Slackline: Ein Spielplatz für Seilakrobaten

24.7.2012, 15:05 Uhr
Körperbeherrschung ist alles: Auf der Slackline werden Konzentration und Gleichgewichtssinn gestärkt. Um den Sportlern den Spaß nicht zu nehmen, hat Sör auf der Wöhrder Wiese eine Übungsanlage installiert.

© Ralf Rödel Körperbeherrschung ist alles: Auf der Slackline werden Konzentration und Gleichgewichtssinn gestärkt. Um den Sportlern den Spaß nicht zu nehmen, hat Sör auf der Wöhrder Wiese eine Übungsanlage installiert.

Vier Pfosten, drei Bäume mit Schutzwesten: Hier sollen sich die Slackliner austoben können. Gedacht ist die Anlage vor allem für Anfänger, denn die Profis wissen, was zu tun ist, damit die Natur nicht unter ihrem Bewegungsdrang leidet. „Wir bringen immer einen Baumschutz an“, sagt Slackliner Thomas Schweiger. Es freut ihn sehr, dass die Stadt Nürnberg nicht mit Verboten reagiert, sondern auf die Sportler zugeht, um gemeinsam eine Lösung zu finden. „Die Idee mit der Anlage ist super“, sagt er. „Ein schöner Ansatz.“ Auch der Platz auf der Wöhrder Wiese sei gut gewählt, weil dort immer eine Menge los sei, und viele Menschen den Balancierern gerne zusähen.

Wenn sich das Konzept bewährt, werde Sör Slackline-Anlagen auch am Dutzendteich und am Marienberg aufstellen, sagt Hans-Peter Kauppert von der Sör-Werkleitung. Außerdem sind Informationsblätter für die Sportler gedruckt worden, vor allem für die Neulinge unter ihnen: „Den Nutzern ein Erlebnis – den Bäumen ein Überleben“ ist das Faltblatt überschrieben und klärt darüber auf, an welchen Bäumen Gurtverankerungen angebracht werden dürfen und wie.

 

Karl Preßler, der Baumpflege-Experte von Sör, will den Sportlern den Spaß nicht nehmen und lobt deren Kooperationsbereitschaft. Er hat beobachtet, wie sie auf andere zugehen und in Fragen des Baumschutzes Aufklärungsarbeit leisten. Gleichzeitig bedauert er, dass die Ausrüstung mittlerweile billig beim Discounter zu haben ist – leider ohne Zubehör zur Schonung der Natur. Immerhin drei Bäume auf der Wöhrder Wiese tragen jetzt eine Manschette, die innen mit Moosgummi verkleidet ist und hilft, den Druck auf die Rinde besser zu verteilen. Denn der mache, so Untersuchungen, bis zu 3,5 Tonnen aus und kann lebenswichtige Versorgungsbahnen des Baumes zerstören

Die Pfosten, die Sör-Mitarbeiter als Baum-Ersatz in die Erde gerammt und einbetoniert haben, sind eine Sonderanfertigung und kosten 120 Euro pro Stück. „Entwickelt hat sie eine Firma, die Spielgeräte herstellt“, sagt Peter Bechert, der für Nürnbergs Spielplätze zuständig ist. „Die Firma hat Erfahrungen mit großen Kräften.“

Um zu vermeiden, dass künftig jemand ohne Baumschutz auf der Wöhrder Wiese über sein Seil spaziert, schlagen die Sportler den Sör-Leuten ein Depot vor: eine alte Streugut-Kiste mit Teppichresten, die allen zur Verfügung stehen. Und sie stoßen mit ihrer Idee keineswegs auf taube Ohren: „Wir werden darüber nachdenken“, sagt Kauppert. „Wir stehen ja noch am Anfang und nehmen gerne Tipps von den Profis entgegen.“

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