Schießen lernen, Freunde treffen

27.7.2016, 12:17 Uhr
Schießen lernen, Freunde treffen

© Fotos: Galerie

Kaum zu glauben, aber wahr: Diverse deutsche Schützenvereine werben um neue Mitstreiter mit dem Slogan „Schießen lernen – Freunde treffen“.

Die Malerin und Grafikerin Ana Laibach folgte dem Ruf zu den (Sport-)Waffen und wurde zeitweilig Teil einer Real-Satire. Rasch sah sie ihr Vorurteil bestätigt, dass viele Freunde des Herumballerns mit allerlei Gewehren, Revolvern und Pistolen „das Schießpulver nicht gerade erfunden” haben“. Der Umgang mit einer Waffe sei eben eine äußerst simple Sache, wurde die Künstlerin in einem Einführungskurs belehrt: „Keine Angst, das haben bis jetzt alle geschafft, sogar die Dümmsten“, versicherte der Kursleiter. Dieser wahrhaft grundsätzliche Spruch ziert nun einen von Laibach gestalteten Keramik-Wandteller, der ein zentrales Exponat ihrer Ausstellung ist.

Ana Laibach hat tatsächlich ziemlich schnell und ziemlich gut schießen gelernt, Freunde hat sie allerdings im Schützenverein nicht getroffen. Eher im Gegenteil! Auf den Rückseiten der von ihr während der Ausbildung durchlöcherten Papier-Zielscheiben hat sie bitterböse Karikaturen der wichtigsten Leute in „ihrem“ Verein gezeichnet.

Pseudomilitärischer Unfug

Die satirischen Blätter kritisieren vor allem den pseudomilitärischen und pseudofeudalen Unfug, den die meisten deutschen Schützen-„Brüder” und -„Schwestern” mit Begeisterung pflegen. Die Königskronen und Ehren-Goldketten, die prunkvollen Uniformen sowie die Unmengen von Orden und Ehrenzeichen, mit denen die Dargestellten geschmückt sind, wollen eigentlich gar nicht zu ihren biederen bis einfältigen Gesichtern passen.

Dennoch zeigt bei näherer Betrachtung manches Kleinbürger-Porträt durchaus auch rohe und aggressive Züge. Spürbar wird da die Lust an der kleinen Macht, die der intime Umgang mit Schusswaffen den Menschen verleiht. Ohne alle Rücksicht auf das Gebot der intellektuellen Ausgewogenheit stellt Ana Laibach daher die Sport-Schützen in eine Reihe mit anderen Waffenträgern wie Soldaten, Jäger oder Polizisten. Eine in der Galerie präsentierte großformatige Malerei (schwarze Acryl-Farbe auf weiß grundierter Zelt-Leinwand) zeigt die Horror-Vision einer von allen guten Geistern verlassenen Welt, in der die Gewalt regiert, in der alle anfallenden Konflikte ausschließlich mit Schießprügeln, Panzern, Bomben und Granaten „gelöst“ werden.

Nun werden zweifellos nicht alle Kunstfreunde einen derart engen Zusammenhang von Schützenverein und (Bürger-)Krieg sehen, das malerische Können, den Witz und den Einfallsreichtum von Ana Laibach sollten sie aber trotzdem würdigen.

BBK-Galerie, Hirtengasse 3: Ana Laibach/„Schießen lernen – Freunde treffen“. Bis 21. Aug., Mi./Do. 13–18, So. 15–18 Uhr oder nach Absprache unter Telefon 09 11/2 39 68 84. Ein schöner aktueller Katalog kostet 10 Euro.

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