Religiöse Reise in die Altstadt

2.7.2007, 00:00 Uhr
Religiöse Reise in die Altstadt

© Sauerbeck

Auf zehn Stationen kann man sich auf eine religiöse Fußreise durch die Altstadt machen. Der frühere katholische Stadtdekan Theo Kellerer hat die Route mit Helfern ausgearbeitet (wir berichteten). Ausgangspunkt ist die kaiserliche Kapelle auf der Burg.

Im Pallas bekannte der katholische Erzbischof vor vielen interessierten Gästen offen: «Immer wieder stehe ich erschüttert vor dem Davidstern in der katholischen Kirche ,Unserer lieben Frau‘ am Hauptmarkt. Christen haben das Judentum befeindet und es auszulöschen versucht.»

Tiefe Schuld

Der hohe Würdenträger erinnerte an die Pogrome des Mittelalters, mit denen Christen eine tiefe Schuld auf sich geladen hätten. Eine Schuld, die schon lange vergeben ist, wie Arno Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, versöhnlich anmerkte. Er unterstrich, dass die Zusammenarbeit zwischen Juden und Christen so gut wie noch nie sei.

Erzbischof Schick führte weiter aus, auch der Nationalsozialismus als «säkularisierte, pervertierte Religion» habe vernichtende Kräfte frei gesetzt. Dies sei in Nürnberg besonders deutlich zu spüren. Der Seelsorger hob aber auch die positive Kraft des Glaubens hervor: Krankenhäuser, Kindergärten, Seniorenheime, Straßenambulanz, Hospiz und Obdachlosenheim sind in Nürnberg praktischer, konkreter Ausdruck des katholischen Selbstverständnisses.

Die Kraft des Glaubens gebe es auch im interreligiösen Dialog mit Juden, Muslimen und anderen Gruppen. Sie bewerkstellige Integration zum Gemeinwohl. Der Glaubensweg solle zum eigentlichen Ursprung von Religion führen, so die Hoffnung Schicks: «Für alle Christen, Juden, Muslime und andere Religionen gibt es nur den einen Gott, den Gott der Liebe und des Friedens.»

Innenminister Günther Beckstein hakte an diesem Punkt selbstkritisch ein: Der Bau von Moscheen sei nicht zu beanstanden, wenn gut gesinnte Muslime dort zusammenkommen. Doch dies stelle gleichzeitig eine Anfrage an die leerer werdenden christlichen Kirchen, wie sie ihre Anhängerschaft binden können. Prälat Theo Kellerer hofft, dass die zehn Punkte des Nürnberger Glaubenswegs viele Menschen anregen, sich mit ihrem eigenen, ganz persönlichen Glauben auseinanderzusetzen.

Die evangelische Regionalbischöfin Hann von Weyern dachte über die «Trampelpfade» nach, auf denen man sich im Alltag bewegt: Meist gehe man immer die selben Routen mit nur ganz geringen Abweichungen. Insofern biete der Glaubensweg nun einen Impuls, andere Fährten auszuprobieren. Oberbürgermeister Ulrich Maly lockerte die feierliche Atmosphäre durch ein launiges Grußwort auf. Die Nürnberger seien besonders vorausschauend - oder sehr stur: Sie verehrten den Einsiedler und Stadtpatron Sebald als Heiligen schon zwei Jahrhunderte vor der Heiligsprechung.

Bis Ende September gibt es samstags um elf Uhr Führungen zu verschiedenen Teilstrecken des Glaubenswegs. Im Juli trifft man sich im Innenhof von St. Klara (Caritas-Pirckheimer-Haus) oder bei St. Egidien.

Weitere Informationen gibt es bei der Katholischen Stadtkirche, Telefon: (09 11) 2 44 49 501.