Schwierige Flucht aus der Nische

3.11.2004, 00:00 Uhr
Schwierige Flucht aus der Nische

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der überwiegend körperlosen Variante des American Football -, dem auch fünf Spieler der Nürnberg Rams angehören. Als Titelverteidiger im traditionellen Fünf gegen Fünf und als Vizemeister im Sieben gegen Sieben trat man bei den Weltmeisterschaften in Thonon-les-Bains an - doch nicht einmal der Pressesprecher des American Football Verbandes Deutschland wusste zwei Tage nach den Wettkämpfen vom erfolgreichen Abschneiden „seiner" Nationalspieler.

Zwar mussten sich die Mannen um Headcoach Marcus Meckes im Sieben gegen Sieben mit einem enttäuschenden vierten Rang begnügen, aber im Fünf gegen Fünf behaupteten die Deutschen ihren Platz in der Weltspitze. Nach einer Gruppenphase ohne Niederlage konnte man sich in einem spannenden Finale nur gegen Gastgeber Österreich nicht durchsetzen. Am Ende ging der Sieg samt Titel mit 26:24 an die Alpenrepublik. „Klar wollten wir gewinnen, aber nach dem recht enttäuschenden vierten Platz im Sieben gegen Sieben waren wir auch mit Rang zwei zufrieden“, so Harald Kilian, einer der fünf Nationalspieler in Diensten der Nürnberg Rams.

Viel Optimismus

Doch Präsenz in der Öffentlichkeit oder Medierummel für die Vize-Weltmeister: Fehlanzeige. Die Athleten selbst zeigen sich jedoch optimistisch. „Natürlich ist Flag-Football eine Randsportart. Aber wir haben deutliche Zuwächse: Sowohl bei den Zuschauern, als auch bei den teilnehmenden Mannschaften“, erklärt Kilian. Dennoch wird natürlich versucht, Flag-Football weiter populär zu machen. Auch im Raum Nürnberg: „Es laufen schon Programme, dass es an Schulen in den Sportunterricht eingebaut wird“, so Kilian.

Der Sport, bei dem versucht werden muss, die gegnerische „Flag“ zu erobern - jeder Spieler trägt einen dieser Wimpel am Körper - um dadurch einen Spielzug des Angreifers zu vereiteln, habe schließlich die besten Voraussetzungen für guten Breitensport. „Man benötigt keine Ausrüstung, die Verletzungsgefahr ist gering und es ist ein Mannschaftssport“, argumentiert Kilian. Aber nicht nur für Kinder sei der Sport eine sinnvolle Abwechslung. Der 34-Jährige, der selbst noch im „normalen“ Football bei den Franken Timberwolves aktiv ist, sieht Flag-Football auch für sich selbst als eine Art Übergang: „Ich komme jetzt in meine 19. Football-Saison und sehe mich am Ende meiner Karriere. Aber im Flag-Football kann man dem Sport eben auch später noch treu bleiben.“

Kilian ist überzeugt, dass in Nürnberg Interesse an Flag-Football besteht und die Expansions-Bemühungen nicht im Sande verlaufen. So nehme die Zahl der Schaulustigen am Trainingsplatz - jeweils sonntags auf der Wöhrder Wiese -, aber auch der Spieler ständig zu. Und auch, dass die Nürnberg Rams fünf von 20 Nationalspielern bei der WM stellten, käme nicht von ungefähr.

In zwei Jahren wird die Weltmeisterschaft zum dritten Male ausgetragen - dann jedoch nur noch im traditionellen Fünf gegen Fünf-Modus. Bis die deutschen WM-Rückkehrer angemessen in der Heimat empfangen werden, dürfte aber wohl noch einige Zeit im „Schattenland der Sportwelt“ vergehen. Michael Böhm

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