Seifenkisten: Nasse Fahrbahn am Schmausenbuck
22.9.2014, 07:43 UhrEs herrschte Partystimmung im „Fahrerlager“: Oben auf dem Hügel hatten die 20 Teams — Vertreter von Firmen, kleineren Betrieben und Geschäften — ihre Zelte aufgestellt und machten es sich unter den Planen gemütlich
Beim „Team Brinissima“ vom gleichnamigen Schuhladen am Josephsplatz gab es selbst gebackene Plätzchen in Einhornform. Schließlich war auch ihr Gefährt als Einhorn dekoriert, allerdings fiel noch vor dem Start das schillernde Horn ab. Machte aber nichts, denn die in Rosa gestylte Gruppe hatte bereits den Publikumspreis für die schönste Seifenkiste eingeheimst. Stolz zeigte Deborah Balzasch den Passanten den transparenten Pokal.
Bier und Boxenluder
Einige Meter weiter feierte das Team „Hangover Bar“ mit Bier, Zigaretten und guter Laune: „Wir sind die Boxenluder“, kicherten Karo und Mella, die sich in knallengem Sport-Outfit präsentierten. Als Persiflage auf die Formel-1-Rennen nahmen sie ihren weiß gewandeten und (trotz Regens) mit großer Sonnenbrille herausgeputzten Fahrer in ihre Mitte und stolzierten zum Start in der Nähe des Löwensaals. Dabei prosteten sich die jungen Frauen mit Bierdosen zu. Ihr Motto: Alles nicht so ernst nehmen.
Das sagte sich auch Daniel Angerer, der mit 40 Jahren seinen „Lebenstraum“ erfüllte: einmal ein Seifenkisten- Rennen fahren. Doch bei seiner Premiere stürzte er auf der 240 Meter langen Rennstrecke gleich zweimal, wobei beim letzten Unfall das Hinterrad abbrach.
Dicke Strohballen, mit denen die Seiten der Fahrbahn gepolstert waren, schützten vor schlimmeren Verletzungen. Mit leichten Schürfwunden, aber einem euphorischen Gefühl verließ Angerer die Rennstrecke. Sein Team „Curt Magazin“ hatte sich ohnehin keine Chancen auf den Titel ausgerechnet.
In dem offiziellen Flyer, der die Teilnehmer vorstellte, hieß es augenzwinkernd: Für Curt-Team zähle seit jeher nur der olympische Gedanke „Dabeisein ist alles“. Und weiter etwas despektierlich: „Also dürfen wir mit großem Respekt mit der Verteidigung von Platz 20 rechnen.“ Bei insgesamt nur 20 Startern. Natürlich hatte der Nieselregen etliche Zuschauer abgehalten: Bei trockenem Wetter waren 3500 Gäste gekommen, erinnert sich Organisator Holger Rothe an die vorherigen Veranstaltungen. Doch auch im letzten Jahr seien bei Nässe etwa 1500 Neugierige an der Rennstrecke gestanden: So viele dürften es auch gestern Nachmittag gewesen sein.
Viel Vorarbeit ist nötig: Schließlich müssen sämtliche Genehmigungen der Stadt vorliegen, Sanitätsdienste organisiert sein — und die Technik soll reibungslos funktionieren. Wegen des Regens fiel sie aus, aber nur kurzzeitig. Die Lautsprecher-Ansagen und die Übertragung der Rennstrecke auf Bildschirme gab dem Rennen einen professionellen Anstrich.
Das Seifenkisten-Rennen am Schmausenbuck hat sich zum Selbstläufer entwickelt: „Ich brauche keine Werbung machen, um neue Teams zu gewinnen“, meint Rothe, Mitarbeiter einer Werbeagentur, „heuer mussten wir sogar zehn Firmen absagen.“ Für die Unternehmen ist die Teilnahme trotz 450 Euro Startgebühr bei Neulingen (und 350 Euro bei „Wiederholungstätern“) reizvoll: Die Veranstaltung stärkt das Gruppengefühl, und außerdem kann man ein bisschen auf sich aufmerksam machen.
So zum Beispiel Neuling „Reha & Care“: Das Nürnberger Servicezentrum hatte aber keine Rollstühle, Rollatoren oder Schwerlastbetten aus seinem Programm im Einsatz, sondern natürlich auch eine pfeilschnelle Seifenkiste.
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