Regensburger "Traumfabrik" verzaubert die Meistersingerhalle

10.1.2015, 10:49 Uhr
Lichteffekte und Akkrobatik machten den Abend zu einem Erlebnis.

© Hans von Draminski Lichteffekte und Akkrobatik machten den Abend zu einem Erlebnis.

Verblüfft sollen die Zuschauer werden, staunen, lachen und träumen sollen sie. Mit Nummern zwischen Handlungsballett, Akrobatik und magischer Revue, wie sie ähnlich auch in André Hellers „Flic Flac“ oder beim Chinesischen Staatszirkus gezeigt werden. Und das alles ohne hoch bezahlte Superartisten und ohne Bühnentechnik, für die man 20 Lkw benötigt. Ganz ohne mechanische und Hilfsmittel geht es zwar auch bei der „Traumfabrik“ nicht – aber sie beschränken sich auf ein paar Beamer, ein großes Trampolin und Schwarzlicht-Lampen für „Schwarzes Theater“.

Wichtiger ist es dem „Traumfabrik“-Ensemble, Geschichten zu erzählen, das Publikum dabei einzubeziehen, es mit auf eine Reise ins Reich der Fantasie zu nehmen und dabei spielerisch zum Mitmachen zu animieren. Da initiiert etwa ein Projektor, dem „soo langweilig“ ist, schon vor der Vorstellung per Lauftext fröhliche La-Ola-Wellen. Ein  schräger Dirigent funktioniert die Besucherinnen und Besucher zum „Orchester“ um, das lautstark Ahs, Ohs und Bähs skandieren darf und dabei sichtbar Spaß hat.

Die „Traumfabrik“ funktioniert wie jeder gute Zirkus: Sie weckt in Menschen  gleich welches Alters das Kind, zeigt kleine Wunder, die man nicht auf Anhieb durchschaut (und auch nicht unbedingt hinterfragt) und verströmt damit einen beinahe nostalgischen Charme.

Bei dem kanadischen Artisten-Trio Marine Crest, Hugo Noël und Michael Purdy scheint die Schwerkraft aufgehoben zu sein: Die drei vollführen per Trampolin himmelhohe Sprünge an einer „Katzenwand“ mit drei Fensteröffnungen, wirbeln in drei Dimensionen herum, als würden für sie die Gesetze der Physik nicht mehr gelten und vollführen am Ende der eindrucksvollen Showeinlage zu dritt einen Salto. „Da müssen drei Körper kurzzeitig zu einem werden, sonst geht es schief“, erklärt Bühnenmanager und Moderator Ingo Pawelke nach der Vorstellung.

Für Individualismus bleibt dennoch genug Raum: Der Georgier Georg Sosani gibt einen köstlichen Clown, der Rolltreppe ohne Treppe fährt, Kartons mit „Gedankenkraft“ verschiebt oder sich mit dem ghanaischen Trommler Nii Ashitey Nsotse und dessen Truppe ein rhythmisches Musikduell liefert.

Der Rumäne Valentin Urse verwandelt sich in ein „Spiralenmännchen“ und tanzt ein ebenso lustiges wie erotisches Ballettsolo. Vielleicht am poetischsten gelingt das Schlussbild, wenn das Ensemble mit weißen Bändern Friedrich Smétanás „Moldau“ als Schwarzlicht-Theater zum Fließen und Schäumen bringt – die eigene Imagination sorgt hier für die farbigsten Bilder. Packender kann Theater eigentlich nicht sein.

 

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