Seehofer in Nürnberg: Ehrenbürger Schneider wird 90

18.6.2017, 17:49 Uhr
Ministerpräsident Horst Seehofer gratulierte Oscar Schneider zum 90. Geburtstag.

© Michael Matejka Ministerpräsident Horst Seehofer gratulierte Oscar Schneider zum 90. Geburtstag.

Als "politischen Philosophen und aufrechten Patrioten" würdigte sein Nachnachfolger an der Spitze des CSU-Bezirks, Finanz- und Heimatminister Markus Söder, den Jubilar. Und als Weggefährte und Freund des vor zwei Tagen verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl - zu dessen Ehren erhoben sich die rund 300 Gäste gleich zu Beginn der Veranstaltung, um des Staatsmanns und "überragenden Europäers" zu gedenken.

Noch geprägt von den Erfahrungen unter der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs, gehörte Schneider zu den prägenden Persönlichkeiten des Wiederaufbaus in Nürnberg und darüber hinaus und zugleich in der Geschichte der CSU. "Wir alle waren auch Kinder von Franz-Josef Strauß", meint er selbst dazu, "und wir haben immer versucht, ihm gegenüber wenigstens einigermaßen Niveau zu halten".

Nach Jahren im Stadtrat und in der Position als Fraktionsvorsitzender - im von der SPD dominierten Stadtrat stets in der Opposition - wurde Schneider 1969 in den Bundestag gewählt. Bald machte er sich dort einen Namen als Bauexperte. Als Kohl Kanzler wurde, berief er den Nürnberger als Minister für Raumordnung und Städtebau in sein Kabinett. Zu den im Rückblick visionären Aufgaben gehörte der Auftrag, das alte Reichstagsgebäude wieder nutzbar zu machen - vier Jahre vor dem Fall der Mauer.

Auch nach dem Ausscheiden aus der Bundespolitik blieb der "Franke mit Leib und Seele", so Seehofer, vielseitig politisch engagiert: Die Einrichtung des Doku-Zentrums verdanken die Nürnberger maßgeblich seinem Engagement, ebenso die Einrichtung der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien, die das Erbe der Nürnberger Prozesse für die Gegenwart und Zukunft fruchtbar machen soll.

Große Bewunderung zollte neben Söder auch Ministerpräsident Horst Seehofer für Schneiders beeindruckende geistige Präsenz und umfassende humanistische Bildung: "Wir brauchen Wikipedia nicht, wir haben Dr. Schneider - er weiß alles und das mit brillanter Genauigkeit", sagte Söder, freilich mit einem Schuss freundlicher Ironie.

Der CSU-Vorsitzende hob neben Schneiders Beitrag zur Formung der CSU als echter Volkspartei auch dessen Beitrag zum Wiederaufbau hervor: "Dass wir im sichersten Rechtsstaat und der stabilsten Demokratie leben dürfen, die je auf deutschem Boden bestanden, ist auch Dein Verdienst!" Ausdrücklich bekräftigte Seehofer im übrigen die Entscheidung, Nürnberg mit der Gründung und dem Aufbau einer eigenen Universität weiter zu stärken.

In seiner Dankesrede zeigte sich Schneider tief bewegt von den Ansprachen. Prompt griff er - so wie viele ihn kennen - tief in die Geschichtskiste und zitierte Dichter und Denker von der Antike bis zu Thomas Mann. Und den Nürnbergern, meinte er im Rückblick, hätten zwar vor gut 200 Jahren den Status als Freie Reichsstadt verloren. Aber unter der bayerischen Krone sei es ihnen nicht schlecht ergangen - bis heute.

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