Söders Nachfolger im Stimmkreis West

17.9.2018, 19:57 Uhr
Söders Nachfolger im Stimmkreis West

© Foto: Eduard Weigert

Jochen Kohler übernimmt den Stimmkreis, den seit 1994 Markus Söder innehatte. Der Ministerpräsident tritt bei der Landtagswahl als Nachfolger des ausscheidenden Hermann Imhof im Nürnberger Osten an. Zum Treffen am Aufseßplatz kommt Kohler mit dem E-Bike und einem Anhänger, der für ihn wirbt. "Ich lasse die Tradition vom Markus wiederaufleben", sagt der Bauingenieur, der den U-Bahnneubau bei der Stadt leitet. Söder hatte sich mit seinem Fahrradwahlkampf bekanntgemacht. Aufsehen erregt Kohler mit dem Gefährt am Aufseßplatz ebenfalls: Ein Händler will den Anhänger sofort kaufen.

Der 43-jährige Kohler gilt als enger Parteifreund Söders. Eingetreten in die CSU ist er aber in den neunziger Jahren wegen des damaligen Kanzlers Helmut Kohl und seiner Politik der Wiedervereinigung. "Ich bin ein Fan von Kohl und bin in einem politischen Elternhaus, das der CSU nahesteht, aufgewachsen." Kohler ist selbstbewusst und zweifelt nicht daran, dass er den Stimmkreis gewinnt. Im Landtag will er sich für Bauen, Wohnen und Verkehr, vor allem für die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs einsetzen. Auch die Gründung der Universität Nürnberg will er unterstützen: "Die neue Uni wird Nürnberg richtig voranbringen."

Er ist überzeugt davon, dass das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz geändert werden muss, damit auch Strecken, die nach den derzeit geltenden Richtlinien nicht förderfähig sind, gebaut werden können. "Wir brauchen noch eine U-Bahnstation nach Gebersdorf", so Kohler. Dort soll eine Parkhaus errichtet werden, damit Pendler umsteigen können.

Autofahrer zum Umsteigen bewegen

"Es muss mehr Anreize geben, Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen", so Kohler. Deshalb kann er die Kritik an dem Vorstoß von Ministerpräsident Markus Söder, ein Jahresabonnement für den ÖPNV zum Preis von 365 Euro einzuführen, nicht verstehen. "Das ist doch eine Möglichkeit, den Menschen den ÖPNV schmackhaft zu machen", sagt Kohler. Ein kostenloser ÖPNV wäre dagegen nicht finanzierbar.

Dass die aktuellen Umfragen für die CSU so schlecht sind, kann der Jungpolitiker nicht verstehen. "Ich empfinde die Stimmung anders als die Umfragen. Ich weiß nicht, wie die Demoskopen zu ihren Ergebnissen kommen. An der Arbeit des Ministerpräsidenten ist jedenfalls nichts auszusetzen." Söder stelle die richtigen Themen in dem Mittelpunkt und präsentiere der Bevölkerung die passenden Lösungen für ihre Probleme. Das Baukindergeld sei die Antwort darauf, dass Familien mit Kindern wieder bauen können. "Söder setzt das um, was er angekündigt hat." Kohler lehnt Koalitionsspekulationen ab. "Ich glaube bis zur letzten Minute an den Erfolg der CSU und werde dafür kämpfen." Dass die AfD derzeit so gut bei den Umfragen abschneidet, habe mit den Ängsten der Menschen zu tun. "Angst um die Altersversorgung, Angst um Sicherheit. Das müssen wir ernst nehmen."

Kohler, in dessen Stimmkreis sehr viele Migranten wohnen, ist überzeugt, dass auch schon lange in Deutschland lebende Griechen und Türken nicht jeden Asylbewerber ins Land lassen wollen. "Wir müssen Menschen helfen, die eine religiöse, politische oder sexuelle Ausgrenzung erfahren. Das ist eine christliche Aufgabe." Wer nur ein besseres Leben anstrebt, den will er nicht ins Land lassen.

Kohler ist Mitglied im Vorstand des Motorsportclubs Nürnberg und organisiert seit 15 Jahren den Norisring in den Bereichen Finanzen und Ticketing mit. Als Ausgleich zu seiner Arbeit und der Politik hat er seit 25 Jahren eine Dauerkarte beim 1. FC Nürnberg. Kohler ist, wie in der Politik auch, Optimist für den Club: "Am Ende steht der Club auf Platz 13 der Bundesliga." Seinen eigenen Wahlkampf hat er erst zum 1. September eröffnet, weil ihm vor wenigen Monaten die furchtbare Diagnose gestellt wurde, unter der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose zu leiden. Derzeit ist die Krankheit zurückgedrängt und die Ärzte haben ihm grünes Licht erteilt. "Ich möchte für alle MS-Kranken ein Vorbild sein."

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