Schriller Schnulleralarm: Von durchwachten Nächten

24.9.2018, 12:46 Uhr
Nicht selten machen die Kinder die Nacht zum Tag - sehr zum Leidwesen der dauermüden Eltern.

© colourbox.de Nicht selten machen die Kinder die Nacht zum Tag - sehr zum Leidwesen der dauermüden Eltern.

Ein Gähnen. Ein Recken. Ein Grummeln. Keine Frage, der Kollege gegenüber ist müde. Schlecht geschlafen? Oh ja, seufzt er leise. Mitten in der Nacht waren wieder alle wach. Die Kleine stand im Bett und schrie alptraumartig. Mit ihrem Alarmton weckte sie gleich den Großen. Und wie zwei Dominosteine fielen auch die Eltern aus dem Bett.

Wer Kinder hat, braucht keinen Wecker, auch keine Harfenklänge auf dem Handy. Die Realität ist eine andere: Eltern taumeln meist durch den Tag - erst schrillt des Nachts der Schnulleralarm, dann melden sich mit Geheul die Zähne, später sind Monsterträume dran. Kurz danach folgen im Schlaf schulische Sorgen. Und schon bald dröhnt die erste Party durch die Decke. Ups, und was war jetzt das? Plötzlich kommt Gekicher aus dem Jugendzimmer, auch andere Geräusche. Wie gut, dass der oder die Kleine mitsamt der neuen Freundin/dem Freund bald auszieht, dann ist endlich wieder Ruhe im Karton.

18 Jahre Schlafentzug, das hält ja kein Mensch aus. Am besten ist die Foltermethode mit viel Humor zu ertragen. Und mit mindestens fünf Kaffees am Tag. Soeben bin ich beim doppelten Espresso angekommen, dem letzten Mittel, wenn alles andere nicht mehr wirkt. Warum wohl? Der Nachwuchs hat uns nachts ins Ohr gebrüllt. Weil er angeblich ein Feuerwerk, das es nicht gab, gehört hat. Egal. Jetzt hat er Angst, so allein. Das bedeutet im Klartext: Umzug mitsamt Matratze ins Elternschlafzimmer.

Doch kaum nicken wir alle wieder ein, überschwemmt ihn die Emotion: Sein Lenkdrache, vor einem Vierteljahr mit dem starken Ostsee-Wind baden gegangen, kommt ihm in den Sinn. Wo der jetzt wohl ist? Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Schlaf schön.

"Morgen ist auch noch ein Tag"

Wir wälzen uns hin und her. Bis der Kleinste im Bunde, der mittlerweile die Besucherritze in Beschlag genommen hat, Hunger verspürt. Ich stiefele schlaftrunken in die Küche. Eine heiße Milch für uns beide, das wird helfen, flüstere ich ihm im Schein der Kühlschranklampe zu. Wir leeren brav die Becher und gehen zurück in sein Kinderbett – da ist es wenigstens leise und leer.

Also zwängen wir uns zu zweit, zwischen eine Schar Kuscheltiere, auf sein Schlaflager. Mein Sohn legt mir seine warme Hand ins Gesicht und schnauft entspannt. Doch dann durchbricht sein weinerliches Stimmchen die Stille: Wo wohl seine Plastikschildkröte jetzt ist, die in einen städtischen Brunnen abtauchte? "Morgen", murmele ich, "morgen ist auch noch ein Tag." Und schon blinzelt uns die Sonne ins Gesicht.

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