Reichskleinodien sind für ein Jahr auf der Burg zu sehen

5.7.2013, 00:00 Uhr
Reichskleinodien sind für ein Jahr auf der Burg zu sehen

© Fengler

Krone, Zepter und Reichsapfel — Glanz in die bislang eher kärglich eingerichteten Räume. Knapp 16 Millionen Euro investiert der Freistaat, um die einstige Bedeutung der Burg durch Umgestaltung und eine neue Dauerausstellung herauszustellen. In Kürze wird die Schau eröffnet, dann ist auch die soeben zum Weltdokumentenerbe erhobene Goldene Bulle von 1356 zu sehen — und zwar im Original. Allerdings wird das kostbare Dokument nach einigen Tagen gegen ein Faksimile ausgetauscht, das echte Pergament verschwindet wieder im Tresor des Nürnberger Staatsarchivs.

Die Reichskleinodien sind fast 400 Jahre in Nürnberg aufbewahrt worden, ehe man sie vor französischen Truppen in Sicherheit bringen wollte. Seit 1796 lagern die Herrschaftsinsignien nun in Wien, die Nationalsozialisten holten sie 1938 nach Nürnberg zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen sie erneut in die Schatzkammer der Wiener Hofburg.

Wenn man schon nicht mehr die echte Krone zurückbekommt, so sollten zumindest Replikate an die große Zeit Nürnbergs erinnern, in der die freie Reichstadt die Symbole der Macht aufbewahren durfte. So dachten der frühere Staatsarchivchef Günther Schuhmann, der ehemalige Altstadtfreunde-Chef Erich Mulzer und Nürnbergs Ex-Baudirektor Julius Lincke. 1985 fanden sie Sponsoren in der damaligen Stadtsparkasse Nürnberg und der Landesbank.

Die Geldinstitute erteilten Goldschmiedin Gerdi Glanzner aus Wiesentheid den Auftrag, eine originalgetreue Kopie anzufertigen. Ihr in gut 3000 Arbeitsstunden entstandenes Werk — Reichskrone, Reichsapfel und Zepter — besteht aus vergoldetem Silber. Über 200 Edelsteine wie Smaragde, Amethyste, Turmaline, Achate und Granate sowie mehr als tausend Perlen zieren die Arbeit, die auf etwa 75.000 Euro taxiert wird.

Funkelnde Prachtstücke

Die Altstadtfreunde erhielten die Kopien 1990 als Geschenk mit der Maßgabe, sie der Stadt Nürnberg als Dauerleihgabe zu überlassen. In der Ehrenhalle des Rathauses haben seither Tausende von Touristen und Einheimischen die funkelnden Prachtstücke bewundert. Doch als es nun darum ging, Krone, Zepter und Reichsapfel in die neue Kaiserburg-Ausstellung zu integrieren, wollten es die Altstadfreunde genau wissen.

Schließlich sind sie die Eigentümer und wollen bei der Verwendung ein Wort mitsprechen: „Der Vertrag ist eine komische Konstruktion“, meint Altstadtfreunde-Vorsitzender Karl-Heinz Enderle, „doch aufgrund der Sparkassen-Protokolle konnten wir die Besitzverhältnisse klären. Die Kopien gehören uns. Aber der Oberbürgermeister hat das Recht, den Standort zu bestimmen, wo sie gezeigt werden.“ Die Ausleihe gilt nur für ein Jahr, unterstreicht Oberbürgermeister Ulrich Maly auf Anfrage. Danach kehren die Reichskleinodien ins Rathaus zurück. Das Kulturreferat solle die Zeit nutzen, um eine bessere, inhaltsreichere Präsentation zu erarbeiten. Bis dahin ziert ein Hinweis die leere Vitrine, dass die Besucher den Burgberg erklimmen müssen, um Krone, Reichsapfel und Zepter zu sehen.

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