vielen sei nicht bewusst, dass eine Plastikflasche keine Mehrwegflasche ist, nur weil es Pfand auf sie gibt. Sie wird im Automaten zusammengepresst und ist genauso Müll wie auch Plastikflaschen ohne Pfand. "Die Ökobilanz von Plastikflaschen ist schlecht", warnt Braun.

Das Projekt ist nicht kommerziell

Er und seine Kollegen sprechen gezielt einzelne Händler und Einrichtungen auf die Aktion an. "Natürlich gibt es in der Gastronomie einige, die nicht mitmachen und lieber Wasser verkaufen wollen." Aber auch bei einigen Gastronomen ist der Refill-Gedanke auf fruchtbaren Boden gefallen. "Sie stehen hinter der Idee", freut sich Braun. Inzwischen kommen auch viele von sich aus auf Bluepingu zu und wollen den Aufkleber haben. "Es steckt kein kommerzielles Modell dahinter. Die Akzeptanz der Aktion ist groß", betont Braun.

Auch Andrea Heindl von "Bohne & Kleid" hat den Aufkleber an ihrer Ladentür und füllt jedem seine Flasche kostenlos mit Leitungswasser nach.

Auch Andrea Heindl von "Bohne & Kleid" hat den Aufkleber an ihrer Ladentür und füllt jedem seine Flasche kostenlos mit Leitungswasser nach. © Fotos: Stefan Hippel

Seit Anfang des Jahres hat sich die Zahl der Stellen in Nürnberg, die bei "Refill Nürnberg" mitmachen, mehr als verdoppelt und beläuft sich momentan auf knapp 80. Wer eine davon in Nürnberg, aber auch in anderen Städten ausfindig machen will, braucht nur im Internet unter www.refill-deutschland.de nachzuschauen.

Dort ist auch das Geschäft "Bohne & Kleid" von Andrea Heindl zu finden. Sie gehört mit zu den ersten, die den Aufkleber an die eigene Ladentür in der Bergstraße angebracht haben. Immer wieder kommen nun Menschen auch zu ihr, um ihren Durst zu löschen. "Es ist kein Mega-Run. Es kommen ein paar pro Woche. Aber es werden immer mehr", erzählt Heindl. Verstohlene Blicke bei der Nachfrage nach Leitungswasser gibt es nicht, so die Ladenbetreiberin: "Die Menschen sind selbstbewusst, weil sie es aus Überzeugung machen." Braun wünscht sich indes, dass mehr Nürnberger von der Aktion erfahren. "Viele kennen es noch nicht. Das Projekt ist noch sehr jung."

Mehr unter www.bluepingu.de und www.refill-deutschland.de

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