Seifenkisten: Nasse Fahrbahn am Schmausenbuck

22.9.2014, 07:43 Uhr
Das Wetter machte den Fahrern zu schaffen.

© Michael Matejka Das Wetter machte den Fahrern zu schaffen.

Es herrschte Partystimmung im „Fahrerlager“: Oben auf dem Hügel hatten die 20 Teams — Vertreter von Firmen, kleineren Betrieben und Geschäften — ihre Zelte aufgestellt und machten es sich unter den Planen gemütlich

Beim „Team Brinissima“ vom gleichnamigen Schuhladen am Josephsplatz gab es selbst gebackene Plätzchen in Einhornform. Schließlich war auch ihr Gefährt als Einhorn dekoriert, allerdings fiel noch vor dem Start das schillernde Horn ab. Machte aber nichts, denn die in Rosa gestylte Gruppe hatte bereits den Publikumspreis für die schönste Seifenkiste eingeheimst. Stolz zeigte Deborah Balzasch den Passanten den transparenten Pokal.

Bier und Boxenluder

Einige Meter weiter feierte das Team „Hangover Bar“ mit Bier, Ziga­retten und guter Laune: „Wir sind die Boxenluder“, kicherten Karo und Mel­la, die sich in knallengem Sport-Out­fit präsentierten. Als Persiflage auf die Formel-1-Rennen nahmen sie ihren weiß gewandeten und (trotz Regens) mit großer Sonnenbrille her­ausgeputzten Fahrer in ihre Mitte und stolzierten zum Start in der Nähe des Löwensaals. Dabei prosteten sich die jungen Frauen mit Bierdosen zu. Ihr Motto: Alles nicht so ernst nehmen.

Das sagte sich auch Daniel Angerer, der mit 40 Jahren seinen „Lebens­traum“ erfüllte: einmal ein Seifenkis­ten- Rennen fahren. Doch bei seiner Premiere stürzte er auf der 240 Meter langen Rennstrecke gleich zweimal, wobei beim letzten Unfall das Hinter­rad abbrach.

Dicke Strohballen, mit denen die Seiten der Fahrbahn gepols­tert waren, schützten vor schlimme­ren Verletzungen. Mit leichten Schürf­wunden, aber einem euphorischen Gefühl verließ Angerer die Rennstre­cke. Sein Team „Curt Magazin“ hatte sich ohnehin keine Chancen auf den Titel ausgerechnet.

In dem offiziellen Flyer, der die Teil­nehmer vorstellte, hieß es augenzwin­kernd: Für Curt-Team zähle seit jeher nur der olympische Gedanke „Dabei­sein ist alles“. Und weiter etwas despektierlich: „Also dürfen wir mit großem Respekt mit der Verteidigung von Platz 20 rechnen.“ Bei insgesamt nur 20 Startern. Natürlich hatte der Nieselregen etliche Zuschauer abge­halten: Bei trockenem Wetter waren 3500 Gäste gekommen, erinnert sich Organisator Holger Rothe an die vor­herigen Veranstaltungen. Doch auch im letzten Jahr seien bei Nässe etwa 1500 Neugierige an der Rennstrecke gestanden: So viele dürften es auch gestern Nachmittag gewesen sein.

Viel Vorarbeit ist nötig: Schließlich müssen sämtliche Genehmigungen der Stadt vorliegen, Sanitätsdienste organisiert sein — und die Technik soll reibungslos funktionieren. Wegen des Regens fiel sie aus, aber nur kurzzei­tig. Die Lautsprecher-Ansagen und die Übertragung der Rennstrecke auf Bildschirme gab dem Rennen einen professionellen Anstrich.

Das Seifenkisten-Rennen am Schmausenbuck hat sich zum Selbst­läufer entwickelt: „Ich brauche keine Werbung machen, um neue Teams zu gewinnen“, meint Rothe, Mitarbeiter einer Werbeagentur, „heuer mussten wir sogar zehn Firmen absagen.“ Für die Unternehmen ist die Teilnahme trotz 450 Euro Startgebühr bei Neulin­gen (und 350 Euro bei „Wiederho­lungstätern“) reizvoll: Die Veranstal­tung stärkt das Gruppengefühl, und außerdem kann man ein bisschen auf sich aufmerksam machen.

So zum Bei­spiel Neuling „Reha & Care“: Das Nürnberger Servicezentrum hatte aber keine Rollstühle, Rollatoren oder Schwerlastbetten aus seinem Pro­gramm im Einsatz, sondern natürlich auch eine pfeilschnelle Seifenkiste.

Keine Kommentare