Polizei hat die Feiermeilen an Silvester genau im Blick

29.12.2016, 05:59 Uhr
Die Polizei wird in der kommenden Silvesternacht mehr Präsenz als im Vorjahr zeigen. (Symbolbild)

© Michael Matejka Die Polizei wird in der kommenden Silvesternacht mehr Präsenz als im Vorjahr zeigen. (Symbolbild)

20 "arabisch aussehende" Männer umringten vor einem Jahr in der Nürnberger Königstraße zwei junge Frauen und bedrängten sie. Die 18 und 19 Jahre alten Opfer gaben an, dass sie trotz heftiger Gegenwehr umarmt, geküsst und unsittlich berührt wurden. Anschließend seien die Männer lachend weitergezogen. 

Vier Anzeigen mit Tatort Nürnberg gingen Tage nach Silvester bei der Polizei ein. Ein weiterer Vorfall wurde in Ansbach zur Anzeige gebracht. Auch in Feuchtwangen ging eine Frau zur Polizei, um eine Anzeige aufzugeben. Doch nicht hier, sondern in Köln, wo sie die Silvesternacht verbrachte, wurde sie sexuell angegangen.

In Nürnberg und der Region gab es zwar mehr solcher Vorfälle, doch nicht alle Opfer von Übergriffen erstatteten Anzeige. Dann war da auch noch der lange Zeitraum zwischen der Tat (Silvesternacht) und dem Tag, als die Opfer bei der Polizei auftauchten. "Die erste Anzeige ging bei uns eine Woche nach Silvester ein", sagt Elke Schönwald, Leiterin der Pressestelle im Polizeipräsidium Mittelfranken.

Das sei zu lange, jeder Tag des Wartens sei ein verlorener Tag für die Ermittlungen. Warum? Ganz konkret: Videomaterial aus der Silvesternacht war nicht mehr vorhanden, da die Aufzeichnungen aus datenschutzrechtlichen Gründen nach sieben Tagen überschrieben waren. Außerdem hätten die Opfer nur vage Beschreibungen von den Tätern abgeben können. Schönwald: "In allen Fällen konnte bis heute kein Tatverdächtiger ermittelt werden."

Sicherheitskonzept überarbeitet

Im Rückblick auf Köln hat die Polizei in Nürnberg ihr Sicherheitskonzept für die kommende Silvesternacht überarbeitet: An den Brennpunkten in der Altstadt werden mehr Polizeikräfte im Einsatz sein - vor allem auf der Achse Hauptbahnhof bis Burg sowie in der Königstraße und Breiten Gasse. "Wer zur Burg hoch will, muss damit rechnen, dass ihm in die Taschen geguckt wird", sagt Schönwald.

Denn dort oben sind seit Jahren Böller, Raketen und Co. verboten. Weil zum Jahreswechsel 2015/2016 direkt unterhalb der Kaiserburg Pyrotechnik gezielt in Menschenmengen geschossen wurde, hat der Stadtrat das Böllerverbot auch auf den äußeren Teil vor der Festung ausgeweitet. Nicht nur das Zünden, auch das Mitführern von Feuerwerkskörpern ist jetzt dort tabu.

Verstärkung, um den Nürnberger Hauptbahnhof zu sichern, bekommt die hiesige Inspektion von Grenzdienststellen der Bundespolizei. "Von den Wachen aus Selb bis Waldmünchen kommen Kollegen zu uns", sagt Pressesprecher Rainer Schlemmer. Einsatzkräfte werden im Bahnhof verstärkt patrouillieren, sagt er. Bis Ende des Jahres werde auch die nagelneue Videotechnik mit ihren 166 Kameras betriebsbereit sein und gestochen scharfe Bilder in die Einsatzzentrale der Bundespolizei übertragen.

Doch die stärkere Polizeipräsenz zum Jahreswechsel gilt nicht nur für Nürnberg. Jede Dienststelle hat ihre Feiermeilen im Fokus, ob in Fürth die Fürther Freiheit oder in Erlangen der Hugenottenplatz. "Die Inspektionen in Mittelfranken sind angewiesen, an Silvester ein höchstmögliches Maß an Personal im Dienst zu haben", sagt Pressesprecherin Schönwald. Klar muss aber auch sein: "Nicht überall wo ein Böller losgeht, kann ein Polizist stehen.“

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