Schlüsseldienst: "Jede Tür hat ihr Eigenleben"

7.3.2013, 13:00 Uhr
Zwei kurze Handbewegungen - viel mehr Aufwand benötigt Stefan Urbanski nicht um eine Tür zu öffnen.

© Tobias Lang Zwei kurze Handbewegungen - viel mehr Aufwand benötigt Stefan Urbanski nicht um eine Tür zu öffnen.

Zwei kurze Handbewegungen, ein fester Ruck. Mit einem lauten Klacken springt die braune Wohnungstür auf. Nicht einmal dreißig Sekunden hat Stefan Urbanski dafür gebraucht. Student Vincent (26) aus St. Johannis ist erleichtert und ärgert sich doch zugleich. Innerhalb von vier Wochen hat er sich heute zum zweiten Mal ausgesperrt und "der Fuffi tut diesmal schon echt weh“.

Probleme wie diese sind Stefan Urbanskis Lebensgrundlage. Seit einem Jahr arbeitet er beir Firma "Turbo Schlüsseldienst“ aus Galgenhof. Für einen Festpreis von 43 Euro fährt er das Gebiet von Nürnberg bis Erlangen ab und hilft verzweifelten Menschen, in ihre Wohnung zu kommen.

"Der Beruf hat schon etwas Undankbares. Die Leute rufen einen immer dann, wenn sie in einer Notsituation sind“, erklärt Urbanski. Viele Menschen sind ihm aber dennoch dankbar, manche springen ihm sogar an den Hals. Aus Freude und Erleichterung. "Das sind schon die schönsten Momente, dann macht der Kontakt zum Kunden auch Spaß.“

Nicht alle "Objekte“, wie Urbanski sie nennt, sind gleich. "Jede Tür hat ihr Eigenleben“, erklärt er. Manche lassen sich mit einem Handgriff öffnen, für wieder andere benötigt man Fingerspitzengefühl, Erfahrung und das richtige Werkzeug. Weil die richtige Technik eine so entscheidende Rolle spielt, lässt sich Urbanski beim Öffnen von niemandem auf die Finger schauen. Wenn eine Türe hingegen abgeschlossen ist, hilft aber auch die beste Technik nichts. Dann muss gebohrt und der Zylinder ausgetauscht werden.

Schlüsseldienst:

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Kaum ist die Tür des Studenten geöffnet, klingelt Urbanskis Handy schon wieder. Ein älterer Herr aus Erlangen hat sich ausgesperrt. Das Geschäft läuft gut. Meistens hat Urbanski während eines Einsatzes schon ein bis zwei weitere Aufträge. Kein Wunder, dass sich schwarze Schafe in der Branche tummeln, die aus der Notsituation der Ausgesperrten Kapital schlagen. Bis zu 300 Euro verlangen manche Dienste. Oft wird am Telefon gesagt, man müsse zuerst die Türe sehen, um den genauen Preis nennen zu können. "Totaler Quatsch!“, sagt Urbanski. "Die wichtigste Info ist: Wurde die Tür abgesperrt oder nur zugezogen? Dann weiß ich schon ungefähr, wie viel Aufwand es kostet, die Tür zu öffnen.“

Auch hohe Preise für Fahrten sind Abzock-Methoden. Beispielsweise werden oft bis zu hundert Euro Anfahrtsgebühren berechnet. Wenn der Kunde dann nicht mit der horrenden Summe für die Türöffnung einverstanden ist, muss er die Anreise trotzdem zahlen. Wichtig ist deshalb, schon am Telefon nach dem genauen Preis inklusive Anfahrt zu fragen – und bei unverhältnismäßig hohen Beträgen einen anderen Anbieter anzurufen.

"Besonders in Notsituationen ist es wichtig, dass man nicht nur auf den eigenen Profit schaut“, sagt Urbanski. Beispielsweise, wenn Kinder im Spiel sind, die ihre Eltern auf den Balkon ausgesperrt haben oder sich selbst eingesperrt haben, was laut Urbanski regelmäßig vorkommt. Dann ruft er die Feuerwehr oder den Rettungsdienst, bevor er sich selbst ins Auto setzt.

Aber auch lustige Situationen erlebt er in seinem Beruf immer wieder. Beispielsweise als er es einmal trotz zahlreicher Versuche nicht schaffte, eine Tür zu öffnen. "Mit viel Kraftaufwand hab ich sie dann doch aufbekommen. Erst dann ist dem Besitzer eingefallen, dass er tags zuvor lackiert hatte. Der getrocknete Lack hatte den Türspalt verklebt und hätte ganz einfach mit dem Schlüssel geöffnet werden können“, sagt Urbanski und lacht.

Auch er selbst hat sich schon einmal ausgesperrt. Als der Schlüsseldienstmitarbeiter dann kam, bot er dem gelernten Feinmechaniker-Meister an, sich doch einmal zu bewerben. "Warum nicht, dachte ich mir. Ich bin also zu dem Job gekommen, indem ich mich selbst vor die Tür gesetzt habe“, erklärt Urbanski und lacht: "Sehen sie, das passiert jedem einmal.“

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