SchauFenster: Zwischen Franken und der Welt

9.10.2017, 20:34 Uhr
SchauFenster: Zwischen Franken und der Welt

© Josh Reuter

Das Schaufenster vermittelt nur einen kleinen Eindruck von all den unendlichen Fantasiewelten, die sich dahinter verbergen. Es wird öfter mal umdekoriert. Stetiger Bestandteil ist jedoch ein großer Kartenständer. Der bietet Postkarten aus Eigenproduktion vom Stadtteil St. Johannis und von erlesenen Verlagen mit verschiedenen Motiven, gemäß dem Motto eines der Postgut-Produkte: "Wir sehen alles superduper."

Zwei Scheinwerfertürme an den äußeren Fensterecken erhellen nachts den Gehsteig. Dazwischen ein 100 Jahre altes, hölzernes Stativ und obligatorisch antike Reisekoffer. Diese machen auf das exklusive Angebot als "Reiseshooter" aufmerksam. Soll heißen: Man kann Nadine Rodler und Mila Klaus buchen — mit ihnen ins Ausland fliegen und dort beispielsweise Hochzeitsfotos am Strand der Träume schießen.

Die Organisationszentrale liegt gleich hinter der Auslage. Das Büro der beiden "Bildmacherinnen" mit zwei Schreibtischen und einem zentralen, großen Esstisch für Gäste und Besprechungen stehen hier im Mittelpunkt, stets bereit für den nächsten Auftrag. Mit Möbeln aus verschiedenen Epochen der letzten 50 Jahre bestückt, wirkt das Ladenlokal sehr modern. Die eigentliche Wirkungsstätte der Fotografinnen ist aber hinter einer großen Scheunentür versteckt. Dort häufen sich im Studio modische Accessoires vom Anzug über ein Cocktailkleid bis zu Filzhut, Handschuh, Schal, Zylinder und Zipfelmütze. Von den Decken hängt an Rollensystemen buntes Papier von der Decke. Alles Dinge, die nötig sind, um ein gutes Foto zu inszenieren.

Das Spektrum der Arbeitsbereiche ist breitgefächert: Familie, Business, allein oder in der Gruppe. Zudem Mode- und Firmenporträts sowie professionelle Produktfotografie und natürlich Hochzeiten. Dabei ist es egal, ob für digitale Kanäle oder gedruckt auf Leinwand, als Bild im Rahmen oder als glänzendes Fotobuch.

2006 hatten die beiden Frauen gemeinsam die Ausbildung angefangen. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass sie in Sachen "Kunst und Geschmack" die Ansichten teilen. Deshalb war es schon damals klar, dass die heute 30-jährigen Fotografinnen, die zuerst einige Jahren einzeln freischaffend agierten, zusammen eine Firma gründen werden.

Im Mai 2014 war es so weit: Rodler und Klaus eröffneten ihr Geschäft. "Hochzeitsfarben" heißt das gemeinsame Projekt. Aber im Prinzip hat der Laden keinen Namen, denn jede macht neben den Team-Arbeiten noch eigene Aufträge unter ihrem eigenen Namen.

Über ihre Kunden könnten sie so manche Geschichten erzählen. Über Dinge, die beim Shooting passieren. Aber alles, ob bei Porträtaufnahmen oder der Aktfotografie, bleibt geheim. "Wir können schweigen", beteutert Nadine Rodler lächelnd. Nur so viel wird verraten: Vom kleinsten Baby bis hin zur Urgroßmutter reicht die Palette der "Objekte", die abgelichtet werden. Das Grundkonzept lautet: "Im Prinzip alles außer Passfotos".

Am liebsten in der Natur

Am liebsten sind die beiden Fotografinnen draußen auf Terminen. Darum muss man Termine mit ihnen telefonisch vereinbaren. In der Natur gebe es unendlich viele, lebende Hintergründe, die Bildern den besonderen Charme verleihen, finden sie. "Retro" und "Vintage" heißt das heute im Fachchinesisch, was man früher "Antik-Fotografie" nannte. Aber die Entwicklung ihres Berufs hat für diesen Stil neue Begriffe gebracht. Nur 20 Prozent ihrer Zeit, sagen Rodler und Klaus, verbringen sie inzwischen im Studio in St. Johannis. Den Rest sind sie unterwegs — irgendwo in Franken und der großen weiten Welt.

Hochzeitsfarben, Kirchenweg 23, geöffnet: Mo.–Fr., 10–18 Uhr, Infos unter Telefon 01 71/ 3 68 06 51 und 01 76/70 35 06 07.

Keine Kommentare