"Scheiß Hipster": Café in Gostenhof kontert Graffiti

7.4.2017, 05:45 Uhr

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Es ist ein wunderbarer Ort zum Frühstücken und eine nette Location für den Abend auf einen Wein. Vor allem belebt das "Café Mainheim" in der Bauerngasse den Petra-Kelly-Platz in Gostenhof - neben "Hempels-Burger" und der Weinbar "achtzehn97". Aus dem einstigen Schmuddeleck Bauerngasse ist ein beliebter Treffpunkt im Stadtteil geworden. Das "Café Mainheim" ist dabei vor allem bei jüngeren Leuten und Studenten beliebt - ein Schicki-Micki-Laden ist es nicht. Ganz im Gegenteil: Es ist vielmehr ein angesagter Szene–Treff, in dem man auf einfachen Stühlen oder gemütlich im Fenster sitzt und gutes Essen zu bezahlbaren Preisen bekommt. 

Dennoch hat es nun auch die Scheibe des "Mainheim" erwischt. Im Dezember landete darauf der Schriftzug "Juppies Fuck Off" und vor einigen Wochen "Scheiß Hipster". Und das soll auch dort stehen bleiben. "Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, es nicht zu entfernen", sagt Franziska Schwingel, die das "Mainheim" zusammen mit Claudia Schnappauf führt.

"Als würden wir hier große Umsätze machen"

"Zum einen wollen wir den Schmierfinken nicht hinterher putzen, zum anderen fühlen wir uns überhaupt nicht angesprochen", sagt Franziska Schwingel. Sie finde es extrem schade, was ihrem Team da zur Last gelegt werde. "Als würde wir hier die großen Umsätze machen. Wir sind ein kleiner Arbeitgeber mit 15 bis 20 Leuten", sagt sie. Ein junges Team, mit lauter jungen Leuten, Studenten, die im Viertel leben würden.

Schon lange schwelt in Gostenhof die Diskussion um eine so genannte Gentrifizierung, so der Fachbegriff für eine schleichende Umstrukturierung von Stadtquartieren. Diejenigen, die Wände beschmieren und Farbbeutel auf kleine Reihenhäuser werfen, befürchten, dass ärmere Leute aus ihrem Viertel verbannt werden, weil Altbauten saniert und dann zu hohen Preisen an Besserverdienende vermietet oder verkauft werden.

Nürnberger Künstler legt Hand an

Doch was sich in Berlin oder Hamburg beobachten lässt, bleibt in Nürnberg lediglich ein Hirngespinst. Sicher gibt es auch hier Hausbesitzer, die das große Geld wittern und ihre Mieter loswerden wollen, um teurer vermieten zu können. Doch laut dem erst im März von Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) vorgestellten Bericht "Wohnungsmarktbeobachtung 2016" sprechen die blanken Zahlen gegen eine echte Gentrifizierung. Denn die Mietpreiserhöhung liegt demnach in Gostenhof unter dem städtischen Schnitt.

Doch nicht nur das "Mainheim" wurde zum Opfer von Schmierfinken. In der selben Nacht wurde mit der selben Farbe ein Lieferwagen der Heilsarmee in Gostenhof beschmiert - obwohl es dort extra eine Wand für Graffiti gibt "Wir fragen uns schon, was das für eine politische Botschaft sein soll, wenn selbst solche Organisationen verunglimpft werden", sagt Franziska Schwingel. Längst habe man Anzeige erstattet - auch wenn die Aussichten auf Erfolg gering sein dürften.

Inzwischen hat das kleine Team aus der Not eine Tugend gemacht und die Schmierereien auf der Fensterscheibe nicht nur stehen gelassen, sondern eine andere Note gegeben. Der Nürnberger Künstler "Yen" hat über das "Scheiß Hipster" einfach "nice Hipster" gemalt. 

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