Sommerliche Kunst-Offensive im Osten

22.7.2014, 12:38 Uhr
Sommerliche Kunst-Offensive im Osten

© Günter Distler

Um diese „künstlerische Bewegung im Osten zu etablieren“ haben die 56-Jährige und Freundin Ursula Hofmann-Wörner den „Kunstsommer“ initiiert. Wojnar und die bildende Künstlerin arbeiteten bereits in einer Atelier-Gemeinschaft zusammen und fanden sich nun in der Mathildenstraße im Stadtteil Rennweg wieder. Die eine als Malerin im Hinterhof, die andere im Vorderhaus im „Werkstattladen“. Der Name ist ganz wörtlich zu verstehen: Während im vorderen Teil des liebevoll eingerichteten Ausstellungsraumes Schmuck, Wohnaccessoires und Keramik angeboten werden, kann man der Künstlerin im hinteren Teil bei der Arbeit sprichwörtlich über die Schulter schauen.

„Es war immer mein Traum, die Möglichkeit zu haben, die Leute dabei zusehen zu lassen, wie Keramik hergestellt wird.“ Damit man mitkriegt, wie so eine Werkstatt funktioniert. Und zwar beispielsweise so: In eigens angefertigte Gussformen aus Gips gibt die Autodidaktin ihren Werkstoff. Je länger die flüssige Masse in der Form bleibt und dem Gips Wasser entzogen wird, desto dünner können Becher oder Schüsseln werden. Im Brennofen entsprechend weiterverarbeitet, entstehen so kunstvolle Unikate. Keramiken, Porzellan, Schalen, Vasen, Fliesen – jeder Schritt wird von Gudrun Wojnar vor Ort selbst durchgeführt.

Das Ergebnis ist im vorderen Teil zu bewundern. Detailverliebt oder schlicht verziert – alle Stücke sind farbenfroh und frisch. Ihr Markenzeichen, so Wojnar, seien jedoch die Craquelé- Keramiken, die mit einer speziellen Glasur so bearbeitet werden, dass sie wie gerissen scheinen.

Während die einen Arbeiten der Künstlerin direkt ins Auge stechen, entdeckt man die anderen erst auf den zweiten Blick: Ist Wojnar nicht mit Ton beschäftigt, sitzt sie in der heimischen Silberschmiedewerkstatt. Dort entstehen Schmuckstücke, bei denen ihr Lieblingsmaterial dominiert: Silber.

Als Ringe, Anhänger, Ohrschmuck oder Ketten, mal blank, mal kombiniert mit „unedlen Materialien“ wie Kautschuk, Glas oder Holz, mal dominant, mal ganz leise. „Ich gehe immer entweder von Silberdraht oder –blechen aus“, erklärt Wojnar. Bleche können zu Armreifen gebogen, Drähte zu Ringen gewunden werden. Oder gestrickt: Mithilfe spezieller Häkelnadeln verwebt Gudrun Wojnar feinsten Silberdraht zu luftigen Ketten und Armbändern.

Sommerliche Kunst-Offensive im Osten

© Günter Distler

Die dargebotene Palette ist breit und wird im Laden ergänzt von Werken anderer Künstler. Holzarbeiten, Postkarten, Bilder – sehr verschieden, und doch stimmig. Anschauen können sich das die Besucher nicht nur zu den üblichen Ladenöffnungszeiten, sondern auch bei besagtem „Kunstsommer“: Gemeinsam mit sechs befreundeten Künstlern aus dem Umfeld des Kunstsymposiums auf Schloss Almoshof stellt Ursula Hofmann-Wörner dann im Hof der Atelier-Gemeinschaft ihre vorwiegend abstrakten Bilder aus.

Entstanden sind sie im Atelier, das an den idyllischen Hof grenzt. Die Malerin schafft dort nicht nur ihre teilweise großformatigen Gemälde, sondern auch gemalte und collagierte Unikat-Karten, die zu besonderen Anlässen geschrieben werden können und beim Empfänger dann an der Wand landen: Mini-Malerei für den kunstsinnigen Adressaten. Daneben befasst sich die 59-Jährige mit der alten Tradition der Toten- oder Bahrbretter. Allerdings geht es ihr dabei nicht um das Sterben, sondern um das Leben: Farbe und kluge Texte (unter anderem von Schiller und Rilke) gehen auf den gehobelten Fichtenholzbrettern eine harmonische Verbindung ein.

Bei „Sommerfestcharakter“ mit Lesung, Musik und Künstlergesprächen gibt es beim Aktionswochenende in der Mathildenstraße 9 Acrylmalerei, kalligraphische Tuschearbeiten, Collagen, Mischtechniken auf Leinwand oder Bütten – um damit hoffentlich der künstlerischen Bewegung im Osten Nürnbergs einen neuen Anstoß zu geben.

„Kunstsommer“, 26. und 27. Juli., 11-19 Uhr, Mathildenstraße 9, Hof & Atelier Werkstattladen, geöffnet Mi./Do. 11-18 Uhr, jeden 1. Sa. 11-14 Uhr.

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