Nürnberger Internetstar: "Sexistischer Kackscheiß nervt!"

23.2.2019, 15:37 Uhr
Hat mit ihrem Kanal "Mirellativegal" auf YouTube Erfolg: Die Nürnbergerin Mirella Precek.

Hat mit ihrem Kanal "Mirellativegal" auf YouTube Erfolg: Die Nürnbergerin Mirella Precek.

Im lockeren Blazer und mit Jeans in angesagter Hochwasser-Optik kommt die zarte Rothaarige auf die Bühne und kämpft erst mal mit dem Sender ihres Mikrofons. "Wir haben immer irgendwelche technischen Probleme", ruft Mirella entschuldigend ins Publikum. Und stellt damit gleich die Nähe her, die auch für ihren Erfolg im Netz verantwortlich ist. Seit 2013 veröffentlicht die gebürtige Nürnbergerin, die heute in Köln lebt, Videos im Netz. 2017 wurde sie mit dem Play Award im Bereich Comedy ausgezeichnet.

Über 500.000 Menschen verfolgen ihre Botschaften, die zwischen "Dating-Tipps" und "Wie glücklich leben Kinder in brasilianischen Favelas?" changieren. Mit einer Lektorin hat sie das Buch "Kann man mal machen" verfasst - eine Art Ratgeber für das Leben in modernen Zeiten. "Ich freue mich, heute in meiner Heimatstadt zu lesen!", sagt die 25-Jährige, die viel lächelt, wenn sie spricht. Voll besetzt sind die Reihen in der Thalia-Buchhandlung. Überwiegend sehr junge Frauen hängen an Mirellas Lippen. Lauschen ihr wie der großen Schwester, die gescheit und witzig aus ihrem Leben erzählt.

Und Erkenntnisse teilt wie diese: "Der einzige Maßstab für unser Urteil über unsere Mitmenschen sollte sein, was sie im echten Leben tun und sagen." Eine interessante Aussage, schließlich waren es allein die sozialen Medien, die die Nürnbergerin, die hier den Bachelor in BWL machte, bekanntwerden ließen. Aber auch über sie und ihre Videos machten sich ihre Mitschüler einst lustig, verrät sie. Die Zahl an Anhängern oder "Gefällt mir"-Angaben sollte deshalb besser nicht ausschlaggebend sein für das eigene Befinden.

Für ihre erste Lesetour ("Ich musste erst mal googeln, was man da macht") macht Mirella ihre Sache richtig gut. Den direktesten Draht hat sie zu ihren Zuhörern, wenn sie zwischen den Lesepassagen mit ihnen spricht. Über Selbstzweifel, ihre Angst, beim Schreiben zu scheitern, oder über ihre Eltern, die an dem Abend im Publikum sitzen: "Keine Angst, es wird nicht so spät heut’, ich will mit meiner Family noch essen gehen."

Während bei Themen wie Bachelor und Co. viel gekichert wird, ist es beim Thema Feminismus mucksmäuschenstill. Viel Platz räumt sie dem ein, weil sie "sexistischer Kackscheiß" aufregt. Obwohl man beim Exkurs zur "Meta-Ebene der MeToo-Debatte" ein paar arg angestrengte Teenie-Gesichter sieht, gibt’s am Ende der Feminismus-Passage kräftigen Applaus für die gescheite große Schwester.

"Vielen Dank für die wundervolle Lesung", bedankt sie sich zum Schluss so strahlend wie höflich beim Publikum. Lang ist die Signier- und Selfie-Schlange im Anschluss. Extra aus Ingolstadt angereist ist eine 25-Jährige. "Sehr authentisch", lautet ihr Urteil. Sie selbst fand sich früher auch oft "voll peinlich" - da tut es gut zu hören, dass es auch der berühmten YouTuberin auch so ging. "Mirellativegal" ist in Wahrheit relativ wenig egal. Und das ist (voll!) gut so.

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