Soltani: Protest mit Postkarten

20.10.2015, 18:30 Uhr
Soltani: Protest mit Postkarten

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Jahrelang hat er Mandanten vertreten, die sonst nirgendwo im Iran einen Verteidiger finden konnten — denn wer für Menschenrecht eintritt, wird für das Mullah-Regime schnell zum Feind. Seit vier Jahren sitzt der Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises selbst hinter Gittern.

Seine in Nürnberg lebende Tochter Maede Soltani (34) setzt sich für ihren Vater, aber auch für andere im Iran verfolgte Persönlichkeiten ständig ein — seit einiger Zeit auch in einer Juristengruppe bei Amnesty International.

Die Idee für diese Gruppe wurde anlässlich des 60. Geburtstages von Soltani geboren, damals demonstrierten Rechtsanwälte in Robe an der Straße der Menschenrechte.

Soltani: Protest mit Postkarten

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Nun soll mit Postkarten protestiert werden — gestaltet wurde die Karte, „die unsere Gefühle wie Sonnenstrahlen durch die Gitter schicken soll“, so Schauspielerin Patricia Litten, von Fotokünstler Christian Oberlander. Auch die Schauspielerin hat eine besondere Beziehung zur Thematik. Sie ist Nichte des Strafverteidigers Hans Litten, der als Gegner des NS-Regimes im KZ starb. Maede Soltani hofft auf viele Unterschriften und Karten. Denn: „Nur der öffentliche Druck zeigt der Regierung, dass nicht weggesehen wird.

"Zum Engagement verpflichtet"

Weil sie selbst ihren Beruf „ohne Repressalien“ ausüben können, sehen sich Christine Roth (Fachanwältin für Arbeitsrecht) und Eike Weißenfels (Vorsitzende Richterin am Landesarbeitsgericht Nürnberg) zum Engagement verpflichtet, Katja Popp (Geschäftsführerin der Rechtsanwaltskammer) und Astrid Betz (Bildungsreferentin Memorium Nürnberger Prozesse) wollen sich „nicht mundtot“ machen lassen, „sonst hätte das Regime sein Ziel erreicht“.

Rechtsreferendarin Canan Candemir wirbt in der Studentenschaft, Auszubildende Aysenuri Kaya in der Berufsschule. Auch für Rainer Ostermeyer, Vorstand des Philharmonischen Chors, und seinen Sohn Markus ist der Einsatz für die Familie Soltani eine Herzensangelegenheit: „Das Engagement kommt aus allen gesellschaftlichen Bereichen“, sagt Rainer Ostermeyer.

Soltani, der gemeinsam mit Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi 2002 das Menschenrechtszentrum in Teheran gegründet hatte, wurde 2009 von der Stadt Nürnberg mit dem Internationalen Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Als er kurz nach den iranischen Parlamentswahlen zu 18 Jahren Haft und anschließendem Berufsverbot für 20 Jahre verurteilt wurde und in den Urteilsgründen neben seinem Einsatz für Menschenrechte auch die „Annahme eines ungesetzlichen Preises“ aufgeführt war, sorgte dies für Empörung.

5000 Karten

Gedruckt wurden bereits 5000 Karten. Sie liegen zur Abholung bereit im Bürgerinformationszentrum, Hauptmarkt 18, an der Touristen-Information, Königstraße 93, und an der Pforte des Verlagsgebäudes dieser Zeitung, Marienstraße 11. Da die Postkartenaktion von Musica Nova e. V. finanziert wurde, sind Spenden willkommen. Sparkasse Nürnberg, IBAN: DE24 7605 0101 0011 8878 25.

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