Schießstand-Mangel: Ist Polizei gut genug gerüstet?

21.2.2017, 05:55 Uhr
Schießstand-Mangel: Ist Polizei gut genug gerüstet?

© Horst Linke

Seit Ende 2016 müssen Streifenbeamte, die ja meist als Erste an Tatorten eintreffen, spezielle Trainingseinheiten buchstäblich durchlaufen. Industriebrachen oder leerstehende Häuser dienen als Kulisse. In Nürnberg üben Beamte im leerstehenden Mittelbau auf dem Gelände des Polizeipräsidiums am Jakobsplatz. Sie spielen dort mit ihren Waffen diverse Amok- und Terror-Szenarien durch.

Doch der Mittelbau ist keine Dauerlösung. Im Zuge der laufenden Sanierung des Präsidiums wird das Gebäude demnächst abgerissen. Und dann? Die Schießanlage in Nürnberg ist veraltet, sagen Kritiker. "Das ist wie beim Schützenverein: Der Beamte schießt auf ein Ziel am anderen Ende des Raums. Er bewegt sich dabei nicht", berichtet ein Insider. Was aber ist, wenn sich das Ziel bewegt? Wenn es selbst Schüsse abgibt und man Deckung suchen muss? Training dafür? Fehlanzeige.

Untragbarer Zustand

Ein untragbarer Zustand, findet die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) - eine Lösung wurde auf Jahre hinausgeschoben. "Wir werden mit den eingeschränkten Schießübungen länger leben müssen, als uns lieb ist", sagt der DPolG-Bezirksvorsitzende Rainer Hirschmann. So lange, bis frühestens in acht Jahren der Betrieb des neuen Polizeilichen Einsatzzentrums (PE-Zentrum) aufgenommen werden kann. Der Gewerkschafter macht deutlich, dass bei den Rahmenbedingungen für das Schießtraining dringend nachgebessert werden müsse. "Wir brauchen eine Möglichkeit, wo wir alle Szenarien mit Waffen aller Kaliber problemlos durchspielen können. Man muss das vor dem Hintergrund der wachsenden Terrorgefahr sehen", sagt er. In Bayreuth gebe es so ein modernes PE-Zentrum bereits. Der Freistaat habe dafür rund zehn Millionen Euro in die Hand genommen.

Mit Blick auf den Neubau des PE-Zentrums in Nürnberg will sich das Innenministerium aber auf keinen Fertigstellungstermin festlegen. Nur so viel: "Das Polizeipräsidium Mittelfranken wird hierzu noch in diesem Jahr ein Konzept vorlegen."

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die DPolG üben in dieser Hinsicht scharfe Kritik. "Die Sanierung der Schießstände fordern wir schon seit mehr als zehn Jahren. Es wurde immer gesagt, dass man die Erneuerung aus Geldmangel nicht umsetzen kann", sagt der GdP-Vorsitzende Helmut Frey.

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