Reform-Gymnasium will 2010 die Türen öffnen

20.10.2009, 00:00 Uhr
Reform-Gymnasium will  2010  die Türen öffnen

© Andrea Gerber-Kreuzer

«Die Reformpädagogik könnte eine Strahlwirkung auf die bestehenden Gymnasien entfalten«, meint Bernd Beisse, Sprecher der Initiative. Mit 100 Jugendlichen der Klassen 5 bis 7 will man starten, maximal 400 Mädchen und Jungen sollen später einmal nach Jenaplan-Grundsätzen unterrichtet werden. Als Schulgebäude könnte eine ehemalige Firma in der Südstadt in Bahnhofsnähe dienen, die noch entsprechend umgebaut werden müsste. Dies ist kein Problem, so Beisse, es fehlt lediglich die Unterschrift unter dem Mietvertrag.

Fächerübergreifender Unterricht

Seit einigen Jahren arbeitet bereits eine Jenaplan-Grundschule in Nürnberg, die momentan 119 Kinder besuchen. In der Zeit der Weimarer Republik hatte Hochschullehrer Peter Petersen die Pädagogik in Jena entwickelt, heute existieren Jenaplan-Schulen vor allem in den Niederlanden. Grundprinzipien sind ein rhythmisierter, jahrgangs- und fächerübergreifender Unterricht, viel Projektarbeit und selbstständiges Lernen in sozialen Gruppen sowie Ganztagsschule.

Die Betreiber der Grundschule an der Pillenreuther Straße wollen Kinder nicht «in einem pädagogischen Schonraum, auf einer weltfremden Insel aufwachsen lassen«. Ihr Anliegen ist, Kinder für das Leben stark zu machen - daher unterstreichen sie auch den Aspekt der Leistung. Allerdings nicht auf jene Weise, wie sie an vielen staatlichen und städtischen Schulen Alltag ist: «Es ist unfassbar, wie Fünftklässler mit dem ständigen Schreiben von Tests den Knüppel ins Gesicht bekommen«, meint Designer Bernd Beisse, «es wird ein immenser Druck aufgebaut. Und daraus soll Kreativität entstehen?« Der Lehrplan des Kultusministeriums für das Gymnasium werde erfüllt - nur eben auf andere Art, versichert die Initiative.

300 Euro Schulgeld pro Monat

Das vernetzte Lernen entstehe bei fächerübergreifendem Unterricht. Nicht das Pauken von einzelnen Fakten stehe im Vordergrund, sondern das Verknüpfen unterschiedlicher Disziplinen. Ein weiteres Merkmal ist, dass Kinder von Kindern lernen sollen. Ältere erklären Jüngeren den Stoff, verankern das Wissenswerte dabei in ihrem eigenen Gedächtnis und lernen sich auszudrücken. Jenaplan will die soziale Kompetenz der Schüler nicht durch Noten bewerten. Ein «Kompetenzraster« soll klarere Auskunft geben, welche Entwicklung ein Heranwachsender nimmt.

Die Reformpädagogik hat allerdings ihren Preis: Das Schulgeld beträgt monatlich 300 Euro. Damit betreibe man keine elitäre, soziale Auslese, betont die Initiative. Vielmehr sei es der «geringstmögliche Betrag«, zumal das Kultusministerium erst nach sechs Jahren Betriebszuschüsse überweist. Von Beginn an gibt es etwa 50 Euro pro Monat und Schüler als «Schulgeldersatz«, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Doch der «große Brocken« für Personalkosten, Lehrmittel und Gebäudeunterhalt wird nach sechs Jahren laufendem Betrieb gewährt.

Interesse ist groß

Trotzdem ist die Initiative optimistisch, dass es bald ein Jenaplan-Gymnasium gibt. Bis 1.April 2010 müssen die Unterlagen im Kultusministerium vorliegen. Das Interesse in der Elternschaft ist groß: 40 potenzielle Gymnasiasten sind bereits angemeldet. Erfahrungen der Jenaplan-Grundschule belegen ein enormes Interesse an der Pädagogik: Dort bewerben sich jährlich rund 300 Interessierte auf 25 Plätze.