Sie ermöglichen "Körperwelten": Leichen-Spender erzählen

27.10.2014, 17:37 Uhr
Sieglinde Hillebrecht hat sich entschieden, ihren Körper nach dem Tod für die Plastination zur Verfügung zu stellen.

© Fengler Sieglinde Hillebrecht hat sich entschieden, ihren Körper nach dem Tod für die Plastination zur Verfügung zu stellen.

"Das Vermächtnis der Körperspender" ist die erste Infotafel der Nürnberger Körperwelten-Ausstellung überschrieben: Sie klärt über die Menschen auf, die ihre Körper nach dem Tod für die Plastination zur Verfügung stellten und damit die umstrittenen Ausstellungen überhaupt erst ermöglichten. "Dafür", so die Präsentatoren "sind wir ihnen zu tiefem Dank verpflichtet."

Am Eröffnungstag waren die Körperspender aber nicht ausschließlich in Form von anatomischen Schaustücken zu sehen, sondern auch als quicklebendige Ausstellungsbesucher, die gerne darüber Auskunft gaben, weshalb sie sich für die Plastination anstatt für ein Erd- oder Urnengrab entschieden haben.

Martin Brückner aus Fürth fordert "einen anderen Umgang mit dem Tod".

Martin Brückner aus Fürth fordert "einen anderen Umgang mit dem Tod". © Fenlger

„Wir brauchen endlich einmal einen anderen Umgang mit dem Thema Tod“, sagt der in Fürth lebende Martin Brückner. Er hatte ursprünglich geplant, sich für die Anatomie der Universität zur Verfügung zu stellen, entschied sich dann aber nach dem Besuch einer „Körperwelten“-Ausstellung für die Plastination. „Das ist hier alles sehr ästhetisch und informativ gemacht“, lobt er die Präsentation in Nürnberg. Angesichts der verschiedenen Posen, in die die Ausstellungsstücke gebracht wurde, hat er auch schon einen eigenen Wunsch: „Ich bin begeisterter Motorradfahrer und möchte am liebsten auf meiner Maschine sitzen, die würde ich dann natürlich auch zur Verfügung stellen.“

Sieglinde Hillebrecht wurde zwar im Nürnberger Land geboren, aber ihr Herz schlägt für Bayern München. Aus diesem Grund würde sie am liebsten im Stil des auf dem Hauptmarkt gezeigten Atlas-Plastinats vor der Geschäftsstelle des Vereins in der Säbener Straße posieren. Auch sie wurde letztendlich durch einen Ausstellungsbesuch zu dem Entschluss gebracht, sich am Körperspender-Programm zu beteiligen. In ihrem Familien- und Bekanntenkreis sind ihre Pläne bekannt und akzeptiert. Sorgen von Angehörigen, dass sie keine Gedenk-Möglichkeit hinterlassen werde, setzt sie entgegen, dass ihre Entscheidung zur Körperspende nicht auch bedeute, dass auf eine Trauerfeier verzichtet werden solle.

„Körperspende ist das Natürlichste auf der Welt“, bekunden Carola und Hans-Joachim Röske. Das in Nürnberg lebende Ehepaar hat sich mit seinem Entschluss vom eigenen Sohn inspirieren lassen, der diesen Schritt nach einem Ausstellungsbesuch in Köln unternahm. Hans-Joachim Röske ist mit Krankheit und Verletzungen schon seit vielen Jahren befasst, denn er fuhr zu DDR-Zeiten Krankentransporte und bildet nach wie vor Ersthelfer aus. Beide möchten als Körperspender vor allem die medizinische Forschung und Ausbildung unterstützen.

„Diese Diskussion ist doch Quatsch“, reagiert Carola Röske auf die Vorwürfe, dass die Totenwürde der Plastinate verletzt werden könnte. „Was hat denn die Asche in einer Urne noch mit dem Verstorbenen zu tun?“, hält sie dagegen. Als Körperspender erhält man zwar keine Vergütung, aber dafür stets freien Eintritt zu den verschiedenen „Körperwelten“-Ausstellungen.

Wem dieser Schritt zu radikal ist, der hat in Nürnberg auch noch eine weniger weitreichende Alternative: Am 18. Dezember findet von 13 bis 18 Uhr eine vom BRK durchgeführte Blutspendeaktion statt, und alle Teilnehmer erhalten an diesem Tag eine Freikarte für die „Körperwelten“.

Die Anmeldung dafür ist hier möglich.

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