Schmerztherapie nach Unfall: Allersberger klagt gegen Ergo

4.3.2015, 06:00 Uhr
Benjamin Herzog steht vor dem finanziellen Ruin: Seine Kasse will die Schmerz-Therapie nach einem Unfall nicht übernehmen.

© Kasperowitsch Benjamin Herzog steht vor dem finanziellen Ruin: Seine Kasse will die Schmerz-Therapie nach einem Unfall nicht übernehmen.

Die Katastrophe nahm im Sommer 2009 ihren Anfang. Benjamin Herzog ist auf seiner Kawasaki ZX 750 J Streetfighter in einen Unfall verwickelt. Zwischen Rednitzhembach und Schwanstetten erfasst ihn beim Überholen ein Auto. Ein Schild riss den Tank der 129-PS-Maschine auf, der Tank explodierte. Brennend flog der junge Fahrer in ein Gebüsch.

Wochenlang hing er danach im Krankenhaus zwischen Leben und Tod. Es folgten monatelange Klinikaufenthalte, unzählige Operationen und Reha-Maßnahmen. Von seinen Beinen sind nur kümmerliche Reste geblieben, die in massiven orthopädischen Stiefeln stecken. Nur so kann er sich auf Krücken fortbewegen.

Finanziell am Ende

Ohne Schmerzmittel, die ihm seine Ärztin verschreibt, wäre das Leben für ihn unerträglich. Es gab Zeiten, da brauchte er 15.000 Euro im Monat, um die Rechnungen dafür begleichen zu können. Inzwischen ist er medikamentös gut  eingestellt, aber rund  3000 Euro monatlich sind  derzeit immer noch nötig, wie Herzog versichert. Die zahlt er jetzt   schon wieder seit Monaten  aus eigener Tasche.

Das entspricht etwa der Summe, die er jeden Monat zum Leben  zur Verfügung hat. „Insgesamt habe ich bisher um die 350.000 Euro ausgegeben“, erzählt das Unfallopfer, „jetzt ist das finanzielle Ende erreicht.“ Das gilt auch für seine Eltern und seine Freundin, die immer kräftig mitgeholfen haben.

Schon bald nach dem Unfall stellte Herzogs Krankenversicherung, die zur Ergo-Gruppe gehörende DKV, quer. Sie sprach von Missbrauch und einem „off-label-use“, einem Einsatz von Arznei also, der die zugelassene Menge überschreitet.

Zermürbendes Tauziehen

Es ist ein zermürbendes Tauziehen um die Übernahme der hohen Kosten. 2013 hat die DKV einmalig 50.000 Euro ausbezahlt, „freiwillig und  ohne Bedingungen“, wie sie in einer Stellungnahme gegenüber den Nürnberger Nachrichten betont. „Kulanzweise“ habe man die Kostenzusage zuletzt auch verlängert. Seit vergangenen Oktober ist damit wieder Schluss, „da wir von Herrn Herzog keinerlei Informationen zur weiteren Planung der Behandlung erhalten haben“.

In dieser Frage werden die DKV und Benjamin Herzog am Mittwoch vor dem Landgericht in Nürnberg vielleicht weiterkommen. Die Versicherung würde sogar eine Behandlung „mit dem Ziel der Entgiftung und der Neueinstellung der Schmerzmedikation“ übernehmen. Diese solle aber stationär geschehen.

Das ist einer der Punkte den Sylvia Beyer, die Anwältin Herzogs aus Nürnberg, zu bedenken gibt. Ihr Mandant sei kein üblicher Schmerzpatient. „Er ist schwer traumatisiert und leidet unter Depressionen“, sagt die Jusristin. Ein erneuter Aufenthalt in einer Klinik sei bei der dramatischen Unfallopfer-Geschichte  für Benjamin Herzog nicht auszuhalten. „Das schafft er nicht.“

Beyer kann die Argumentation der Krankenkasse, die Herzog eine Sucht nahe lege, nicht nachvollziehen. Er sei auf unverzichtbare Schmerzmitteln gut eingestellt. Vielleicht gibt es zu dieser Frage ein weiteres Gutachten. Lange warten kann Benjamin Herzog nicht mehr.

2 Kommentare