Renate und Hartmut Neufeld mit EhrenWert-Preis ausgezeichnet

29.3.2016, 20:02 Uhr

Auf den Hund sind die Neufelds erstmals in den 1970er Jahren gekommen. Schnauzermix Pina sollte behilflich sein, die Ehrenrunde eines ihrer drei Kinder zu verhindern. Geklappt hat das zwar nicht, doch der kleine Vierbeiner belebte 17 Jahre das Familienleben des Postbeamten-Paars, das sich im Mai 1962 sozusagen im Dienst kennengelernt hatte.

Nach Pinas Tod hatten sie 15 Jahre lang keinen Hund mehr. Doch im Ruhestand flammte bei Hartmut Neufeld (72) der Wunsch aus der Kindheit auf, einmal einen Schäferhund zu haben. Im Januar 2008 holte er die acht Wochen alte Gipsy bei einem Züchter ab. Mit ihren langen Haaren gehört sie zur Rasse der Altdeutschen Schäferhunde.

Als die Neufelds mit ihr in der Tierarztpraxis waren, sagte eine Helferin: „Der wird mal ein Therapiehund.“ Später stellte sich heraus, dass es sich um Gaby Ophey handelte, damals Vize des Vorgänger-Therapiehunde-Clubs. „Von allein wären wir bestimmt nicht auf die Idee gekommen“, sagt Renate Neufeld (71) rückblickend. Als Gipsy ein Jahr alt war, nahmen die Neufelds Kontakt mit Ophey auf und machten an einem Wochenende die Therapiehund-Ausbildung.

Computer im Kinderzimmer

Beide waren sofort begeistert von den Einsätzen. Doch dann gab es Streit im Vorstand. Der Verein löste sich auf und die 16 Mitglieder standen auf der Straße. Folglich gründete man im November 2010 einen neuen Verein. Hartmut Neufeld wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt und Renate kümmert sich seitdem um die Geschäftsstelle, die inzwischen in einem früheren Kinderzimmer in ihrem Haus in Weiherhaus untergebracht ist.

Mit Hilfe von Computer und Telefon werden Einsätze vermittelt und dokumentiert sowie Spenden akquiriert. Und das sehr erfolgreich: Der Verein ist in fünf Jahren enorm gewachsen: 330 Mitglieder, die zwischen 18 und 78 Jahre alt sind, und 260 Vierbeiner hat der Verein Therapiehunde Franken aktuell. Er ist damit der größte seiner Art in Deutschland. Zum Vergleich: Die „Streichelbande“ in München hat die Hälfte an Aktiven.

Wie es zu diesem enormen Zuwachs kam? Neben der Homepage als Anlaufstelle im Internet waren es vor allem Berichte über die Arbeit der Therapiehunde in den Medien, ob in den Nürnberger Nachrichten oder im Bayerischen Rundfunk, die zu Anfragen führten. Einerseits von Hundehaltern, die mitmachen wollten, andererseits von Einrichtungen, die einen Besuch wünschten. Neben Alten- und Pflegeheimen gehören Wohnheime für Behinderte ebenso zu den Stammkunden wie Kindertagesstätten und Schulen.

„Wir hatten nie gedacht, dass wir so groß werden“, sagt Hartmut Neufeld. Der permanent steigende Bedarf hat aus der ehrenamtlichen Tätigkeit der Neufelds längst einen Fulltime-Job gemacht. Nicht selten dauert ein Arbeitstag von 9 Uhr bis Mitternacht — und Anrufe gibt es über Nürnbergs Umland hinaus bis aus Bayreuth.

Wie so ein Therapiehund-Besuch aussieht? Er dauert 30 Minuten, was für Mensch und Tier als ausreichend gilt. Je nach Einsatzort und Bedürfnis wird der passende Vierbeiner ausgesucht. Die Hunde gehen im Kreis reihum oder sie fungieren als „Betthund“ zum Streicheln, wenn ein alter Mensch nicht mehr aufstehen kann.

„Manche Leute sprechen mit dem Hund wie mit einem Kameraden“, erzählen die Neufelds. „Ein Hund ist sensibler, er nimmt Regungen auf“, erzählt Hartmut Neufeld. „Unsere Gipsy kennt die Leute und reagiert individuell auf sie.“ Oft lege sie ihren Kopf Personen auf die Knie, die es nötig haben, weil es ihnen schlecht gehe — „keine Ahnung, woher sie das spürt“, sagt Neufeld. 15 Euro werden in der Regel für einen Einsatz von Mensch und Hund verlangt. Der Preis gilt mehr als Geste, die für Einnahmen sorgen, damit neben der Haftpflichtversicherung auch ein Fahrtkostenzuschuss übernommen werden kann.

Pudelclub-Gelände gepachtet

Zwei Termine pro Woche absolviert ein Therapiehund maximal. Rund 300 Einsätze kommen da in über fünf Jahren zusammen. Die Neufelds haben ihre Besuche aus Zeitgründen reduziert und gehen nur noch hin, wenn jemand kurzfristig absagen muss. Seit einem Jahr hat der Verein ein 2000 Quadratmeter großes Gelände samt hölzernem Vereinsheim gepachtet, in dem zuvor der Pudelclub residierte.

Seminare, Veranstaltungen und Vorträge finden hier statt, aber auch das „Casting“ von neuen Interessenten. Dabei wird getestet, ob ein Hund den Stress aushält, wenn viele Menschen um ihn herum sind. Aggressiv darf er keinesfalls werden. Labradore und Golden Retriever gelten als besonders gut geeignet, doch bis auf Kampfhunde sind fast alle Rassen vertreten, Möpse und Dackel inklusive.

Da die Neufelds nicht mehr die Jüngsten sind und ihre fünf Enkel auch mal Zeit beanspruchen, soll eine hauptamtliche Kraft bald stundenweise für Entlastung sorgen. Dann könnten sie nach fünf Jahren zudem mal wieder paar Tage verreisen. Natürlich gehört ihre Leidenschaft ihren Ehrenämtern, aber sie spüren auch, dass hier viel an ihnen hängt. Gerade deshalb hat sie aber das dicke Dankeschön von OB Ulrich Maly kürzlich sehr gefreut.

Die 1000 Euro EhrenWert-Preisgeld werden auf jeden Fall in die Vereinsarbeit fließen. Denn neue Aufgabenfelder sind bereits angepeilt — wie zum Beispiel die Ausbildung von Hunden für die Hospizhilfe.

Kontakt und weitere Informationen gibt es unter www.therapiehunde-franken.de.

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