Selbstkritik zum "Tag der Franken": Folklore ohne Folgen?

5.7.2014, 20:48 Uhr

Inge Aures, die ehemalige Kulmbacher Oberbürgermeisterin und jetzige SPD-Landtagsabgeordnete, hat eine ganze Liste mit Kunstwerken, wertvollen Schriften und Gemälden mitgebracht, die im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Franken nach München gebracht wurden – und meist dort blieben, bis heute. Die bekanntesten sind die Heinrichs- und die Kunigundenkrone und das Fränkische Herzogsschwert, die heute der Wittelsbacher Landesstiftung gehören und in der Residenz München gezeigt werden.

Nach Meinung der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft handelt es sich um „Beutekunst“ der neuen Landesherren, die schon längst wieder nach Franken zurückgegeben werden müsste, vom Freistaat Bayern aber einfach nicht mehr herausgegeben würden. Was genauso für Albrecht Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“ und die „Vier Apostel“ gelte. „Fränkische Schätze gehören nach Franken“, bringt es Inge Aures auf einen kurzen Nenner. Basta

Das fordert die Fränkische Arbeitsgemeinschaft jedes Jahr zum „Tag der Franken“. Nicht anders fränkische Landespolitiker der SPD, die seinerzeit im Landtag dafür sorgten, dass in den drei fränkischen Regierungsbezirken einmal im Jahr Anfang Juli an die Gründung des Fränkischen Reichskreises im Jahr 1500 erinnert werden soll. Sie nützen den Tag außerdem, um anzuprangern, dass es in Bayern keine gleichwertigen Lebensverhältnisse gibt. Inge Aures berichtet sorgenvoll, dass die Bevölkerung in ihrem Stimmkreis Jahr für Jahr weiter abnimmt, weil junge Leute dort keine Arbeitsplätze finden würden und die Staatsregierung nichts oder zu wenig dafür tue, damit in Oberfranken neue Arbeitsplätze entstehen könnten.

Die Ansiedlungsagentur „Invest in Bavaria“ tue vor allem etwas für das ohnehin gesättigte München, und selbst an schnellen Internetverbindungen fehle es in ihrer Heimat. Auch die Schwabacher SPD-Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger fordert zum „Tag der Franken“ mehr öffentliche Investitionen in Nordbayern – etwa eine Technische Universität (TU) in Nürnberg. Die Umbenennung der einstigen Ohm-Fachhochschule in Technische Hochschule (TH) sei ein „Titel ohne Mittel, dabei bleibe ich“.

Doch Helmut Ritzer (SPD), ehemaliger Vize-Präsident des Bayerischen Landtags und Vorsitzender der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft, übt auch Selbstkritik an jenen, die etwas für Franken tun wollen. So bezeichnet er Forderungen des Fränkischen Bundes nach einem eigenen Bundesland Franken als „Unsinn“ und die vor ein paar Jahren gegründete „Partei für Franken“ als „Quatsch“. Fränkische Interessen müssten in wirksamen Organisationen vertreten werden, meint Ritzer. Bedauerlich findet er, dass nicht alle der drei fränkischen Bezirke, die abwechselnd den „Tag der Franken“ ausrichten, das gleiche Engagement zeigten wie Mittelfranken. Am Sonntag im unterfränkischen Ochsenfurt stehe wohl wieder die Folklore im Vordergrund, befürchtet Ritzer. Folgen, die Franken nützen, werde das eher nicht haben.

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