Schweigeminute für NSU-Opfer Ismail Yasar in Nürnberg

9.6.2017, 16:31 Uhr
Die Initiative "Das Schweigen durchbrechen" hält Bilder der getöteten NSU-Opfer hoch. Die Gruppe erinnerte an der Nürnberger Scharrerstraße an den Mord vor zwölf Jahren.

© Michael Matejka Die Initiative "Das Schweigen durchbrechen" hält Bilder der getöteten NSU-Opfer hoch. Die Gruppe erinnerte an der Nürnberger Scharrerstraße an den Mord vor zwölf Jahren.

Einem Kunden kam es am 9. Juni 2005 kurz nach 10 Uhr merkwürdig vor, dass sich am Imbiss in der Scharrerstraße zwar der Döner-Spieß drehte, aber weit und breit kein Verkäufer zu sehen war. Er beugte sich über den Tresen und sah den leblosen Yasar am Boden liegen - getötet mit mehreren Schüssen in den Kopf und den Oberkörper. Der 50-jährige Türke hatte keine Chance.

In München beschäftigt sich immer noch ein Gericht mit der Aufarbeitung der NSU-Morde: Neun Menschen mussten sterben, nur weil sie Migranten waren - sie stammten aus der Türkei oder Griechenland und wohnten teilweise schon seit Jahrzehnten in Deutschland. Das zehnte Todesopfer der Neonazis war eine junge Polizistin. 

Eine kleine Gruppe junger Erwachsener hielt am Freitag zur Todesstunde Yasars eine Schweigeminute an der Scharrerstraße ab. "Medienmäßig blickt alles auf die Täter, auf den NSU-Prozess", sagt Veranstalter Max Kühn, "wir gedenken der Opfer." 

Großes Unterstützernetzwerk?

Doch auch ein zweiter Aspekt ist dem 26-jährigen Student wichtig: "Wir sind fest davon überzeugt, dass es sich nicht um drei Haupttäter handelt, sondern dass es ein deutschlandweites Unterstützer-Netzwerk des NSU gibt." Es gehe um eine "lückenlose, ehrliche Aufklärung" und eine Offenlegung der Neonazi-Verbindungen. Auch in Nürnberg habe es Anlaufpunkte für die NSU-Mörder gegeben. 

Eine weitere Gedenkveranstaltung findet am Dienstag, 13. Juni, um 15.30 Uhr an der Ecke Siemens-/Gyualer Straße (Südstadt) statt. Dort wurde vor 16 Jahren der Schneider Abdurrahim Özüdoðru getötet. 

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